Ein offenbar empfindlicher Schlag gegen das russische Militär
Der ukrainische Geheimdienst hat der russischen Luftwaffe offenbar einen empfindlichen Schlag versetzt. Mit einem Überraschungsangriff auf mehrere Militärflugplätze in Russland sollen rund 40 Kampfflugzeuge im Gesamtwert von sieben Milliarden US-Dollar zerstört worden sein. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski feiert diesen Grossangriff als absolut brillanten Erfolg. SRF-Russlandkorrespondent Calum MacKenzie ordnet ein.
Wie reagiert der Kreml auf diese Angriffe?
Der Kreml selbst hat noch nicht öffentlich reagiert. Aber das russische Verteidigungsministerium hat am Sonntagabend bestätigt, dass es tatsächlich zu ukrainischen Drohnenangriffen in den Regionen gekommen sei, die der ukrainische Geheimdienst genannt hat. Also selbst im fernen Sibirien. Und sie schreiben, die Drohnen seien aus nächster Nähe der Flugplätze gestartet worden, die dann angegriffen wurden. Dabei sei es zu Bränden gekommen. Diese seien jetzt aber beseitigt. Viel mehr als das, sagt das offizielle Russland nicht. Aber es lässt durchblicken, dass einige Details sowie das grobe Bild, das wir von dieser ukrainischen Operation haben, sich tatsächlich so abgespielt hat.
Wie schwer wiegen diese Angriffe auf das russische Militär?
Das ist schwer zu sagen, weil das Ausmass der Zerstörung, die dieser Angriff verursacht hat, noch nicht bekannt ist. Aber wenn – wie die Ukraine behauptet – tatsächlich mehrere Langstreckenbomber zerstört wurden, ist das schon ein wesentlicher Schlag gegen die russische Luftwaffe. Vor allem auch, weil einige dieser Flugzeuge noch aus Sowjetzeiten stammen und heute nicht mehr hergestellt werden. Es dürfte also sehr lange dauern, bis man sie ersetzen kann.

Diese Bomber sind für die russische atomare Abwehr wichtig, weil sie Atomraketen tragen können. Aber dazu nutzt sie Russland in diesem Krieg nicht, sondern feuert von diesen Flugzeugen konventionelle Langstreckenraketen ab, um ukrainische Städte zu bombardieren. Russland erhält jetzt also die Quittung dafür, dass es seine wichtigen Atomwaffenflugzeuge auf diese Weise eingesetzt hat. Die Ukraine wird hoffen, dass man die russische Kapazität geschwächt hat, diese Luftangriffe durchzuführen. Und dass die ukrainischen Truppen und die Bevölkerung in den Städten etwas entlastet wird.
Der ukrainische Geheimdienst soll diese Angriffe von langer Hand geplant haben. Hat das politische Folgen für Wladimir Putin?
Dieser Krieg war von Anfang an von russischen Fehleinschätzungen und sogar Blamagen charakterisiert. Denken wir an den Rückzug zu Beginn des Krieges oder die Aufgabe von Cherson. Putin sitzt aber weiter fest im Sattel. In der Bevölkerung und in der Elite gibt es niemand, der es derzeit wagen würde, Putin oder den Krieg wegen dieses Vorfalls infrage zu stellen. Die Leute nehmen diese unrühmlichen Episoden vielleicht zur Kenntnis und schieben die Verantwortung allenfalls auf inkompetente Militärführer ab. Politische Folgen für Putin könnte es erst geben, wenn es an der Front tatsächlich schlecht läuft und die ukrainischen Truppen die russischen zurückdrängen können. Davon sind wir im Moment noch sehr weit entfernt.

Aber: Dieser Angriff auf die russische Luftwaffe ist ein kleiner Schritt für die Ukraine. Und solche Erfolge müssen auch gelingen, wenn sie das militärische Blatt noch wenden will.
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