Israel rückt offenbar auf Gaza-Stadt vor
Israel treibt die angekündigte Offensive auf Gaza-Stadt nach Angaben eines Militärsprechers voran. Die Außenbezirke seien bereits eingenommen, hieß es. Zuvor griff die Hamas einen israelischen Militärposten an.
Erste Angriffe im Zuge von Israels geplanter Offensive auf Gaza-Stadt haben offenbar begonnen. Ein Sprecher des israelischen Militärs teilte mit, die Armee sei in der ersten Phase. Vororte wurden ihm zufolge bereits eingenommen.
Man bemühe sich um eine sichere Evakuierung für die Zivilbevölkerung, sagte der Militärsprecher. Auch eine ausreichende Versorgung mit Hilfsgütern solle sichergestellt werden. Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch verschlimmern wird.

Christian Limpert, Tel Aviv, zum Start der israelischen Offensive auf Gaza-Stadt
tagesthemen, 20.08.2025 22:15 UhrNetanjahu will Offensive beschleunigen
Zudem bestätigte der Sprecher, dass in dieser Woche etwa 60.000 Einberufungsbescheide verschickt werden. Zuvor hatte es Medienberichte gegeben, nach denen der israelische Verteidigungsminister Israel Katz einen Einsatzplan der Armee zur Einnahme von Gaza-Stadt gebilligt hatte.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ordnete nach Angaben seines Büros an, Gaza-Stadt schneller einzunehmen als bislang geplant. Der "Zeitplan für die Eroberung der letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas" solle verkürzt werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen.
Militärsprecher Defrin kündigte an, dass die Angriffe auf die Hamas in ihrer Hochburg Gaza-Stadt weiter intensiviert würden. Die radikal-islamische Palästinenser-Organisation sei nur noch eine "angeschlagene" Guerilla-Gruppe.
Angriff auf israelischen Militärposten
Am Morgen hatten nach Angaben des israelischen Militärs mehr als 15 bewaffnete Palästinenser eine Stellung der Armee im Süden des Gazastreifens angegriffen. Sie hätten im Bereich der Stadt Chan Junis auf die israelischen Soldaten geschossen und Panzerabwehrraketen eingesetzt; drei Soldaten seien verletzt worden.
Die israelischen Truppen hätten das Feuer erwidert und zehn der Angreifer getötet, hieß es. Die Hamas reklamierte den Angriff für sich und sprach von einem "Überfall auf eine neu eingerichtete feindliche Stellung südöstlich von Chan Junis".
Konfliktparteien als Quelle Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.Israel steht international in der Kritik
Schon im Vorfeld lösten Israels Pläne, eine Offensive durchzuführen, international viel Kritik aus, weil dadurch wahrscheinlich viele weitere Palästinenser vertrieben würden. Viele der engsten Verbündeten haben Israel aufgerufen, dies zu überdenken. Regierungschef Netanjahu steht jedoch unter dem Druck einiger rechtsextremer Mitglieder seiner Koalition, eine vorübergehende Waffenruhe abzulehnen, den Krieg fortzusetzen und eine Annexion des Gazastreifens anzustreben.
Derzeit wird um eine Feuerpause im Gazastreifen gerungen. Die Hamas hat einen Vorschlag von Vermittlern angenommen. Die israelische Regierung prüft dies Insidern zufolge noch. Demnach geht es um eine 60-tägige Feuerpause und die Freilassung der Hälfte der noch in dem Küstengebiet festgehaltenen israelischen Geiseln.
Angehörige fürchten um Geiseln
Doch wie aus israelischen Regierungskreisen verlautete, pocht Israel weiter auf die Freilassung sämtlicher 50 Geiseln. Nach Angaben Israels sind 20 von ihnen noch am Leben. Deren Angehörige befürchten das Schlimmste für ihre Familienmitglieder. Sie demonstrierten im Grenzgebiet zum Gazastreifen für die Freilassung ihrer Verwandten und Familienmitglieder. Der Marsch vom Kibbutz Beeri zum Gelände des Nova-Musikfestivals führte zu zwei Schauplätzen des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023.
Militärischer Druck rette Geiseln nicht, sondern töte sie, sagte Ofir Braslavski, der Vater von Rom Braslavski. Die Hamas hatte Anfang August ein Video des jungen Mannes verbreitet, auf dem dieser ausgezehrt und stark geschwächt gezeigt wurde. "42 Geiseln kamen zu Fuß nach Gaza - und kehrten in Leichensäcken zurück. Ich möchte nicht, dass mein Kind Nummer 43 ist", sagte Braslavski
Macabit Mayer, die Tante der Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman, warf Netanjahu vor, Zehntausende weiterer Reservisten für eine "sinnlose Mission" rekrutiert zu haben, die "unsere Liebsten und sie selbst in Gefahr bringt."
Große Teile der Bevölkerung mehrfach vertrieben
Der Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen begann am 7. Oktober 2023, als Extremisten unter Führung der Hamas nach Israel eindrangen, dort 1.200 Menschen töteten und 251 Geiseln nahmen. Bei der darauffolgenden israelischen Kämpfe im Gazastreifen wurden palästinensischen Angaben zufolge mehr als 62.000 Palästinenser getötet, das Küstengebiet weitgehend zerstört und der größte Teil der Bevölkerung mehrfach vertrieben.
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