Offenbar Hunderte Festnahmen in Istanbul
Auch in Istanbul gab es Kundgebungen zum 1. Mai. Viele Demonstranten forderten dabei die Freilassung von Bürgermeister İmamoğlu. Er sitzt in Haft - um ihn politisch mundtot zu machen, sagen Kritiker. Die Polizei griff hart durch.
In Istanbul sind bei Veranstaltungen zum 1. Mai mehrere Hundert Menschen festgenommen worden. "Die Anzahl der unserem Krisenstab gemeldeten Festnahmen liegt bei über 400", erklärte die Anwaltsvereinigung Progressiver Juristen, Çağdaş Hukukçular Derneği. Die Behörden gaben zunächst keine offiziellen Zahlen bekannt.
In zwei Stadtteilen auf der asiatischen Seite Istanbuls waren von Gewerkschaften organisierte Demonstrationen mit mehreren Tausend Teilnehmern genehmigt worden. Außerdem fand eine dritte Demonstration statt, die jedoch nicht genehmigt worden war.
Auch auf der europäischen Seite gab es Kundgebungen, die nicht genehmigt waren. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten mehrere Dutzende Festnahmen in den Stadtteilen Besiktas und Mecediyeköy auf der europäischen Seite der Stadt, wo die Polizei die zum zentral gelegenen Taksim-Platz führenden Straßen blockiert hatte.
Katharina Willinger, ARD Istanbul, zu den Forderungen der Demonstranten
tagesschau24, 01.05.2025 11:00 UhrForderung nach Freilassung İmamoğlus
Es seien - trotz sehr schlechten Wetters - deutlich mehr Teilnehmende bei den Kundgebungen als in den vergangenen Jahren, berichtet ARD-Korrespondentin Katharina Willinger aus der asiatischen Seite der Stadt. Neben Gewerkschaftsmitgliedern seien auch sehr viele junge Menschen und Studenten dabei. Viele forderten die Freilassung des inhaftierten Bürgermeisters der Stadt, des CHP-Politikers Ekrem İmamoğlu.
Nach dessen Verhaftung Ende März war zu einer massiven Protestwelle gekommen. İmamoğlu ist der aussichtsreichste Rivale von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Kritiker halten die Vorwürfe gegen İmamoğlu für konstruiert.
Taksim-Platz war offiziell abgesperrt
Bereits im vergangenen Jahr waren bei 1.-Mai-Demonstrationen in Istanbul mehr als 200 Menschen verhaftet worden. Die Polizei hatte auch in diesem Jahr den Taksim-Platz um den 1. Mai herum mehrere Tage lang abgesperrt. Mit wenigen Ausnahmen sind Versammlungen dort verboten. Er war in der Vergangenheit häufig Schauplatz prodemokratischer Demonstrationen, insbesondere während der sogenannten Gezi-Proteste im Jahr 2013.
Amnesty International bezeichnete die Maßnahme als ungerechtfertigt und forderte die Behörden auf, die Sperrung des Taksim-Platzes umgehend aufzuheben. Der Platz müsse "dem unterdrückerischen Regime entrissen werden", forderte Özgür Özel, Vorsitzender der größten oppositionellen Partei CHP, bei einer der Kundgebungen.
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