US-Präsident Trump hat Kanzler Merz im Oval Office empfangen. Man werde eine "großartige Beziehung" zu Deutschland haben, so Trump. Die Atmosphäre: freundlich, auch wenn Merz eher selten zu Wort kam.

In Washington hat US-Präsident Donald Trump Kanzler Friedrich Merz zu dem mit Spannung erwarteten Pressetermin im Oval Office empfangen. Dabei gab Trump sich betont freundlich und klammerte mögliche strittige Themen weitgehend aus.

Grundsätzlich positiv äußerte sich der US-Präsident zu den gestiegenen Verteidigungsausgaben Deutschlands. "Ich weiß, dass Sie jetzt mehr Geld für die Verteidigung ausgeben - und zwar ziemlich viel mehr. Das ist eine positive Sache", sagte er.

Konkret zu Prozentzahlen wollte er sich nicht äußern. Darüber habe er mit Merz bisher nicht gesprochen. Zugleich verwies der Republikaner auf historische Bedenken gegenüber einer deutschen Aufrüstung. Wenn man ihm heute erkläre, Deutschland investiere mehr in die Verteidigung, frage er sich manchmal: "Oh, ist das eine gute oder eine schlechte Sache?" Insgesamt halte er die Entwicklung aber für richtig - "zumindest bis zu einem gewissen Punkt", so Trump.

Ein gelungener Antrittsbesuch? Christoph Mestmacher, ARD Berlin, zum Treffen zwischen Merz und Trump in Washington

tagesschau24, 05.06.2025 18:00 Uhr

Beziehung mit Deutschland "sehr wichtig"

Zu Beginn des Treffens hatte Trump Merz zu dessen Wahlsieg gratuliert. Der Kanzler sei ein "sehr respektierter Mann" und habe "eine tolle Wahl" gewonnen. Er freue sich, ihn zu treffen. Merz sei "schwierig", aber ein großartiger Vertreter Deutschlands. Man werde eine "großartige Beziehung" zu Deutschland haben, so der US-Präsident.

Merz, der im Verlauf der Begegnung nur selten zu Wort kam, betonte seinerseits die Gemeinsamkeiten beider Länder und bot Trump eine enge Zusammenarbeit an. "Wir haben in unserer Geschichte so viel gemeinsam. Wir verdanken den Amerikanern viel. Das werden wir nie vergessen", sagte er.

"Freundlich und zugewandt", Gudrun Engel, ARD Washington, zur Stimmung zwischen Merz und Trump beim Treffen in Washington

tagesschau24, 05.06.2025 19:00 Uhr

Frage nach neuen Sanktionen

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Trump, genau wie er würde Merz gerne sehen, dass die Kämpfe aufhörten. Sie beide seien unglücklich darüber, dass sich dies aktuell nicht abzeichne. Aber an irgendeinem Punkt werde das "Blutvergießen" ein Ende finden, gab sich der Präsident optimistisch. Russlands Präsident Wladimir Putin wolle die ganze Ukraine, aber "das wird nicht passieren", sagt Trump.

Auf die Frage nach neuen US-Sanktionen gegen Russland sagte Trump, er werde "sehr hart" reagieren, sollten die Kämpfe nicht aufhören. Dies könne Russland wie die Ukraine treffen. Eine Frist dafür gebe es aber nur in seinem eigenen Kopf.

Trump betonte, er habe den russischen Präsidenten Wladimir Putin bei ihrem jüngsten Telefonat aufgerufen, keine Vergeltung für die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Militärstützpunkte zu üben. Putin habe daraufhin geantwortet, er habe "keine Wahl" und müsse militärisch antworten.

Nach eigenen Angaben verglich Trump den Krieg im Gespräch mit Putin zudem mit einem Streit zwischen kleinen Kindern. Manchmal sehe man zwei kleine Kinder, die sich hassten und wie verrückt stritten. Manchmal sei es besser, sie eine Weile kämpfen zu lassen und sie dann auseinanderzuziehen. 

Merz nennt Trump "Schlüsselfigur"

Merz forderte Trump auf, gemeinsam mit Deutschland und Europa an einem Ende des Krieges zu arbeiten. Amerika sei "in einer sehr starken Position, um in diesem Krieg etwas zu unternehmen und ihn zu beenden". Trump sei eine "Schlüsselfigur", so Merz weiter. "Wir stimmen überein, wie fürchterlich dieser Krieg ist." Man suche nach Wegen, ihn zu beenden.

Er sei gekommen, um darüber zu sprechen, was man gemeinsam für dieses Ziel tun könne, so Merz. "Wir sind bereit, alles zu tun, was wir können." Er mahnte auch, "mehr Druck" auf Russland auszuüben.

Zugleich nahm der Kanzler die Ukraine gegen eine Gleichsetzung ihres militärischen Vorgehens mit den Angriffen Russlands in Schutz. Nach Schilderungen Trumps über schreckliche Satellitenbilder von Schlachtfeldern sagte Merz, dies sei nur auf russische Waffen gegen die Ukraine zurückzuführen. Es sei niemals mit ukrainischen Waffen gegen Russland geschehen. Die Ukraine ziele nur auf militärische Ziele, nicht auf Zivilisten oder die Energieversorgung. "Das ist der Unterschied."

Auf Nachfrage bestätigte Trump, mit Merz auch die Präsenz Zehntausender US-Truppen in Deutschland besprechen zu wollen. Dies sei auch gut für Deutschlands Wirtschaft, es gehe um gut bezahlte Soldaten. Die Beziehung mit Deutschland sei "sehr wichtig".

Berüchtigte Begegnungen im Oval Office

Der Kanzler hatte Trump zu Beginn des Gesprächs für die Gastfreundschaft und die Gelegenheit gedankt, im Gästehaus der US-Regierung übernachtet zu haben. Er überreichte Trump auch ein Geschenk - dabei handelte es sich um ein Faksimile der Geburtsurkunde von Trumps Großvater aus Deutschland.

Das Treffen vor Medienvertretern war kurzfristig vorgezogen worden. Erst danach soll das gemeinsame Mittagessen erfolgen statt wie ursprünglich geplant andersherum.

Die Pressebegegnungen mit Trump im Oval Office sind berüchtigt. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde das Aufeinandertreffen dort Ende Februar zu einer tiefen Demütigung vor der Weltöffentlichkeit, die bis heute nachwirkt. Auch den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa führte Trump vor.

Merz erschien ohne Dolmetscher im Weißen Haus - eine vertrauensbildende Maßnahme. Der Kanzler hatte sich aber vorab von mehreren Staats- und Regierungschefs, die bereits bei Trump waren, Ratschläge geben lassen: etwa von Selenskyj, Ramaphosa, der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni, oder dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb.

Trump "sehr enttäuscht" über Musks Kritik

Im Laufe des Pressetermins äußerte sich Trump noch zu zahlreichen weiteren Themen, die nicht direkt mit Deutschland in Zusammenhang standen. So sagte er etwa mit Blick auf die Kritik von Tech-Milliardär Elon Musk an seinen Haushaltsplänen, er sei "sehr enttäuscht".

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