Erste freigelassene Geiseln in Israel
20 Menschen soll die militant-islamistische Hamas heute freilassen. Sieben Menschen sind inzwischen frei. Sie befinden sich nach Angaben der Armee bereits auf israelischem Staatsgebiet. Darunter sind auch drei Deutsch-Israelis.
In Israel sind sieben von der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freigelassen worden. Sie wurden dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. Inzwischen befinden sie sich laut Angaben der israelischen Armee auf israelischem Staatsgebiet. Die freigelassenen Geiseln seien auf dem Weg zum ersten Aufnahmeort im Süden Israels, wo sie mit ihren Familien wiedervereint werden, teilte die Armee mit.
Bei den Freigelassenen handelt sich den IKRK-Angaben nach um Alon Ohel, Matan Angrest, Guy Gilboa-Dalal, Eitan Mor, Gali und Ziv Berman sowie Omri Miran. Alon Ohel, Gali und Ziv Berman sind auch Deutsche. Sie waren insgesamt 738 Tage in der Gewalt der Hamas. Die sieben Menschen sind laut einem Medienbericht in gutem Zustand. Alle hätten sich aus eigener Kraft in die Autos bewegen können.
Auf dem "Platz der Geiseln" im Zentrum Tel Avivs brach am Morgen unter Tausenden dort versammelten Menschen Jubel aus.

"Großer Jubel ist ausgebrochen", Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zu aktueller Lage der Geiselfreilassungen
tagesschau24, 13.10.2025 08:00 UhrWeitere Freilassungen sollen folgen
Insgesamt sollen heute 20 lebende Geiseln freikommen - auch ein weiterer Deutsch-Israeli: Rom Braslavski. Eine zweite Freilassungsrunde wurde um 10 Uhr (9 Uhr MESZ) erwartet.
Israels Militär geht nicht davon aus, dass die Hamas auch alle 28 toten Geiseln heute - und damit innerhalb der im Rahmen der Waffenruhe vereinbarten 72-Stunden-Frist - übergeben kann.
Es herrschte die Sorge, dass zumindest einige der Geiseln nach zwei Jahren des Hungers und der Umstände ihrer Gefangenschaft in sehr schlechtem Zustand sein könnten.
Keine Veröffentlichung von Fotos geplant
"Das IKRK hat eine mehrphasige Operation gestartet, um die Freilassung und Überstellung von Geiseln und Häftlingen im Rahmen eines Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Hamas zu erleichtern", teilte die Organisation mit. "Das IKRK wird auch die Überführung der sterblichen Überreste der Verstorbenen erleichtern, damit die Familien ihre Angehörigen in Würde beerdigen können."
Das IKRK weist auf eine Rolle als neutraler Vermittler hin, der in die Verhandlungen über die Freilassung nicht beteiligt gewesen sei. Es sei Aufgabe der Parteien, für Sicherheit und Würde zu sorgen.
Das IKRK werde aus Respekt vor den Betroffenen weder Bilder von den Freigelassenen noch Videos von der Übergabe veröffentlichen, teilte es mit. Das IKRK hat seit dem Massaker von Terroristen aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 die Übergabe von 148 Geiseln und 1.931 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen koordiniert.
Wadephul spricht von Freude und Beklommenheit
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) nannte die Freilassung im Deutschlandfunk "sehr bewegend". Er sagte: "Ein Moment der Freude, aber auch ein Moment der Beklommenheit, denn wir wissen natürlich, dass manche wirklich nur noch als Tote zurückkehren." Die Geschehnisse seien deshalb sehr bewegend, "weil unter den Freigelassenen ja auch etliche sind, die die deutsche Staatsangehörigkeit haben."
Auf die Frage, ob er an einen echten Frieden in der Region über die nächsten Tage und Wochen glaube, antwortete Wadephul: "Ich glaube daran, weil ich festgestellt habe, dass beide Seiten verstanden haben, dass auf militärischem Wege mit Kampf, mit Gewalt, mit Töten, mit Gefangenhalten keine Lösung zu erzielen ist."
Man sei jetzt an einem guten Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen und Gespräche, die aber auch geführt werden müssten. Einen Einsatz deutscher Soldaten halte er in der Region jedoch nicht für die beste Lösung. "Wir werden sicherlich unseren Beitrag leiden. Deutschland wird einen entscheidenden Beitrag zum Wiederaufbau leisten. Das ist in der Bundesregierung vereinbart."
Am Freitag war im Rahmen eines von US-Präsident Donald Trump initiierten Friedensplans eine Waffenruhe im Gaza-Krieg in Kraft getreten. Israel soll im Gegenzug für die Übergabe der Geiseln rund 2.000 palästinensische Häftlinge freilassen. Zu ihnen zählen bis zu 250, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden.
Berichte über Folter
Die israelische Armee hatte sich mit Beginn der Waffenruhe auf eine vereinbarte Linie zurückgezogen. Die Armee hat aber immer noch die Kontrolle über etwa die Hälfte des von Israel abgeriegelten Küstenstreifens. Die Geiseln wurden unter grausamen Bedingungen festgehalten. Zuvor freigelassene Geiseln hatten von Folter und schweren Misshandlungen berichtet. In von Terrororganisationen veröffentlichten Videos waren stark abgemagerte Geiseln zu sehen.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs erwartet
Der US-Präsident Donald Trump ist zum Auftakt seiner Nahost-Reise auf dem israelischen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv gelandet. Auf einem roten Teppich wurde er von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu empfangen.
Trump will in Israel zunächst Angehörige der Geiseln treffen und dann vor der Knesset - dem israelischen Parlament - eine Rede halten. Am Nachmittag will er zu einer "Nahost-Friedenszeremonie" anlässlich des von ihm vermittelten Abkommens zwischen Israel und der Hamas in den ägyptischen Küstenort Sharm El-Sheikh weiterreisen. Dort werden mehr als 20 Staats- und Regierungschefs erwartet, unter anderem aus Europa und der arabischen Welt. Anreisen wird auch Bundeskanzler Friedrich Merz.

US-Präsident Trump will sich im Nahen Osten unter anderem mit Geiselfamilien treffen.
Nach zwei Jahren Krieg ist die Lage für die Palästinenser in dem von Israel abgeriegelten Gazastreifen verzweifelt. Hunderttausende Menschen müssen sich in einer zu weiten Teilen zerstörten, vermutlich von Blindgängern übersäten Trümmerlandschaft zurechtfinden, in der sie nur durch dauerhafte Hilfe von außen überleben können.
Seit Beginn der Waffenruhe hat Israel die Einfuhr von mehr Hilfsgütern in das Gebiet erlaubt: Täglich sollen rund 600 Lastwagen einfahren. Das ist nach UN-Angaben die Mindestmenge, um die Bevölkerung zumindest mit dem Nötigsten zu versorgen. Laut israelischen Sicherheitskreisen soll etwa auch die Reparatur von Wasserleitungen, Abwassersystemen und Bäckereien möglich sein.
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