Verbündete der Ukraine zeigen sich nach den neuen schweren Angriffen auf das Land fassungslos. Mindestens vier Zivilisten starben - das zeige: Der Kreml wolle keinen Frieden. Die EU will ihren Druck auf Russland erhöhen.

800 Drohen und 13 Raketen: Die Ukraine hat am Morgen massive russische Angriffe gemeldet. Die EU und Verbündete der Ukraine reagierten empört. Sie sehen die neuen Angriffe als Beleg für die fehlende Verhandlungsbereitschaft von Kremlchef Wladimir Putin.

"Der Kreml verhöhnt erneut die Diplomatie, tritt das Völkerrecht mit Füßen und tötet wahllos", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Plattform X. "Wir stärken die ukrainischen Streitkräfte, schaffen dauerhafte Sicherheitsgarantien und verschärfen die Sanktionen, um den Druck auf Russland zu erhöhen."

EU arbeitet an 19. Sanktionspaket

Auch EU-Ratspräsident António Costa appellierte, die Verteidigung der Ukraine zu stärken und den Druck auf Russland durch weitere Sanktionen zu erhöhen. "Über Frieden zu sprechen, während die Bombardierungen eskalieren und Regierungsgebäude und Wohnhäuser angegriffen werden - das ist Putins Version von 'Frieden', schrieb er auf X. "Russland hat diesen Krieg begonnen, und Russland entscheidet sich dafür, ihn fortzusetzen."

Beide EU-Vertreter wiesen dabei auch auf die über das Wochenende fortgesetzten Planungen für ein 19. Paket mit Sanktionen hin. Sie sollen in den kommenden Tagen in einem Vorschlag für Rechtsakte münden, die dann noch von den Regierungen der Mitgliedstaaten angenommen werden müssten.

Solidarität der Partner

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen ihre Anteilnahme mit den Opfern aus - vier Menschen starben bei den Angriffen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in sozialen Medien zahlreichen Politikern, wie EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

"Gemeinsam mit der Ukraine und unseren Partnern stehen wir für den Frieden", schrieb Macron bei X. "Russland verstrickt sich derweil immer tiefer in die Logik von Krieg und Terror." Wie Selenskyj mitteilte, telefonierte er nach den Angriffen mit Macron.

"Der Kreml will Krieg, nicht Frieden"

Der britische Premierminister Keir Starmer äußerte sich ebenfalls entsetzt. "Zum ersten Mal wurde das Herz der ukrainischen Zivilregierung beschädigt. Diese feigen Angriffe zeigen, dass Putin glaubt, er könne ungestraft handeln", teilte er mit. "Mit dem Frieden meint er es nicht ernst."

Auch der lettische Präsident Edgars Rinkēvičs schrieb auf X: "Die Botschaft ist klar: Der Kreml will Krieg, nicht Frieden." Moldaus Regierungschefin Maia Sandu sagte, Russland biete der Welt "Tonnen von Lügen und Tausende von Raketen, die wahllos Zivilisten töten".

Regierungsgebäude in Brand

Von Samstagabend bis in die Morgenstunden wurden laut Ministerpräsidentin Yulia Svyrydenko in der Ukraine Städte in nahezu allen Landesteilen unter Beschuss genommen worden. Wieder war eines der Hauptziele Kiew. In der Hauptstadt wurde Svyrydenko zufolge eines der wichtigsten Regierungsgebäude in Brand gesetzt.

Ob das russische Militär das Haus gezielt ins Visier genommen hat oder ob herabfallende Teile, beispielsweise von einer abgeschossenen Drohne, den Brand ausgelöst haben, ist noch unklar.

Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete, das Militär habe bei dem Angriff nur "Standorte des militärisch-industriellen Komplexes und der Transportinfrastruktur in der Ukraine angegriffen".

Tote in Kiew

Auch Wohngebäude wurden in der Nacht getroffen. Den örtlichen Behörden zufolge wurden in Kiew mindestens zwei Menschen durch die Angriffe getötet, viele weitere Menschen verletzt. Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge starben ein Kleinkind und eine junge Frau bei den Drohnenangriffen.

Zudem sei eine ältere Frau in einem Luftschutzraum ums Leben gekommen. Die Behörden untersuchen nun, ob sie an den Folgen eines Angriffs starb. Sie wird nicht unter den offiziellen Opferzahlen registriert.

Zwei weitere Tote in Sumy und Tschernihiw

In Saporischschja wurden laut Präsident Selenskyj mehr als 20 Häuser und ein Kindergarten beschädigt. Neben den getöteten Personen in Kiew seien zwei weitere Menschen landesweit gestorben. Eine Person sei in Safoniwka in der Region Sumy und ein Mensch in der Region Tschernihiw getötet worden, schrieb der Präsident auf der Plattform X.

Selenskyj sprach von "vorsätzlichen Verbrechen", "obwohl echte Diplomatie längst hätte beginnen können". Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch die US-Regierung, die keine weiteren Sanktionen gegen Russland verhängt habe.

Weitere ukrainische Städte meldeten ebenfalls russische Angriffe. In Krywyj Rih in der Zentralukraine wurden Behörden zufolge die Verkehrs- und städtische Infrastruktur angegriffen. In der südlichen Schwarzmeerhafenstadt Odessa seien zivile Infrastruktur und Wohngebäude beschädigt worden. Unabhängig überprüfen lassen sich die ukrainischen Angaben derzeit nicht.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Ukraine greift erneut Ölpipeline Druschba an

Russland meldete ebenfalls Angriffe. Die Flugabwehr habe in der Nacht 69 ukrainische Drohnen zerstört, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. In der südlichen Schwarzmeerregion Krasnodar löste ein Drohnenangriff nach Angaben der örtlichen Behörden einen Brand in der Ölraffinerie Ilsky aus. Unabhängig überprüfen lassen sich die russischen Angaben derzeit nicht.

Die Ukraine selbst gibt an, erneut die russische Region Brjansk angegriffen zu haben. Ziel sei die Ölpipeline Druschba gewesen. Der Kommandeur der ukrainischen Drohnenstreitkräfte, Robert Browdi, teilte auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit, die Pipeline sei dabei durch einen Brand erheblich beschädigt worden. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Über die Transitleitung werden Ungarn und die Slowakei mit russischem Öl versorgt. Die Ukraine hatte die Pipeline bereits mehrfach attackiert, was zu Unterbrechungen der Lieferungen in die beiden EU-Staaten geführt hat. Im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Ländern sind die Slowakei und Ungarn weiterhin stark von russischem Öl abhängig, das sie über die Pipeline aus der Sowjetzeit beziehen. Beide Länder unterhalten trotz des Ukraine-Krieges und der EU-Sanktionen engere Beziehungen zu Russland.

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