«Die Schule ist ein Ort, wo es oft zu negativen Gefühlen kommt»
Die Bluttat in Graz löst in ganz Österreich Entsetzen aus. Die Kinder- und Jugendpsychiaterin Kathrin Sevecke von der Medizinischen Universität Innsbruck hat in der Vergangenheit Gutachten in ähnlichen Fällen erstellt. Sie kommt zum Schluss: Solche Täter zeigen oft ähnliche Voraussetzungen – eine sogenannte Dreiertypologie.
SRF News: Wer tut sowas? Und warum?
Kathrin Sevecke: Ein Gefühl von Hass, von Benachteiligung, von Ungerechtigkeitsempfinden – das ist so die akute Geschichte, die sich auch über die letzten Tage aufgebaut haben kann.
Die Schule ist ein Ort des sozialen Miteinanders, wo es oft zu negativen Gefühlen kommt.
Der andere Faktor ist, dass es im Vorfeld häufig eine psychiatrische Erkrankung gegeben hat, vielleicht Schulangst, vielleicht Depression, vielleicht Mobbing oder auch etwas Wahnhaftes. Der dritte Punkt ist die relativ einfache Verfügbarkeit von Waffen. Also dass es Waffen im Elternhaus gibt oder dass die Person selber schon Waffen besitzt und Schiessübung hat.
Warum werden Schulen zum Ziel solcher Attacken?
Die Schule ist für Jugendliche ein Lebensort, wo sie sehr viele Jahre verbringen, zu dem sie einen starken Bezug haben – wie bei uns Erwachsenen die Arbeit oder Arbeitsstelle. Aber die Schule ist auch ein Ort des sozialen Miteinanders, wo es oft zu negativen Gefühlen kommt. Einerseits vielleicht kränkende Erlebnisse durch Lehrkörper oder Mitschüler, vielleicht auch Verliebtheitsgefühle, die nicht erwidert werden. Also da passiert das soziale Miteinander. Deswegen ist das häufig der Ort.
Welche Möglichkeiten zur Prävention gibt es?
Es ist ganz wichtig, für die psychische Gesundheit und Stabilität in der Schule zu sorgen. Also dass bei diesen Faktoren – Mobbing, Gekränktheit, Missverstandensein, das Ausgeschlossensein aus der Gemeinschaft oder eine Depression – die Situation frühzeitig durch Präventionsprogramme und Hilfsangebote wie Therapien entschärft wird. So, dass es nicht zur Ausbildung der Krankheit, nicht zur Isolierung ausserhalb der Schulgemeinschaft kommt. Diese Präventionsprogramme gibt es – wichtig ist, sie anzuwenden und auf die psychische Gesundheit der Schüler zu achten.
Das Gespräch führte Camilla Herrmann.
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