Israel hat seinen massiven Angriff auf den Iran mit dem fortgeschrittenen Atomprogramm begründet. Zunächst wurde die wichtige Anlage zur Urananreicherung in Natans angegriffen, am Abend dann auch andere Atomanlagen. Ein Überblick.

Die schwer gesicherte Atomfabrik Natans - rund 250 Kilometer südlich von Teheran - ist die bekannteste iranische Atomanlage. Ihre Existenz wurde 2002 enthüllt. Sie besteht aus einer oberirdischen und einer unterirdischen Anlage zur Urananreicherung mit insgesamt fast 70 Kaskaden, in denen Zentrifugen hintereinandergeschaltet sind. Insgesamt gibt es mehr als 10.000 Einzelzentrifugen. Die Zentrifugen zur Urananreicherung liegen unter der Erde.

Angereichertes Uran kann zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden. Ausschlaggebend ist der Grad des spaltbaren Isotops U235. Anreicherung auf 3,5 bis 5 Prozent ist zur Gewinnung von Atomenergie notwendig. Ein Grad von 20 Prozent reicht für medizinische Zwecke. Für den Bau einer Atombombe ist ein Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent erforderlich.

Der Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA), Rafael Grossi, bestätigte, dass die Anlage getroffen wurde. Die Strahlungswerte dort seien aber nicht erhöht. Grossi habe den israelischen Präsidenten Izchak Herzog über "schwere Schäden" an Natans informiert, wie dessen Sprecher mitteilte.

Laut israelischer Armee wurden in Natans wichtige Anlagen zerstört, "die für den fortlaufenden Betrieb und das weitere Vorantreiben des Nuklearprojekts des iranischen Regimes unerlässlich sind". Demnach wurde unter anderem eine "mehrstöckige Anreicherungshalle mit Zentrifugen, Elektroräumen und anderer Infrastruktur" getroffen. Ein Vertreter der iranischen Behörden sagte hingegen, die Schäden seien "größtenteils an der Oberfläche". Unabhängig überprüfen lässt sich das nicht.

Natans war bereits im April 2021 bei einem Angriff beschädigt worden, den der Iran als Sabotageakt des israelischen Geheimdienstes bezeichnete. 

Berichte über Explosionen bei Atomanlage Fordo

Die Atomanlage Fordo war von den israelischen Angriffen zunächst nicht direkt betroffen. Am Abend gab es nach Medienberichten aber nahe der Anlage zwei Explosionen. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde die Flugabwehr bei der Anlage aktiviert. Eine Drohne soll abgeschossen worden sein. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Bilder zeigten aufsteigende schwarze Rauchschwaden in der Ferne. 

Der Bau der unterirdischen Atomfabrik nahe der heiligen Stadt Ghom erfolgte unter Missachtung von UN-Resolutionen und wurde der IAEA im September 2009 mitgeteilt. Die Anlage liegt in einem bergigen Gebiet nahe einer Militärbasis.

Die iranische Führung hatte sie zunächst als "Hilfsgelände" für den Fall von Luftangriffen bezeichnet. Später teilte sie dann mit dass es sich um eine Anlage zur hohen Anreicherung von Uran handele, die Platz für 3.000 Zentrifugen biete. In Fordo wurden 2023 auf 83,7 Prozent angereicherte Uranpartikel entdeckt. Der Iran bezeichnete sie als Produkt "unbeabsichtigter Schwankungen" während des Anreicherungsprozesses. Fordo liegt mehr als 60 Meter tief in der Erde.

Experte: Iran verwendet speziellen Beton

Laut dem Militäranalysten Cedric Leighton verwendet der Iran einen sehr speziellen gehärteten Beton zum Schutz vor Luftangriffen. Im US-Fernsehsender CNN sagte er, es sei unklar, ob israelische Bomben ihn durchdringen könnten. "Die Israelis müssten eine Angriffswelle nach der anderen starten".

Die israelische Luftwaffe verfüge über keine B-2- und B-52-Bomber, die sogenannte Bunkerbrecher-Bomben des US-Verbündeten transportieren können, berichtete die US-Nachrichtenseite Axios. Solche schweren Bomben wären wahrscheinlich nötig, um die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage Fordo zu zerstören. 

Isfahan am Abend Ziel eines Angriffs

Das Nukleartechnologie-Zentrum in der Stadt Isfahan ist eine Anlage zur Verarbeitung von Uran, die das radioaktive Material auf die Anreicherung vorbereitet. In Isfahan wird das in Minen abgebaute gelbe Uranoxid, das sogenannte Yellowcake, in Urantetrafluorid und Uranhexafluorid umgewandelt. Diese Urankonversion ist eine Vorstufe der Anreicherung, bei der das Uran später weiterverarbeitet wird, damit es als Brennstoff für Kraftwerke oder auch für Atomwaffen verwendet werden kann.

Die Anlage zur Urankonversion wurde 2004 industriell getestet. Im April 2009 wurde ein Labor eingeweiht, in dem schwach angereicherter atomarer Brennstoff für mögliche Atomkraftwerke produziert wird. Anfang 2024 gab der Iran den Baubeginn für einen neuen Forschungsreaktor auf dem Gelände bekannt.

Auch die Anlage in Isfahan war zunächst nicht Ziel der israelischen Angriffe. Am Abend gab es in iranischen Medien allerdings zunächst Berichte über eine "enorme Explosion" in Isfahan. Wenig später sagte ein israelischer Armeesprecher: "Ich kann jetzt bestätigen, dass wir die Atomanlage in Isfahan getroffen haben. Der Einsatz geht weiter." Über eventuelle Schäden an der Anlage gibt es noch keinerlei Informationen.

Atomforschungsanlage in Teheran

In der iranischen Hauptstadt Teheran befindet sich ein Atomforschungszentrum mit einem 1967 von den USA gelieferten Forschungsreaktor zur Produktion medizinischer Isotope. Auch dieser Reaktor wurde offenbar nicht angegriffen. Die Angriffe in der Hauptstadt zielten offenbar auf wichtige iranische Militärangehörige.

Das Atomkraftwerk in Buschehr mit seinem 1000-Megawatt-Reaktor wurde mit russischer Hilfe erbaut und im September 2011 in Betrieb genommen. Vor der iranischen Revolution im Jahr 1979 war der Bau von Deutschland unterstützt worden. Buschehr ist das einzige noch in Betrieb befindliche zivile Atomkraftwerk des Landes und liegt an der Küste des Persischen Golfes. Dort wird russischer Brennstoff verwendet, den Russland nach Verbrauch zurücknimmt. Dadurch wird das Risiko der Verbreitung von Atomwaffen verringert. Auch hier gab es keinen israelischen Angriff.

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