Die Gaza Humanitarian Foundation soll nach dem Willen Israels künftig den Gazastreifen versorgen. Das Vorhaben ist umstritten, bei einer ersten Verteilung kam es zu Chaos. Doch die Stiftung macht mit der Arbeit weiter.

Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat nach Tumulten bei ihrem ersten Einsatz zur Lieferung von Hilfsgütern im Gazastreifen nach eigenen Angaben ein weiteres Verteilzentrum eröffnet. Dort sei ohne Zwischenfälle Lebensmittelhilfe aus acht Lastwagen verteilt worden, hieß es in der Mitteilung der Stiftung. 

Die Einsätze sollten nun auf alle vier geplanten Standorte ausgeweitet werden. In den kommenden Wochen sei der Aufbau weiterer Verteilungszentren in Gaza geplant, hieß es. 

Tumulte bei erstem Zentrum

Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros waren bei Tumulten im Bereich des ersten Verteilungszentrums in Rafah im Süden des Gazastreifens am Dienstag eine Person getötet und 47 verletzt worden. Laut den vorliegenden Informationen habe das israelische Militär Schüsse abgegeben, sagte UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani.

Die Stiftung widersprach jedoch dieser Darstellung. Es seien keine Schüsse auf palästinensische Menschenmengen in dem Zentrum abgegeben worden und es habe keine Todesopfer gegeben. Die israelische Armee hatte mitgeteilt, Soldaten hätten außerhalb des Zentrums Warnschüsse abgegeben.

Stiftung: 14.550 Lebensmittelpakete verteilt

Die Gaza Humanitarian Foundation soll nach dem Willen der israelischen Regierung künftig die Versorgung des Gazastreifens übernehmen. Die Verteilungszentren im Süden und im Zentrum des Gazastreifens sollen von US-Sicherheitsfirmen betrieben werden. Israel will so Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen (UN) und anderer internationaler Helfer umgehen.

Die UN und andere Hilfsorganisationen lehnen das neue System ab. Sie argumentieren, es könne den Bedarf der 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen nicht decken und ermögliche Israel, Nahrungsmittel als Waffe zur Kontrolle der Bevölkerung einzusetzen.

An den zwei eröffneten Verteilungszentren seien bisher 14.550 Lebensmittelpakete verteilt worden, teilte die Stiftung nun weiter mit. Jedes Paket könne 5,5 Menschen dreieinhalb Tage lang ernähren. Es handele sich um 840.262 Mahlzeiten. Auch an der ersten Verteilungsstation in Rafah seien neue Lebensmittel angekommen und sollten dort verteilt werden.

Fast drei Monate Blockade

Nachdem der Gazastreifen durch die fast drei Monate lange israelische Blockade an den Rand einer Hungersnot geraten ist, fehlt es den Palästinensern an Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Medikamenten und nahezu allen Dingen des täglichen Bedarfs. Die Lage der Menschen in dem von rund zwei Millionen Palästinensern besiedelten Gebiet, das zu weiten Teilen zerstört ist, ist verzweifelt.

Auch deshalb war es gestern bei der Eröffnung des ersten GHF-Zentrums in Rafah im Süden des Gazastreifens zu Chaos gekommen. Unzählige hungrige Menschen hatten das Zentrum belagert, Zäune durchbrochen und das Gelände gestürmt.

Hamas nennt neue Verteilung "totalen Misserfolg"

Das Hamas-Medienbüro teilte nach dem Vorfall mit, der von Israel initiierte Mechanismus zur Verteilung von Hilfsgütern sei ein "totaler Misserfolg". Das von der Terrororganisation kontrollierte Innenministerium hatte die Einwohner des Gazastreifens zuvor dazu aufgerufen, den neuen Verteilmechanismus zu boykottieren. 

Mit der von den USA unterstützten Verteilstrategie will die israelische Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass die Hamas Lieferungen für ihre eigenen Zwecke abzweigt und weiterverkauft, um damit dann Kämpfer und Waffen zu bezahlen. UN-Vertreter sagen, Israel habe keine Beweise dafür vorgelegt.

Der israelische Premier Benjamin Netanjahu sprach am Dienstagabend von einem "momentanen Kontrollverlust" bei der Verteilung der Hilfsgüter. "Wir haben es wieder unter Kontrolle gebracht", sagte er bei einer Ansprache. Man werde weitere Zentren eröffnen.

Stiftungschef kurz vor Anlaufen der Hilfe zurückgetreten

Die US-Regierung begrüßte die neu angelaufene Verteilung, ging zugleich auf Abstand zur dahinter stehenden Stiftung. Man spreche nicht für die GHF, betonte die Sprecherin des Außenministeriums, Tammy Bruce. Die Kritik der Vereinten Nationen und internationaler Hilfsorganisationen nannte Bruce "bedauerlich". Es sei "die Höhe der Heuchelei", sich darüber zu beklagen, wer die Hilfe bringe oder wie sie organisiert sei.

Kurz vor dem Anlaufen der Hilfe war der GHF-Vorsitzende Jake Woods - ein US-Militärveteran - zurückgetreten. Berichten zufolge hielt er es nicht für möglich, den unter seiner Führung entwickelten Plan umzusetzen und gleichzeitig "die humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit" zu wahren.

Ausgelöst wurde der Krieg durch das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels: Terroristen der Hamas und anderer islamistischer Gruppen töteten bei einem Überfall auf den Süden des jüdischen Staates rund 1.200 Menschen und verschleppten mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen. 58 befinden sich nach israelischen Angaben noch immer in der Gewalt der Hamas, 35 sollen bereits nicht mehr am Leben sein.

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