Es ist der Versuch, auf höchster Ebene ein Ende der Kämpfe in der Ukraine zu erreichen: Trump will sich bald mit Putin treffen. Ist der Kremlchef überhaupt zu Zugeständnissen bereit? Auf was müsste sich die Ukraine einstellen? Ein Überblick.

Wann soll es zu einem Treffen zwischen Trump und Putin kommen?

Ein genauer Termin ist bislang nicht bekannt - fest steht nur: Es wird zu einem Treffen der beiden Präsidenten kommen. Juri Uschakow, der außenpolitische Berater von Wladimir Putin, erklärte, das Treffen werde in den kommenden Tagen stattfinden - angepeilt werde die kommende Woche.

Man arbeite an den Details, auch auf einen Ort habe man sich geeinigt. Donald Trump hatte am späten Mittwoch vor Journalisten gesagt, er werde sich "sehr bald" mit Putin treffen.

Ungewiss dagegen ist, ob es danach zu einem Dreiertreffen von Trump mit Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kommen wird. Auch diese Möglichkeit deutete Trump an - vage, wie so oft. Auf Nachfrage einer Journalistin, ob Putin und Selenskyj einem Treffen zugestimmt hätten, sagte er: "Die Chancen stehen gut, dass es sehr bald zu einem Treffen kommen wird."

Putin hat eine solche Begegnung bislang vermieden und betont, ein solches Treffen ergebe erst Sinn zum Abschluss von Gesprächen über ein Ende der Kampfhandlungen. Man darf annehmen, dass es auch seinem Selbstverständnis entspricht, den Rahmen für eine Unterbrechung oder Beendigung des Angriffskriegs allein mit Trump abstimmen zu wollen - und Selenskyj nur noch eine Zustimmung oder Ablehnung bleibt.

Zeichnet sich eine Waffenruhe in der Ukraine ab?

Auch dahinter steht ein dickes Fragezeichen. Die Äußerungen nach dem Treffen von Trumps Sondergesandten Steve Witkoff mit Putin am Mittwoch in Moskau waren von großer Unbestimmtheit.

Witkoff habe ein "hochproduktives" Treffen mit Putin gehabt, bei dem "große Fortschritte" erzielt worden seien, erklärte Trump. In welchen Fragen diese Fortschritte erzielt worden seien, führte er nicht näher aus und schrieb stattdessen auf seiner Plattform Truth Social recht allgemein, alle seien sich einig, dass der Krieg beendet werden müsse. Daran werde in den kommenden Tagen und Wochen gearbeitet.

Noch dürftiger hatte sich die russische Seite geäußert. Putin-Berater Uschakow lobte das Gespräch mit Witkoff als nützlich und konstruktiv.

US-Außenminister Marco Rubio steuerte später die Feststellung bei, man habe jetzt ein besseres Verständnis davon, unter welchen Bedingungen Russland bereit wäre, den Krieg zu beenden. Ob das bedeutet, dass Russland von seinen bisherigen Forderungen abgerückt ist und neue Bedingungen formuliert, blieb offen.

Rubio steuerte aber auch eine zurückhaltende Note bei: Dem TV-Sender Fox Business sagte er, es gebe noch viel zu tun, er wolle nicht übertreiben - man habe noch "einen langen Weg" vor sich. Die Vorstellungen Russlands müssten nun mit den Erwartungen der Ukraine und der europäischen Partner abgeglichen werden.

In Medien wurde rund um das Gespräch in Moskau spekuliert, Russland könne ein zumindest vorübergehendes Ende seiner massiven Luftangriffe auf die Ukraine anbieten, die zuletzt auch die Kritik von Trump auf sich gezogen hatten. Darauf gibt es aber auch weiterhin keine handfesten Hinweise.

Eine weitere Überlegung: Russland könne einen Gebietstausch anbieten, der die Rückgabe einiger eroberter Gebiete an die Ukraine gegen die Abtretung anderer Gebiete der Ukraine an Russland beinhalten würde. Auch das ist aber rein spekulativ.

Bislang hat Russland unter anderem die komplette Überlassung mehrerer Regionen im Osten und Südosten der Ukraine gefordert, die es bisher nicht in Gänze erobert, in seiner Verfassung aber schon als Teil des russischen Staatsgebiets bezeichnet hat.

Was verspricht sich Putin von einem Gipfel mit Trump?

Für den Kremlchef ist Augenhöhe wichtig: Er will Russland als Großmacht gleichrangig mit den USA betrachtet wissen, er will auch mit niemand anderem als mit Trump verhandeln. Nach fast dreieinhalb Jahren Isolation wegen des Krieges würde ihn ein solches Treffen als Gesprächspartner aufwerten.

Ob Putin zu Zugeständnissen bereit sein könnte, ist nicht bekannt. Anfang der Woche bekräftigte er vor Kameras auf der nordrussischen Klosterinsel Walaam seine Kriegsziele. Sie laufen auf Gebietsabtretungen der Ukraine, Entwaffnung des Gegners und eine moskaufreundliche Regierung in Kiew hinaus.

Allerdings kontrolliert Moskau derzeit viel weniger ukrainisches Gebiet als direkt nach Beginn der Invasion 2022. Die russische Armee rückt zwar wieder vor, sie hat aber hohe Verluste erlitten. Der Krieg lastet auf der russischen Wirtschaft.

Donald Trump und Wladimir Putin bei einem Treffen in Helsinki im Juli 2018.

Was könnte ein solches Treffen für die Ukraine bedeuten?

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat zuletzt immer wieder Verhandlungen von Angesicht zu Angesicht mit Putin gefordert. Bei dem Dreiertreffen, das Trump sich vorstellt, wäre er aber in der schwächsten Position. Die USA wären Vermittler, nicht mehr Partner.

Trotzdem müsste Selenskyj so agieren, dass er Trump nicht verprellt, weil sein Land weiter Waffen und Geld der USA braucht. Es wäre eine noch schwierigere Situation als Ende Februar im Weißen Haus, als der ukrainische Präsident von Trump und seinem Vize JD Vance abgekanzelt wurde.

Nachdem Trump den ukrainischen Präsidenten, Bundeskanzler Friedrich Merz und andere europäische Regierungschefs über die neuen US-Pläne informiert hatte, sagte Selenskyj: "Anscheinend ist Russland jetzt eher zu einer Waffenruhe bereit. Der Druck wirkt. Das Wichtigste ist aber, dass sie weder uns noch die USA in den Details betrügen."

Kommen die angedrohten US-Sanktionen?

Wie weitreichend US-Sanktionen gegen Moskaus Handelspartner letztendlich ausfallen könnten, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. Am Mittwoch erklärte Trump, über entsprechende Schritte werde später entschieden. US-Außenminister Marco Rubio zufolge soll dies in den kommenden 24 bis 36 Stunden geschehen.

Was Trump allerdings bereits umgesetzt hat, sind höhere Zölle gegen Indien - mit der Begründung, dass Indien weiter russisches Öl kaufe. Der US-Präsident unterschrieb ein Dekret, das den Zollsatz für viele indische Produkte auf 50 Prozent verdoppelt. Es tritt in drei Wochen in Kraft.

Trump setzte damit bereits vor Tagen geäußerte Drohungen um. Der Ölexport zählt zu Moskaus wichtigsten Einnahmequellen, mit denen auch der Krieg gegen die Ukraine finanziert wird. Der US-Präsident hatte mehrfach kritisiert, das Land beziehe ungeachtet des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine weiter billiges Öl und Gas sowie Waffen aus Russland. Auch China hat Trump mit solchen Zöllen gedroht.

Welche Rolle bleibt den Europäern?

Russlands Krieg gegen die Ukraine ist vor allem ein Problem für die Sicherheit in Europa. Die europäischen Staaten organisieren gemeinsam mehr Unterstützung für das angegriffene Land als die USA. Sie werden künftig den Wiederaufbau schultern müssen.

Für die Europäer ist es wichtig, dass die Ukraine sicher existieren kann. Sie müssen für sich selbst Sicherheit gegenüber Russland schaffen. Trump informierte die wichtigsten europäischen Partner zwar, dass er die Zeit für ein Treffen mit Putin für gekommen sieht. Ein Platz am Verhandlungstisch ist aber nicht vorgesehen.

"Das ist kein Deal", schrieb der Politikprofessor Sam Greene vom Kings College in London auf X. Es sei "ein Deal, um einen Deal ohne europäische Einmischung zu erzwingen". Putin könne guten Willen zeigen, Trump müsse seine Drohung von Sanktionen nicht wahr machen.

Putin stimmt Treffen mit Trump zu

Norbert Hahn, WDR, tagesschau, 07.08.2025 20:00 Uhr

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