"Die Hamas will keinen Deal"
Rund 20 lebende Geisel soll die Hamas in ihrer Gewalt haben. Israels Regierungschef Netanjahu glaubt nicht mehr, die Menschen mit einem Deal befreien zu können. Medienberichten zufolge erwägt er, den Gaza-Krieg auszuweiten.
Angesichts schockierender Videos von abgemagerten Geiseln der islamistischen Hamas erwägt Israels Regierung offenbar, den Krieg in Gaza auszuweiten, um die entführten Menschen zu befreien. "Ich verstehe genau, was die Hamas will. Sie will keinen Deal", sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu in einer Video-Botschaft.
Er sei nun noch entschlossener, die Geiseln zu befreien, die Hamas zu eliminieren und dafür zu sorgen, dass vom Gazastreifen nie wieder eine Gefahr für Israel ausgeht, sagte Netanjahu gemäß englischer Übersetzung der Times of Israel. Einzelheiten nannte er nicht.
Medien: Entscheidung soll diese Woche fallen
Israelischen Medien zitierten zeitgleich einen namentlich nicht genannten Beamten, der erklärte, der Regierungschef strebe danach, die Freilassung der Geiseln "auf dem Weg eines militärischen Sieges" zu erreichen.
Die israelische Führung werde in dieser Woche entscheiden, ob sie die Kämpfe ausweiten wird - auch auf die Gefahr hin, dass Geiseln zu Schaden kommen - oder ob sie mehr Zeit für ein mögliches Abkommen einräumt, berichtete der Sender Channel 12 News.
Innerhalb der Führung gebe es demnach unterschiedliche Ansichten dazu. Einige seien für, andere gegen eine Ausweitung der Kämpfe.
Entsetzen bei Geisel-Familien
Das Forum der Geisel-Familien übte deutliche Kritik an Netanjahus Äußerungen. "Seit 22 Monaten wird der Öffentlichkeit die Illusion verkauft, dass militärischer Druck und intensive Kämpfe die Geiseln zurückbringen werden", zitierte die Zeitung eine Erklärung der Gruppe.
"Die Ausweitung des Krieges gefährdet das Leben der Geiseln, die in unmittelbarer Todesgefahr schweben. Wir haben die erschreckenden Bilder der Geiseln in den Tunneln gesehen, sie werden weitere lange Tage des Grauens nicht überleben", heißt es in der Erklärung des Forums, das die Mehrheit der Familien der Geiseln vertritt.
Videos der Hamas zeigen abgemagerte Geiseln
Nach Angaben israelischer Behörden befinden sich derzeit 50 Geiseln im Gazastreifen, von denen nur noch 20 am Leben sein sollen. In den vergangenen Tagen veröffentlichte die Hamas Videos, in denen zwei dieser Geiseln, zwei junge Männer, im Zustand akuter Unterernährung, schwindender körperlicher Kraft und emotionaler Gebrochenheit gezeigt wurden.
Eines der Videos zeigt den abgemagerten Evyatar David, wie er sich in einem engen Tunnel sein eigenes Grab zu schaufeln scheint. Ein anderes Video zeigt, wie der Deutsch-Israeli Rom Braslavski sich Nachrichtenvideos über die Hungersnot der Palästinenser im Gazastreifen anschauen muss.
Die Videos sorgten in Israel und international für großes Entsetzen. Netanjahu sagte in seiner Video-Botschaft, die Hamas wolle Israel "mit diesen grauenhaften Videos, mit der falschen Horror-Propaganda, die sie in der ganzen Welt verbreiten", brechen. Aber man werde sich nicht brechen lassen.
Im Interview mit den tagesthemen erklärte Tal Shoham, der 505 Tage lang in einem Tunnel der Hamas gefangen gehalten worden war, dass er während dieser Zeit nur sehr wenig Nahrung bekommen habe.
Manchmal sei es nur ein kleines Stück Pitabrot für die nächsten 24 Stunden gewesen. "Kurz bevor ich freigelassen wurde, haben sie zugegeben, dass sie uns absichtlich so wenig zu essen gegeben haben. Sie wollten, dass wir schlecht aussehen und leiden."
Hamas knüpft Versorgung an Bedingungen
Die Hamas hatte bisher humanitären Organisationen jeglichen Zugang zu den Geiseln verwehrt. Die Terrororganisation ist nach eigenen Angaben allerdings nun doch bereit, das Rote Kreuz die Geiseln mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen zu lassen.
Man werde ein diesbezügliches Ersuchen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) positiv beantworten, teilte ein Sprecher der Al-Kassam-Brigaden auf Telegram mit. Die Brigaden sind der militärische Arm der Terrororganisation.
Zugleich stellte die Hamas weitreichende Bedingungen: So müsse Israel eine umfassende und dauerhafte Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gazastreifen ermöglichen. Zudem müsse Israel jegliche Luftangriffe und -aufklärung während der Zeit der Verteilung der Hilfsgüter und Versorgung der Geiseln einstellen.
UN-Sicherheitsrat soll laut Israel beraten
Israels Regierungschef Netanjahu hatte zuvor nach Angaben seines Büros mit dem regionalen IKRK-Delegationsleiter Julien Lerisson gesprochen und ihn darum gebeten, sich dafür einzusetzen, dass das Rote Kreuz die israelischen Geiseln unverzüglich mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen möge.
Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Danny Danon, kündigte für Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage der Geiseln an. "Hamas-Terroristen lassen die israelischen Geiseln hungern und misshandeln sie", schrieb er auf der Plattform X. Es sei an der Zeit, dass der UN-Sicherheitsrat die Taten der Hamas "unmissverständlich verurteilt".
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke