Israelische Regierung stimmt Gaza-Abkommen zu
Israel hat das Abkommen über eine erste Phase des US-Plans zur Beendigung des Kriegs im Gazastreifen und zur Freilassung aller Geiseln genehmigt. Zuvor hatte bereits die Hamas den Krieg für beendet erklärt.
Israel hat das Abkommen über eine erste Phase des US-Plans zur Beendigung des Kriegs im Gazastreifen und zur Freilassung aller Geiseln genehmigt. Dies teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Nacht mit. "Die Regierung hat gerade den Rahmen für die Freilassung aller Geiseln - sowohl der lebenden als auch der verstorbenen - gebilligt", hieß es in der Erklärung.

Johann Wadephul, Bundesaußenminister, zu möglicher deutscher Beteiligung am Wiederaufbau in Gaza
tagesthemen, Das Erste, 09.10.2025 22:35 UhrDas israelische Kabinett stimmte dem Gaza-Abkommen am frühen Morgen zu, etwa 24 Stunden nachdem Vermittler eine Vereinbarung über die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene bekannt gegeben hatten. Trotz des Widerstands einiger rechtsextremer Regierungsmitglieder war mit dem Mehrheitsbeschluss des Kabinetts gerechnet worden. Zuvor hatte sich bereits das israelische Sicherheitskabinett zu Beratungen getroffen.
Ein tatsächliches Ende des seit zwei Jahren andauernden Krieges - ausgelöst vom Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 - könnte damit in greifbare Nähe rücken.
Hamas erklärt Gaza-Krieg für beendet
Zuvor hatte die radikal-islamische Hamas den Krieg im Gazastreifen für beendet erklärt. Zur Begründung verwies die Gruppe auf Zusicherungen der USA, arabischer Vermittler und der Türkei für ein dauerhaftes Ende der Kämpfe.
"Wir haben Garantien von den Vermittlern und der US-Regierung erhalten und alle haben bestätigt, dass der Krieg vollständig vorbei ist", sagte der höchste Hamas-Anführer im Ausland, Chalil al-Haja, in einer Fernsehansprache am Abend. Die Vereinbarung umfasse die Öffnung des Grenzübergangs Rafah in beide Richtungen. Zudem sehe sie die Freilassung aller in Israel inhaftierten palästinensischen Frauen und Kinder vor, so al-Haja.

Chalil al-Haja erklärte für die Hamas, dass der Krieg mit Israel beendet sei.
Die Hamas habe "eine Antwort gegeben, die den Interessen des palästinensischen Volkes dient und Blutvergießen erspart", sagte al-Haja zur Zustimmung zu der Vereinbarung auf Grundlage des US-Friedensplans.
"Wir bekräftigen, dass die Opfer unseres Volkes nicht umsonst sein werden und dass wir unserem Versprechen treu bleiben und die nationalen Rechte unseres Volkes nicht aufgeben werden: Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu erlangen." Die Hamas werde weiterhin mit nationalen und islamischen Fraktionen zusammenarbeiten, um die Gründung eines unabhängigen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt zu verwirklichen.
Freilassung aller Geiseln
Israel und die islamistische Hamas hatten sich zuvor nach tagelangen indirekten Gesprächen in Ägypten auf die Umsetzung der ersten Phase eines von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Friedensplans für den Gazastreifen geeinigt.
Das Abkommen sieht vor, dass alle 48 israelischen Geiseln freikommen oder ihre Leichen in die Heimat übergeführt werden, rund 2.000 palästinensische Häftlinge freigelassen werden und sich Israel auf eine bestimmte Linie zurückzieht.
Der genaue Zeitpunkt der Freilassung der Geiseln ist bislang unklar - genauso, ob es alle auf einmal sein werden. Es wurde vermutet, dass die Geiseln am Samstag, Sonntag oder Montag freigelassen werden könnten.
Beginn der Fristen mit Billigung
Nach übereinstimmenden Angaben der Hamas und Israels soll die Freilassung binnen 72 Stunden nach Inkrafttreten des Abkommens erfolgen. Nach israelischen Angaben sollte die Waffenruhe binnen 24 Stunden nach der nun erfolgten formellen Zustimmung durch das Kabinett Netanjahus in Kraft treten. Damit sollte auch der 72-Stunden-Zeitraum für die Freilassung der Geiseln beginnen.
Bis zu der Billigung durch das israelische Kabinett griff Israel weiterhin aus der Luft im Gazastreifen an. Am Abend sei ein Gebäude in der Stadt Gaza angegriffen worden, in dem sich Kämpfer der Hamas befunden haben sollen, teilte ein israelischer Armeesprecher mit. Die Hamas-Kämpfer seien eine unmittelbare Bedrohung für israelische Soldaten gewesen, hieß es. Nach palästinensischen Angaben stürzte das Gebäude ein und begrub etwa 40 Menschen unter den Trümmern. Vier Tote seien bislang geborgen worden, hieß es.
Weißes Haus: US-Truppen sollen Waffenruhe absichern
Fast zeitgleich mit der Erklärung von Netanjahus Büro teilte das Weiße Haus mit, die USA wollten die Einhaltung der angestrebten Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas mit eigenen Truppen unterstützen. 200 Soldaten würden bereitgestellt, die allerdings nicht im Gazastreifen eingesetzt würden, erklärten hochrangige US-Regierungsbeamte in einem Telefonat mit Reportern.
Trump will nach Nahost fliegen
Trump kündigte derweil an, am Sonntag in Richtung Nahost aufzubrechen. Wann genau er an welchem Ort sein will, ist aber noch unklar. "Ich denke, die Geiseln werden am Montag oder Dienstag zurückkommen", sagte der Republikaner im Weißen Haus.
Der israelische Parlamentsvorsitzende Amir Ohana hat Trump offiziell eingeladen, während seines Besuchs in Israel vor der Knesset zu sprechen. Trumps Rede würde eine bedeutsame Geste "unserer ewigen Dankbarkeit für Ihre einmalige Führungsstärke und für die unzerbrechliche Allianz" beider Staaten sein, heißt es in dem Einladungsschreiben, das Ohana auch auf der Plattform X postete. "Israel erwartet den Friedens-Präsidenten", schrieb er dazu. Trump sei der größte Freund und Verbündete der jüdischen Nation in der modernen Geschichte.
Bettina Meier, ARD Tel Aviv, tagesschau, 10.10.2025 05:40 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke