2600 WHO-Angestellte in Genf – doch der grosse Exodus droht
Wird Genf einen Teil seiner Internationalität verlieren? Es scheint wahrscheinlich. Angesichts der vorherrschenden Finanzkrise plant die Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfassende Sparmassnahmen, unter anderem die Verlagerung von Stellen und gewisser Programme an kostengünstigere Orte.
«Wir werden auch Mitarbeitende in Büros versetzen, bei denen die Lebenshaltungskosten niedriger sind, zum Beispiel nach Lyon, Berlin, Budapest oder Kuala Lumpur», bestätigt Sylvie Briand, Direktorin des globalen Sekretariats für Pandemieüberwachung und künftige Nummer zwei der WHO, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS).
Ausmass noch unklar
In Genf arbeiten derzeit rund 2600 Angestellte für die WHO – das genaue Ausmass des Personalabbaus ist noch unklar. «Im Moment wissen wir nichts, da es sich um einen schrittweisen Prozess handelt», erklärt Briand weiter. Einige Verlagerungen zeichnen sich jedoch bereits ab: «In Berlin gibt es bereits einen Hub, der sich mit der Überwachung von Epidemien und Pandemien befasst. Wir werden also allenfalls unsere Kräfte dort bündeln.» Und in Lyon, wo sich die Ausbildungsstätte der WHO befindet, könnten Bildungsprogramme zentralisiert werden.
Unvermeidliche Umstrukturierung
Diese Massnahmen folgen auf den Austritt der USA aus der WHO unter Präsident Donald Trump. Als bisher grösste Beitragszahlerin hinterlassen die Vereinigten Staaten eine grosse Lücke. Sie muss nun durch die übrigen Beteiligten geschlossen werden. China gilt jetzt als grösster Beitragszahler.

Die Umstrukturierung sieht eine Reduktion der Abteilungen vor: von 76 auf 34. Die Zahl der Direktionen soll von 14 auf 6 gesenkt werden. «In den letzten Jahren haben wir einen grossen Fokus auf die Digitalisierung gelegt», so Sylvie Briand. «Wir werden auf jeden Fall etwas reduzieren müssen. Aber ich hoffe, dass wir auch einiges behalten können. Denn die Welt dreht sich weiter, und die WHO muss sich mitbewegen.»
Pandemieabkommen ohne die USA
Trotz des angespannten Umfelds einigten sich kürzlich die Mitgliedstaaten auf ein historisches Abkommen zur Pandemiebekämpfung – in Abwesenheit der USA. «Es ist ein grosser Sieg für die internationale Diplomatie», freut sich Briand. «Es wird die Spielregeln für die nächste Pandemie festlegen.»
Aber Sylvie Briand weist auch auf Risiken hin, die durch den Austritt der USA entstanden sind. Das Land sei nicht mehr verpflichtet, einen Ausbruch einer Krankheit zu melden. «Wenn eine neue Krankheit auftaucht, kann es sein, dass wir nicht sofort davon erfahren», betont Briand. «Aber wir brauchen genauste Informationen von Beginn an, um die passenden Diagnosen, Behandlungen und Impfstoffe bereitstellen zu können.»
Bezüglich des Aufstiegs von Peking innerhalb der WHO – eine Regierung, die oft für den Mangel an Transparenz kritisiert wird – bleibt Briand zurückhaltender: «Unsere Verfassung hat sich nicht geändert. Jedes Land hat eine Stimme, unabhängig von Grösse und Wirtschaftsstärke.»
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