Tausende haben in Warschau gegen die EU-Migrationspolitik demonstriert - aufgerufen hatte die rechtsnationale PiS-Partei. Auch antideutsche Rhetorik gab es. Allerdings kamen viel weniger Menschen als geplant.

Schlossplatz Warschau, Samstagnachmittag: Von den 20.000 angemeldeten Demonstranten sind nur 3.000 bis 4.000 gekommen. Die meisten von ihnen haben ihre rot-weiße Nationalfahne dabei und sind über 60 Jahre alt - so wie Jolanta aus Warschau: "Ich bin hier, weil ich will, dass Polen frei ist und nicht von Immigranten überflutet wird." Eigentlich habe sie nichts gegen Migranten, aber es seien zu viele. "Viele von ihnen haben sich hier eingeschlichen und haben keine Aufenthaltserlaubnis", erzählt Jolanta.

Auch ein aus dem 250 Kilometer entfernten Kalisch in Westpolen angereister Bauer ist bereits im Rentenalter. "Wir als Bauern sind gekommen, um gegen das Mercosur-Abkommen zu protestieren. Sie wissen doch, die Bauern werden ihre Ernte nicht los." Sie müssten den Kohl für zehn Cent das Kilo und die Paprika für 15 Cent das Kilo an die Großhändler verkaufen. Und im Supermarkt kosteten sie dann 2,50 Euro das Kilo. "Zu PiS-Zeiten war es besser", so der Mann.

Kaczynski testet, welche Themen zünden

Der liberalkonservative Premier Donald Tusk ist seit Jahrzehnten der größte politische Rivale von PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski. Und dieser scheint zu testen, welche politischen Themen gerade gut zünden, um Tusk bei der nächsten Parlamentswahl in zwei Jahren zu besiegen.

Heute hat er sich für eine Kombination aus Landwirtschaft, Migration und Deutschen-Bashing entschieden. Er nutzt den Frust der Landwirte, die momentan unter den geringen Marktpreisen leiden. Tusk sei in Sachen Migrationspolitik nicht zu trauen, versichert Kaczynski von der Rednerbühne: "Heute sagt Donald Tusk, es werde im kommenden Jahr keine Migration geben. Lassen Sie sich nicht täuschen, das ist ein altes Spiel."

"Es geht um ein deutsches Protektorat"

Wie üblich spielt Kaczynski auch irgendwann die antideutsche Karte - und unterstellt dem Nachbarn im Westen eine antipolnische Politik. "Es geht um ein deutsches Protektorat. Oder auch eine Kolonie. Der ganze Plan der Vereinigung Europas ist doch nichts anderes als eine Realisierung der deutschen Bestreben nach einer Weltmacht."

Kaczynskis Demonstration setzte heute auf die bekannte Angstmacherei des rechtsnationalen Lagers. Bei den anwesenden PiS-Anhängern verfingen die Parolen - wie immer. Allerdings hatte man eben 20.000 angemeldet.

Enttäuscht von den niedrigen Besucherzahlen rollten viele ihre Fahnen nach einer halben Stunde wieder ein und verschwanden im Grau des Nieselregens.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke