Die Ausgangslage: Die US-Regierung will die Aufnahme von ausländischen Studierenden an die Universität Harvard stoppen. Sie will der Elite-Uni die spezielle Zertifizierung für das Austauschprogramm entziehen. Als Grund nennt die US-Regierung, dass die Universität Gewalt und Antisemitismus fördere und auf ihrem Campus mit der chinesischen kommunistischen Partei zusammenarbeite. Eine Bundesrichterin hat dem Vorhaben der US-Regierung nun mit einer einstweiligen Verfügung vorläufig einen Riegel vorgeschoben.

Die Zahlen: Harvard weist für das Studienjahr 2024-2025 genau 6793 internationale Studierende aus, was einem Anteil von 27.2 Prozent aller Studierenden entspricht. Diese kommen aus weit mehr als 100 Ländern.

Aus der Schweiz kamen zum selben Zeitpunkt 32 Personen.

Wobei die Zahlen in den letzten Jahren recht stabil blieb.

Die Betroffene: Eigentlich wollte sie ab Oktober für sechs Monate in Harvard für ihre Masterarbeit forschen, erzählt die Studierende einer Zürcher Hochschule. Ihr Name soll hier nicht genannt sein. «Als ich durch eine Chatgruppe mit anderen Harvard-Studierenden aus dem deutschsprachigen Raum vom Stopp erfahren habe, war ich sehr geschockt. Zuerst dachte ich ‹das war's›. Jetzt warte ich einfach, wie sich die Situation entwickelt.» In der Chatgruppe herrsche grosse Aufruhr bei jenen, die bereits vor Ort seien oder in Kürze abreisen wollen. «Es herrscht grosse Unklarheit, ob sie arbeiten oder einreisen dürfen.» Von offizieller Seite habe sie noch keine Informationen erhalten. Die junge Frau hofft, dass sie im Oktober doch noch einreisen kann, denn die Forschung auf ihrem Gebiet sei in den USA weiter. «Ausserdem ist ein Auslandaufenthalt eine Bereicherung.»

Legende: «Mir bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten», sagt die Studierende einer Zürcher Hochschule, die im Herbst für Forschungen nach Harvard reisen will. SRF

Die Schweizer Unis: Die Eidgenössische Technische Hochschule äussert sich als einzige der angefragten Deutschschweizer Hochschulen zur Massnahme. «Die ETH Zürich verfolgt die jüngsten Entwicklungen in den USA mit wachsender Besorgnis.» Internationaler Austausch sei ein entscheidender Faktor für die Innovationskraft der Wissenschaft. «Die internationale Mobilität von Studierenden und Forschenden ist zudem ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz», schreibt die ETH.

Legende: Beliebtes Souvenir von einem Aufenthalt an der Eliteuniversität: Tassen mit Harvard-Logo. REUTERS/Brian Snyder

Der Bund: Vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) heisst es auf Anfrage: «Wir nehmen nicht Stellung zur Hochschulpolitik anderer Länder. Für unsere Hochschulen sowie den Bund und die Kantone als Hochschulträger sind internationale Mobilität von Studierenden und Forschenden für den wissenschaftlichen Austausch und die Innovationskraft von grosser Bedeutung.» Die Schweiz setze sich deshalb für Mobilität und einen konstruktiven Dialog mit internationalen Partnern ein.

Die Zukunft: Harvard ging in dieser Sache juristisch gegen die US-Regierung vor. Die Universität hat eine Klage vor einem Bundesgericht eingereicht. Darin wirft sie Trumps Regierung vor, die Hochschule mit einer rechtswidrigen Vergeltungsmassnahme unter Druck setzen zu wollen. In einer Stellungnahme hält Harvard zudem fest, dass sie bestrebt sei, «weiterhin internationale Studierende und Wissenschaftler aus über 140 Ländern aufzunehmen und die Universität und das Land zu bereichern.» Eine Richterin hat Harvard am Freitagabend Schweizer Zeit recht gegeben und das Vorhaben der US-Regierung vorerst gestoppt.

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