Nach dem Flugzeugabsturz in Indien mit mehr als 240 Toten läuft die Suche nach der Ursache für das Unglück auf Hochtouren. Einer von zwei Flugschreibern ist offenbar gefunden worden, er soll nun Aufschluss geben.

Nach dem verheerenden Flugzeugabsturz in Indien sollen Ermittlungen Aufschluss über die Unglücksursache geben. Die Maschine der Gesellschaft Air India war gestern kurz nach dem Start in ein Wohngebiet nahe dem Flughafen der Großstadt Ahmedabad gestürzt. Die Boeing 787-8 war auf dem Weg nach London.

Einer von zwei Flugschreibern sei gefunden worden, berichtete die Zeitung "Hindustan Times". Dessen Auswertung könnte Aufschluss über die Absturzursache geben. Kurz vor dem Unglück soll laut Medien ein "Mayday"-Ruf aus dem Cockpit gekommen sein. Diese Berichte sind aber noch unbestätigt.

Nach Flugzeugabsturz in Indien läuft die Ursachenforschung

Andreas Franz, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 13.06.2025 12:00 Uhr

Großbritannien und USA bieten Hilfe an

Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen. Auch US-Präsident Donald Trump bot Hilfe an. Der Flugzeughersteller Boeing erklärte sich ebenfalls bereit, die Ermittlungen zu unterstützen. 

Der Flug AI171, eine Boeing des Modells 787 Dreamliner, stürzte nur Sekunden nach dem Start in der Stadt Ahmedabad ab. Nach Daten der Website Flightradar24 war die Maschine elf Jahre alt. Ahmedabad ist eine der größten Städte Indiens und liegt im Westen des Landes. Bei der Volkszählung 2011 lebten dort 5,6 Millionen Menschen.

Mindestens 265 Tote, Dutzende Verletzte

Bei dem Unglück kamen 241 Menschen an Bord ums Leben, wie die Fluggesellschaft Air India mitteilte. Ein Passagier habe das Unglück überlebt und werde in einem Krankenhaus behandelt. Der Mann saß auf dem Platz 11A und entkam Medienberichten zufolge durch einen Notausgang. 

Wie viele Menschen in dem Wohngebiet ums Leben kamen, war zunächst unklar. Insgesamt seien mindestens 265 Menschen getötet worden, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI unter Berufung auf die stellvertretende Polizeichefin von Ahmedabad, Kanan Desai. Die Leichen seien in das Zivilkrankenhaus der Stadt gebracht worden. Die Polizei sprach von Dutzenden Verletzten. Unter den Passagieren befanden sich nach Angaben von Air India 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier. Bei dem Überlebenden handelt es sich um einen britischen Staatsangehörigen indischer Herkunft.

"Überall waren Leichen und Wrackteile"

Bei dem Absturz traf das Flugzeug ein Wohnheim für Mediziner. Auf Videos war zu sehen, dass Teile des Flugzeugs das Gebäude durchbrachen. Trümmer lagen neben einem Essbereich mit stehengebliebenen Tellern. Der indische Sender NDTV berichtete, mindestens fünf Medizinstudenten seien ums Leben gekommen, als ein Teil der Unglücksmaschine auf ihre Unterkunft gefallen sei.

Am Ort des Unglücks bot sich ein Bild der Zerstörung. "Ich war zu Hause, als ich massiven Lärm höre. Als ich rausging, um nachzusehen, was passiert war, lag dichter Rauch in der Luft. Überall waren Leichen und Wrackteile des Flugzeugs", sagte ein Augenzeuge in einem Video der Nachrichtenagentur PTI. Rettungskräfte transportierten im Laufe des Tages zahlreiche mit weißen Tüchern bedeckte Leichen ab.

Der indische Premierminister Narendra Modi sprach von einer Tragödie, die fassungslos mache. In dieser traurigen Stunde seien seine Gedanken bei allen Betroffenen.

Absturzursache noch unklar

Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut Flightradar24, dass das Flugzeug bis auf eine Höhe von 625 Fuß (190 Meter) gestiegen war. Danach sei es mit einer Geschwindigkeit von 475 Fuß pro Minute gefallen. Die Nachrichtenagentur PA zitierte Natarajan Chandrasekaran von den Air-India-Eigentümern, der von einem "tragischen Unfall" sprach. Das Hauptaugenmerk liege auf der Unterstützung aller betroffenen Menschen und Familien.

Flugschreiber ist entscheidend für die Aufklärung

Die Auswertung der Flugschreiber-Daten sei nun entscheidend für die Aufklärung des Unglücks, erklärte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Derzeit sei es für eine Einschätzung noch zu früh. "Eine Erklärung könnte zum Beispiel sein, dass die Startklappen nicht richtig gefahren sind", sagte Großbongardt in der tagesschau. "Aber man kann im Augenblick wirklich nur spekulieren, denn entscheidend ist, dass der Flugdatenschreiber geborgen wird, dass die Daten analysiert werden und man dann sieht, was passiert ist im Flugzeug."

Der Fluglinie Air India bescheinigte der Experte eine zuletzt zunehmend bessere Qualität. "Air India hatte lange Zeit einen sehr schlechten Ruf, solange sie in Staatsbesitz war." Der neue Eigentümer, die Tata Group, habe aber viel investiert und den Qualitätsstandard hochgefahren.

Peter Hornung, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 13.06.2025 10:08 Uhr

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke