Die Ursache ist auch am Tag danach unklar: In Lissabon ist die bekannte Standseilbahn "Elevador da Glória" entgleist. Laut Behörden starben 16 Menschen, 21 wurden verletzt. Auch Deutsche sind wohl betroffen.

Nach der Entgleisung einer Standseilbahn in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon hat die Regierung die Zahl der Toten auf 16 korrigiert. Zuvor hatte die städtische Zivilschutzbehörde von 17 Toten gesprochen. Am Nachmittag aktualisierte Regierungschef Luis Montenegro dann diese Zahl. Demnach wurden fünf Menschen schwer verletzt. Zuvor war von 21 Verletzten die Rede.

Sebastian Kisters, ARD Madrid, zzt. Lissabon, über das Seilbahn-Unglück mit 16 Toten

tagesschau24, 04.09.2025 17:00 Uhr

Unter den Opfern sind nach Behördenangaben auch Ausländer. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes geht man auch von deutschen Betroffenen aus. "Leider müssen wir davon ausgehen, dass sich auch deutsche Staatsangehörige unter den Betroffenen befinden", hieß es in einer Mitteilung. "Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben."

Informationen zur Identität der Opfer wurden noch nicht mitgeteilt. Die Leiterin der städtischen Zivilschutzbehörde, Margarida Castro Martins, sagte lediglich, alle Getöteten seien Erwachsene. Bei den Verletzten handle es sich um Menschen aus Portugal sowie zwei deutsche Staatsbürger, zwei Spanier und jeweils eine Person aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Kanada, Marokko, Südkorea und Kap Verde.

Portugiesischen Medienberichten zufolge ist unter den Todesopfern ein deutscher Familienvater. Der Mann habe sich mit seiner Frau und seinem Kind in der Bahn befunden, als diese entgleiste. Mutter und Sohn wurden demnach verletzt. Das Kind sei in Obhut der Behörden.

Bei Helligkeit wird die Wucht des Aufpralls sichtbar: Die Standseilbahn raste laut Zeugen den Hügel hinab und entgleiste in einer Kurve.

Bahnbetreiber: Wartung wurde ordnungsgemäß durchgeführt

Die portugiesische Regierung rief für heute einen nationalen Trauertag aus. Bislang sei nicht klar, warum die auch bei Touristen beliebte Bahn "Elevador da Glória" entgleiste, berichten portugiesische Medien unter Berufung auf die Einsatzkräfte. Bilder zeigten, dass die Bahn umkippte und stark beschädigt wurde.

Der Betreiber erklärte, die Bahn sei ordnungsgemäß gewartet worden. Allerdings berichten portugiesische Medien, dass der Vertrag für die tägliche Wartung vor wenigen Tagen ausgelaufen sei. Die Ausschreibung einer Neuvergabe wurde demnach annulliert. Nach dem Unglück wurde der Betrieb der Standseilbahnen in Lissabon auf unbestimmte Zeit eingestellt. Laut dem Stadtrat sollen die Bahnen einer technischen Prüfung unterzogen werden.

Das Wrack der Bahn liegt noch immer auf der von der Polizei abgesperrten Straße in der Innenstadt, auf der sie am Abend verunglückte. Behördenvertreter wollten nicht darüber spekulieren, ob eine defekte Bremse oder ein gerissenes Kabel den Unfall verursacht haben könnten.

Ermittler untersuchen Unfallstelle

Augenzeugen berichteten im portugiesischen Fernsehen, dass die historische Bahn in hoher Geschwindigkeit den Hügel heruntergerast sei. In einer Kurve sei sie dann schließlich entgleist und gegen ein Haus geprallt. Die Bahn bietet Platz für etwa 40 Passagiere, allerdings soll sie nicht voll besetzt gewesen sein.

Der Nachrichtensender SIC Notícias berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet.

Einen solchen Unfall hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben. Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall zutiefst. Er forderte eine rasche Aufklärung. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Die historischen Standseilbahnen - hier der nicht verunglückte "Ascensor da Bica" - sind vor allem auch bei Touristen beliebt.

"Elevador da Glória" beliebte Touristenattraktion

Die Standseilbahn mit dem gelben Waggon zählt zu den bekanntesten Touristenattraktionen Lissabons und wurde bereits im 19. Jahrhundert in Betrieb genommen. Sie ist bei Einheimischen und Besuchern beliebt, da sie die Unterstadt Baixa mit dem hochgelegenen Stadtviertel Bairro Alto verbindet, das für sein Nachtleben bekannt ist.

Standseilbahnen ähneln optisch einer Straßenbahn, gelten technisch aber als Seilbahn, da die Fahrzeuge normalerweise keinen eigenen Antrieb haben. Gezogen werden sie von einem Stahlseil, das zwischen den Schienen verläuft. In Städten kommen sie dort zum Einsatz, wo es für andere öffentliche Verkehrsmittel zu steil ist. In Deutschland gibt es Standseilbahnen zum Beispiel in Dresden, Stuttgart oder Karlsruhe.

Der "Elevador da Glória" ist eine Art Mischform zwischen beiden Systemen. Die Bahn überwindet auf der 265 Meter langen Strecke eine Steigung von mehr als 17 Prozent. Jährlich nutzen drei Millionen Besucherinnen und Besucher die Bahn.

Mit Informationen von Kristina Boeker, ARD-Studio Madrid

Markus Sambale, ARD Berlin, tagesschau, 04.09.2025 12:40 Uhr

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