Erleichterte Geisel-Familien, jubelnde Palästinenser
Jubelszenen aus Tel Aviv und dem Gazastreifen: Die Einigung zwischen Israel und der Hamas hat in der Region große Erleichterung ausgelöst. Vorsichtige Hoffnung macht sich breit.
In der Nacht einigten sich Israel und die islamistische Hamas in indirekten Verhandlungen auf erste Schritte für einen Gaza-Friedensplan. In Israel hat diese Nachricht Erleichterung und Freude ausgelöst: Bilder vom sogenannten Geiselplatz in Tel Aviv aus den frühen Morgenstunden zeigen strahlende Gesichter und Menschen, die sich in die Arme fielen. Zwei Jahre lang hatten hier Angehörige der Geiseln immer wieder an die Verschleppten erinnert.
Der Gaza-Krieg sei beendet, schrieben israelische Medien. "Wir können endlich wieder atmen", heißt es in einem online veröffentlichten Brief des Forums der Geiselfamilien an US-Präsident Donald Trump. Sie laden ihn zu einem Treffen ein, sollte er nach Israel reisen. Trump hatte auf seiner Online-Plattform Truth Social verkündet, dass alle Geiseln sehr bald freigelassen würden. Gegenüber dem Sender Fox News sagte er zudem, die USA würden eine Rolle beim Wiederaufbau des Gazastreifens und der Wahrung von Frieden spielen.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zu Reaktionen in Israel auf das Gaza-Abkommen
tagesschau24, 09.10.2025 11:00 UhrFeiernde Palästinenser im Gazastreifen
Auch im Gazastreifen wurde der Durchbruch gefeiert: Bilder zeigen Gruppen von Palästinensern, die jubelnd von der Einigung in Ägypten erfahren. Menschen an zentralen Plätzen tanzten und spielten laut Musik oder leuchteten mit ihren Handytaschenlampen.
Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera zeigte Bilder von feiernden Menschen in der Stadt Chan Junis: Mit Pressewesten ausgestattete Reporter verbreiteten darauf die Nachricht unter der Bevölkerung, weil viele Menschen keinen Zugang zum Internet oder Strom haben. Ein Mädchen sagte dem Sender, sie freue sich, nun endlich wieder nach Hause gehen zu können. Andere Bewohner sagten, dass sie noch Angst hätten, aber dennoch auf einen dauerhaften Frieden hofften.

Aufnahmen aus Chan Junis zeigen, wie Menschen die Einigung bejubelten.
Abbas hofft auf "dauerhafte politische Lösung"
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erklärte, die Vereinbarung mache ihm "Hoffnung, dass diese Bemühungen ein Auftakt zu einer dauerhaften politischen Lösung" in der Region sein werden. Eine solche Lösung müsse "ein Ende der israelischen Besatzung" beinhalten und zur "Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates" führen.
Israelischer Finanzminister will gegen Abkommen stimmen
Die Vereinbarung soll offenbar noch heute unterzeichnet werden. Die israelische Armee erklärte am Donnerstagmorgen, sie habe mit "den operativen Vorbereitungen für die Umsetzung des Abkommens begonnen", um ihre Soldaten auf eine vereinbarte Linie zurückzuziehen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht am Nachmittag mit seinem Kabinett. Dabei soll die Vereinbarung mit der Hamas gebilligt werden. Der rechtsreligiöse Finanzminister Bezalel Smotrich kündigte aber bereits an, dagegen zu stimmen. Sobald die Geiseln frei seien, müsse die Hamas zerstört werden, so Smotrich.
Bundesregierung beobachtet Entwicklung
Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich mit Blick auf die Einigung vorsichtig optimistisch: "Die Entwicklung macht uns Mut." Zwar sei noch nicht alles abgeschlossen, doch die Hoffnungen für Israel und den Gazastreifen hätten in der vergangenen Nacht zugenommen, betonte der Kanzler. Die Bundesregierung beobachte die Situation genau, sei aber zuversichtlich, dass es noch in dieser Woche zu einer Lösung komme.
Die EU sprach von einem "großen diplomatischen Erfolg". Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, die EU werde weiterhin Hilfslieferungen in den Gazastreifen unterstützen und sei bereit, beim Wiederaufbau zu helfen. UN-Generalsekretär António Guterres appellierte an alle Beteiligten, sich an die Vereinbarung zu halten. Er lobte die diplomatischen Bemühungen der Vermittler USA, Katar, Ägypten und Türkei und forderte dazu auf, die einmalige Gelegenheit für den Weg zu einer Zweistaatenlösung zu nutzen.
Auch Frankreichs Präsident Macron begrüßte die Einigung - und pochte dabei auf eine politische Zweistaatenlösung. Der britische Premier Keir Starmer verkündete in einer Mitteilung: "Dies ist ein Moment tiefer Erleichterung, der weltweit zu spüren sein wird, insbesondere aber für die Geiseln, ihre Familien und die Zivilbevölkerung in Gaza."
Mit Informationen von Anna Osius, ARD-Studio Kairo
Anna Osius, ARD Kairo, tagesschau, 09.10.2025 04:00 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke