Das (vorläufige) Ende der Tech-Bros
Noch nie waren so viel politische Macht, Reichtum und Medienmacht in einer Person vereint. Elon Musk, der reichste Mann der Welt, genoss ungehinderten Zugang zum amerikanischen Präsidenten. Er verfügte (und verfügt immer noch) über unerschöpfliche finanzielle Ressourcen. Und er gebot (und gebietet immer noch) über eines der reichweitenstärksten Medienportale der Welt. 220 Millionen Follower hat Musk auf seiner Plattform «X», mehr als alle anderen. Am zweitmeisten Follower hat Barack Obama: ihm folgen 130 Millionen Menschen auf «X».
Mit seinem Geld erkaufte sich Musk die Nähe zu Trump, mit seinem Netzwerk den politischen Einfluss. Rund eine Viertelmilliarde Dollar hatte er für Donald Trump im Wahlkampf ausgegeben.
Musk sah die Zivilisation auf dem Spiel
Weshalb er in die Politik drängte, erklärte er einen knappen Monat vor der Präsidentschaftswahl so: «Ich denke, die Zukunft Amerikas und der Zivilisation steht auf dem Spiel.» Das Weltbild Musks mag sich nicht mit mühsamen politischen Abläufen und demokratischen Kompromissen abgeben. Und schon gar nicht mit einschränkenden Regulierungen. Die Welt nach Musk sollte funktionieren wie seine Unternehmen. Das Problem ist nur: So funktionieren Gesellschaften nicht.
Elon Musk war nicht gewählt, noch unterstand er parlamentarischer Kontrolle. Und doch agierte er zeitweise, als stünde er auf derselben Stufe wie der Präsident. Wie sein «Department for Government Efficiency» DOGE arbeitete, erklärte eine leitende Angestellte einer grossen US-Behörde einmal so: Musks Mitarbeiter hefteten sich am Morgen an die Fersen der Angestellten. Wenn diese sich weigerten, sie ins Gebäude zu lassen, mit dem Hinweis, dass sie dies nicht dürften, wurden sie von diesen fotografiert. Am nächsten Tag seien sie entlassen worden.
Die Realität unterscheidet sich von Musks Vorstellungen
Musk rühmt sich, Milliarden von verschwendeten Bundesgeldern eingespart zu haben. 175, um genau zu sein – so steht es am Abend von Musks Abschied aus dem Weissen Haus auf der Webseite von DOGE. Das ist allerdings weit entfernt von der einen Billion, die Musk als Ziel ausgegeben hatte. Und noch weiter von den zwei Billionen US-Dollar, von denen er im Wahlkampf gesprochen hatte. Die Realität ist offensichtlich eine andere, als sie in Elon Musks Gedankenwelt vorherrscht.
Was für Folgen Musks Wirken im Weissen Haus haben wird, ist noch nicht absehbar. Er hat nicht nur die US-Entwicklungshilfe-Organisation USAID «in den Holzhäcksler geworfen», sondern auch das Vertrauen in funktionierende Verwaltungsstrukturen und ganze Lebensentwürfe zerstört.
Am Ende wurde Elon Musk für Donald Trump immer mehr zu einer Belastung. Und seine Rolle als «besonderer Regierungsangestellter» auch für Musk beziehungsweise seine Firmen immer mehr zu einem Problem. Dass die Zusammenarbeit zwischen Elon Musk und Donald Trump mit einem gemeinsamen Auftritt im Oval Office endet, ohne Streit, ohne gegenseitige Beleidigungen, ist immerhin bemerkenswert. Dennoch ist die hohe Zeit der Tech-Bros im Weissen Haus vorbei. Zumindest vorläufig.
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