Der Plan des US-Gesandten Witkoff für eine neue Waffenruhe im Gazastreifen ist vorerst gescheitert. Israel und der US-Vermittler beschuldigen die Hamas, die offenbar auf Garantien für ein Kriegsende besteht.

Die Hoffnungen auf eine erneute Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen haben sich vorerst zerschlagen. Zwar stimmte die Terrororganisation in ihrer Antwort auf einen Vorschlag des US-Vermittlers Steve Witkoff für eine Feuerpause zu, einige israelische Geiseln freizulassen, stellte aber weitere Bedingungen.

Der US-Gesandte und Israels Regierung wiesen die Antwort der Hamas prompt zurück. Sie sei "komplett inakzeptabel", schrieb Witkoff auf X. Die Hamas müsse den aktuellen Vorschlag für eine zunächst auf 60 Tage begrenzte Waffenruhe akzeptieren, dann seien schon nächste Woche weitere Gespräche hin zu einem dauerhaften Kriegsende möglich, schrieb Witkoff weiter.

"Das ist der einzige Weg, in den kommenden eine Vereinbarung über eine 60-tägige Waffenruhe zu schließen, mit der die Hälfte der lebenden Geiseln und die Hälfte der Gestorbenen zu ihren Familien zurückkehren werden", mahnte Witkoff.

Hamas weist Schuld von sich

Eine Garantie für die endgültige Einstellung der Kampfhandlungen gibt es in dem Witkoff-Plan aber nicht - das war jedoch bisher eine zentrale Forderung der Hamas. Offenbar halten die Islamisten weiter daran fest. "Garantien gegen die Wiederaufnahme der Aggression" seien als Teil der Antwort an Witkoff übermittelt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Hamas-Kreisen.

Der ranghohe Hamas-Vertreter Basem Naim sagte in einer Stellungnahme, man habe Witkoffs Vorschlag nicht abgelehnt. Vielmehr sei die Reaktion Israels auf den US-Vorschlag nicht mit dem Plan vereinbar gewesen, dem die Hamas zugestimmt habe. Weitere Details nannte er nicht. Witkoffs Haltung gegenüber der Palästinenserorganisation sei unfair und zeige eine "komplette Voreingenommenheit" gegenüber Israel.

Einigkeit nur bei Geisel-Freilassung

Der US-Vorschlag sieht eine Freilassung von zehn lebenden Geiseln aus dem Gazastreifen sowie die Übergabe der sterblichen Überreste von 18 weiteren Verschleppten vor. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen.

Diesem Kern des Vorschlags will die Hamas nach eigenen Angaben zwar zustimmen. Die Islamisten fordern jedoch auch eine zeitlich länger gestreckte Taktung der Geiselfreilassungen, als sie in Witkoffs Plan vorgesehen ist, berichtet die dpa weiter. Diese Änderung solle verhindern, dass Israels Premierminister Benjamin Netanjahu die Gespräche über ein Kriegsende nach einer Freilassung der ersten zehn Geiseln abbricht, wie er es während der vorherigen Waffenruhe getan habe, berichtete die Times of Israel unter Berufung auf eine in die Gespräche involvierte Quelle. 

Auch will die Hamas, dass sich Israels Militär nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe in umfassenderem Ausmaß aus dem abgeriegelten Gazastreifen zurückzieht, heißt es. Zudem habe die Hamas eine automatische Verlängerung der Waffenruhe gefordert, sollte es innerhalb von 60 Tagen nicht zu einer Einigung auf einen dauerhaften Waffenstillstand kommen, berichtet die US-Nachrichtenseite Axios.

Netanjahu-Büro: Werden in Gaza weitermachen

Das Büro von Netanjahu erklärte unterdessen, Israel werde seine Aktionen im Gazastreifen fortsetzen, um die Rückkehr der Geiseln und die Niederlage der Hamas zu erreichen. Kritiker werfen der Regierung vor, den Krieg im Gazastreifen aus innenpolitischen Gründen unbegrenzt weiterführen zu wollen.

Der israelische Außenminister Gideon Saar erklärte, die Hamas sei für die Fortsetzung des Krieges im Gazastreifen verantwortlich, da sie sich weigere, Geiseln freizulassen und ihre Waffen abzugeben.

US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag noch Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe geweckt. Die Kriegsparteien seien sehr nah an einer Einigung, hatte Trump im Weißen Haus vor Journalisten erklärt. Wie es nun weitergeht, war zunächst unklar. Israel geht davon aus, dass sich derzeit noch 20 bis 23 lebende Geiseln sowie mindestens 35 Leichen von Verschleppten in den Händen der Terrororganisation befinden.

Julio Segador, ARD Tel Aviv, tagesschau, 01.06.2025 09:36 Uhr

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