In Afrika könnte ein neues Meer entstehen – schneller als gedacht
In Afrika driften zwei Erdplatten auseinander: Die sogenannte Somalia-Platte bewegt sich nach Osten, die Afrikanische Platte nach Westen. Das reisst den afrikanischen Kontinent in zwei Teile. Künftig wird er getrennt sein durch ein Meer.
Bislang gingen Wissenschafter und Wissenschafterinnen davon aus, dass dieser Prozess noch einige Millionen Jahre dauern dürfte. Doch nun haben sie den Zeitrahmen reduziert: auf bloss eine Million Jahre oder noch weniger. Der Geophysiker Sascha Brune erklärt, was es damit auf sich hat.
SRF News: Was spielt sich derzeit unter dem Kontinent Afrika ab?
Sacha Brune: Die beiden Erdplatten haben ihre eigene Konsistenz. Sie sind oben spröde und unten duktil – so wie Kaugummi zum Beispiel. Man kann sie mit einem Snickers-Schokoriegel vergleichen, der oben die spröde Schokolade hat und innen die duktile Masse. In Afrika werden jetzt diese Platten durch tektonische Kräfte auseinandergerissen. Dabei entsteht ein Bruch in der Platte. Das geschieht nicht innerhalb eines Moments, sondern es braucht einen geologischen Zeitraum von Jahrmillionen, bis die Platten tatsächlich zerbrochen sind.
Und wie entsteht das neue Meer?
Dass Kontinente zerrissen oder wieder zusammengestossen werden, ist ein typischer plattentektonischer Prozess. Der Atlantische Ozean etwa ist so entstanden: Pangäa [der frühere Superkontinent] ist zerbrochen und Nordamerika ist von Europa weg gedriftet. Südamerika glitt einst von Afrika ab, deswegen haben wir den Südatlantik, der sich geöffnet hat.
Genauso würde sich ein Meer auch zwischen der Somalischen und der Afrikanischen Platte bilden. Die kontinentale Kruste schwimmt sozusagen auf dem weichen Erdmantel. Und je dünner die wird, desto mehr sinkt die Oberfläche ab. Irgendwann ist die Oberfläche so tief, dass das Meer einströmt und dann entsteht ein neuer Ozean.

Was verursacht dieses Auseinanderdriften von Erdplatten?
Die ozeanischen Platten sind schwer und wollen in den Erdmantel zurückfallen. Diese Zugkraft zieht die anderen Platten mit sich. Es gibt aber auch Gravitationskräfte, die nach oben wirken. Wenn solche Regionen unter einem Kontinent ankommen, dann heben sie ihn an und es entsteht eine Art flaches, breites Gebirge. Die Kontinentalplatten rutschen dann gewissermassen diesen Hang hinunter.
Forschende schreiben nun, dass Afrika möglicherweise schon in einer Million Jahren auseinanderbrechen könnte. Kommt da Tempo rein?
Wir sehen beim Südatlantik und Nordatlantik in der Plattenrekonstruktion, dass das Zerbrechen von Kontinentalplatten immer langsam stattfindet, aber dann nach 30, 40, 50 Millionen Jahren plötzlich beschleunigt – innerhalb von 5 bis 10 Millionen Jahren.
Am Ende werden wir nicht mehr da sein, um das zu testen. Wir können aber vielleicht die Anfänge dieser Beschleunigungsphase miterleben.
Eine Million Jahre finde ich persönlich ein bisschen sehr schnell, da gehen die Meinungen auseinander. Am Ende werden wir nicht mehr da sein, um das zu testen. Wir können aber vielleicht die Anfänge dieser Beschleunigungsphase miterleben.
Sehen Sie denn Gründe für diese beschleunigte Entwicklung?
Es gibt einen ganz einfachen Grund, den man auch sieht, wenn man zum Beispiel einen trockenen Ast zerbricht oder einen Snickers-Schokoriegel auseinanderzieht: Am Anfang braucht man mehr Kraft und je mehr die Platte oder der Ast oder die Süssigkeit geschwächt ist, desto einfacher wird es, sie auseinanderzuziehen. Wenn jetzt über viele Jahrmillionen die plattentektonischen Kräfte wirken, dann können die gleichen Kräfte die Platten auseinanderziehen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke