Wenn der Chef der US-Zentralbank die neue Zins-Entscheidung bekannt gibt, schaut nicht nur die Finanzwelt genau hin. Jerome Powell ist längst ein politischer Faktor - der dem US-Präsidenten öffentlich Paroli bietet.

Es war ein seltener Moment der Demütigung für Donald Trump: Der US-Präsident besichtigte vergangene Woche zwei Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (FED), die gerade renoviert werden. Gemeinsam mit dem Fed-Chef, den er am liebsten loswerden würde, ging Trump über die Baustelle.

Doch der geplante Showdown, der Jerome Powell offenbar den letzten Tritt verpassen sollte, verkehrte sich ins Gegenteil. "Es sieht so aus, als hätten sich die Kosten für die Renovierung auf 3,1 Milliarden Dollar erhöht", warf Trump Powell vor laufenden Kameras vor und hielt ihm ein entsprechendes Papier vor die Nase.

US-Präsident Trump besichtigt die renovierte Federal Reserve mit Jerome Powell.

Der Jurist Powell studierte das Papier kurz und konterte trocken: "Sie haben hier ein drittes Gebäude eingerechnet. Das ist schon vor fünf Jahren fertig geworden." Der Versuch, Powell die Kosten für eine angebliche Luxus-Renovierung der Fed-Zentrale vorzuwerfen, war gescheitert.

Auf Konfrontationskurs mit Trump

Seit Monaten sieht sich Jerome Powell - 73 Jahre alt, kantiger Kopf mit schwarz gerandeter Brille unter grauem Haar - den Attacken des Präsidenten ausgesetzt. "Er ist ein schrecklicher Fed-Chef." Solche Trump-Sätze gehörten noch zu den milderen Ausdrucksformen. Trump hat Powell auch schon als "Vollidiot" und "Hohlkopf" beschimpft.

Der Präsident will niedrigere Zinsen, um die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln. Powell betont dagegen in jeder Pressekonferenz, die Inflationsrate sei zwar "deutlich zurückgegangen", liege aber immer noch "über dem Langfrist-Ziel von zwei Prozent". Und Powell betont zu Trumps Ärger immer wieder, dass "niemand weiß, was am Ende mit den Zöllen passiert".

Klares "Nein" zum Rücktritt

Trumps Zollerhöhungen bedeuten laut Powell zusätzliche Inflationsgefahr, auch das sieht er als Grund, die Zinsen voraussichtlich auch diesmal unverändert zu lassen. Auf die häufig gestellte Frage, ob er bereit sei, vor Ablauf seiner Amtszeit zurückzutreten, antwortet Powell in der Regel bemerkenswert stoisch und gelassen mit einem knappen: "Nein".

Und auf die Möglichkeit angesprochen, von Trump gefeuert zu werden, lautet die Antwort meist, das sei "vom Gesetz nicht zugelassen". Ganz so eindeutig ist die Rechtslage allerdings nicht.

Die Entlassung eines Fed-Chefs ist laut Zentralbankgesetz aus dem Jahr 1913 dann nicht ausgeschlossen, wenn es einen "wichtigen Grund" gibt, etwa Betrug oder grobe Amtsverfehlung. In diese Richtung zielte Trump offenbar mit dem Versuch, Powell die angeblich überteuerte Renovierung der Fed-Zentrale vorzuwerfen.

Powell-Entlassung wäre wirtschaftliches Risiko

Was Trump zusätzlich ärgern dürfte: Er selbst hat Powell zum Fed-Chef ernannt, 2018, in seiner ersten Amtszeit als Präsident. Ex-Präsident Joe Biden hat Powell dann im Amt bestätigt, bis Mai 2026. So lange will der Fed-Chef, allem Druck Trumps zum Trotz, offenbar auch bleiben.

Die wichtigste fachliche Unterstützung für Powell kommt von den Finanzmärkten: Es gab das klare Signal, dass eine vorzeitige Entlassung als Gefahr für die Unabhängigkeit der Fed gewertet würde. Eine Flucht aus US-Staatsanleihen und dem Dollar wären die absehbare Folge.

Kritik mit Tragkraft

Längst hat Powells Standhaftigkeit aber auch politische Signalwirkung. Der frühere Anwalt und Investmentbanker ist als Republikaner registriert, hat aber stets Kontakte in beide politischen Lager, auch zu Demokraten gepflegt.

Im Gegensatz zu den meisten Republikanern im Kongress widerspricht der Fed-Chef Donald Trump öffentlich. Mit seiner Weigerung, vorzeitig zurückzutreten, signalisiert er: Auch für Donald Trump hat die Macht als Präsident noch Grenzen.

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