Viele Tsunami-Warnungen aufgehoben - Erde bebt noch
Ein schweres Erdbeben versetzte viele Länder im Pazifikraum in Alarmzustand. Die erste Zwischenbilanz fällt glimpflich aus. Doch die Gefahr ist noch nicht ganz gebannt, zumal es vor der russischen Halbinsel Kamtschatka Nachbeben gibt.
Nach dem heftigen Erdbeben vor der Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands kommt die Erde dort nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) registrierte der Geophysische Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften zahlreiche Nachbeben, viele mit einer Stärke von über 5 und in geringer Tiefe von nur etwa zehn Kilometern. Weitere könnten in den nächsten Wochen folgen.
Erdbeben und Flutwelle an der Pazifikküste Russlands
Norbert Hahn, ARD Moskau, tagesschau, 30.07.2025 20:00 UhrViele Tsunami-Warnungen, die zwischenzeitlich für Menschen im Pazifikraum galten, sind aber aufgehoben worden. Die befürchtete Katastrophe blieb somit zunächst aus. Doch auch einen Tag nach dem starken Beben gab es noch nicht überall Entwarnung.
In Chile evakuierten Behörden die Küstengebiete des Landes. In der Ortschaft Hanga Roa auf der zu Chile gehörenden Osterinsel im Pazifik sei die Küstenpromenade gesperrt worden, berichtete der Radiosender Cooperativa. Der Großteil der Bevölkerung lebe allerdings in höher gelegenen Gebieten, die als sicher gelten.
Entwarnung für Hawaii und die US-Westküste
Entwarnung kam nach bangen Stunden für die bei Urlaubern beliebte Inselgruppe Hawaii: Die letzten Tsunami-Warnhinweise wurden aufgehoben. Die Behörden warnten Schwimmer und Bootsfahrer aber weiterhin vor ungewöhnlichen oder starken Wasserströmungen in einigen Küstenregionen.
Wegen der Tsunami-Gefahr für die zu den USA gehörende Inselgruppe im Pazifik, die Tausende Kilometer vom Erdbebengebiet vor der Kamtschatka entfernt liegt, waren Strände evakuiert und Häfen zeitweise für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Größere Schäden gab es letztlich aber nicht. Die höchste Flutwelle in Hawaii erreichte laut dem Sender CNN 1,50 Meter.
Auch in den westlichen US-Bundesstaaten Alaska, Washington und Oregon wurden die Tsunami-Warnungen wieder aufgehoben.

Warnungen auch in Asien aufgehoben
Ebenfalls aufgehoben wurden die Warnungen größtenteils im asiatischen Raum - so etwa in China und auf den Philippinen. Indonesien meldete derweil kleinere Tsunamiwellen.
An Japans Pazifikküste traf eine mehr als einen Meter hohe Flutwelle ein. In einem Hafen der nordöstlichen Präfektur Iwate sei eine 1,30 Meter hohe Welle registriert worden, berichteten lokale Medien. An der Küste anderer Präfekturen wurden Flutwellen von bis zu 80 Zentimetern beobachtet. Größere Schäden schien es nicht zu geben.
Die Behörden hatten Warnungen vor einem bis zu drei Meter hohen Tsunami ausgegeben. Der Norden Japans liegt dem Erdbebengebiet geografisch mit am nächsten. Inzwischen wurden aber auch in Japan die Warnungen aufgehoben. Es drohten keine Flutwellen mehr an den Küsten des Landes, erklärte der Wetterdienst. In dem Land waren zeitweise fast zwei Millionen Menschen zur Evakuierung aufgerufen. Einziges Todesopfer war eine Frau, die Berichten zufolge auf der Flucht vor dem befürchteten Tsunami mit ihrem Auto von einer Klippe stürzte.
Stärkstes Erdbeben seit 2011
Auch Russland hob die Tsunami-Warnung wieder auf. Hinweise auf größere Schäden gab es nicht. In der russischen Hafenstadt Sewero-Kurilsk auf der Kurilen-Inselgruppe kam es allerdings zu schweren Überschwemmungen.

Paramuschir ist eine der russischen Kurilen-Inseln, die von den Tsunami-Wellen getroffen wurde.
Mit 8,8 war das Hauptbeben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 - und wurde seit Beginn der Messungen überhaupt nur von fünf Beben übertroffen.
Es ereignete sich in der Nacht zu Mittwoch um kurz vor 1.30 Uhr. Das Zentrum des Bebens lag den Angaben der USGS Angaben in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste der Halbinsel Kamtschatka, und relativ tief unter dem Meeresboden.
Peskow lobt Erdbeben-Management
Von Kamtschatka meldeten Behörden mehrere Verletzte. Die Patienten erhielten in Krankenhäusern die erforderliche Hilfe, sagte der regionale Gesundheitsminister Oleg Melnikow. Verletztenzahlen nannte er nicht. Die Menschen hätten sich bei der Flucht verletzt, darunter ein Mann bei einem Sprung aus einem Fenster. Eine Frau sei in einem Gebäude des neuen Flughafens verletzt worden.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass sich die erdbebensichere Bauweise auf Kamtschatka bewährt habe. Es gebe keine Opfer. Die Frühwarnsysteme hätten ordnungsgemäß funktioniert. Wo es Tsunami-Gefahr gegeben habe, seien die Menschen rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden, darunter auch 60 Urlauber an einem Strand.
Thorsten Iffland, ARD Tokio, tagesschau, 30.07.2025 07:00 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke