Als Präsident Trump Nationalgardisten und Marineinfanteristen nach Los Angeles beorderte, tat er dies vorbei am kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom. In der zweitgrössten US-Stadt waren Proteste ausgebrochen, nachdem die zuständige Bundesbehörde aggressive Razzien gestartet hatte, um papierlose Migrantinnen und Migranten aufzuspüren. Der Einsatz der Truppen ist nun ein Fall für die Bundesgerichte – und die Fehde zwischen Trump und Gouverneur Newsom, die schon länger andauert, hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Von San Francisco ins nationale Rampenlicht

Der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundesstaates ist landesweit bekannt. Newsom machte schon 2004 als Bürgermeister von San Francisco von sich reden. Er liess gleichgeschlechtliche Ehen zu, entgegen geltendem Recht. Newsom war damals schon telegen, um nicht zusagen geschniegelt. Die Haare zurückgekämmt, gebräuntes Gesicht, strahlend weisse Zähne.

Legende: Gel in den Haaren und ein strahlendes Lächeln: Gavin Newsom 2005 an der Pride Parade in San Francisco. Keystone/EPA/ARLEEN NG

Er machte Karriere in der kalifornischen Politik: Als er 2018 zur Gouverneurswahl antrat, erklärte er, es gehe darum, den neuen Anführer des Trump-Widerstands zu bestimmen. Newsom, nun der kalifornische Regierungschef, war ein naheliegendes Gegengewicht zum Präsidenten.

Legende: Trotz netter Worte – es liegt Spannung in der Luft: Am 24. Januar 2025 trafen sich Newsom und Trump am Flughafen von Los Angeles. Keystone/AP Photo/Mark Schiefelbein

Und die beiden gerieten aneinander: Trump prägte den Spitznamen «New-Scum», wobei «Scum» Abschaum bedeutet. Newsom nannte Trump gestört oder beschädigt. Gleichzeitig musste er einen Umgang mit Trump finden: Bei der Bewältigung der Covid-Pandemie oder von Waldbränden brauchte er Trumps Hilfe. «Danke, dass sie gekommen sind», sagte Newsom im letzten Januar zu Trump, als dieser wegen der verheerenden Brände zu Gast war.

Das Weisse Haus im Blick  

Längst heisst es, Gavin Newsom visiere das Weisse Haus an. Doch 2024 hielt er sich zurück: Bis zum bitteren Ende unterstützte er die Kandidatur von Joe Biden. Nach ihrer Niederlage kritisierte er dann aber Kamala Harris. «Die Marke der Demokraten ist toxisch», erklärte er in einem Interview. Newsom lancierte einen Podcast, in dem er mit Figuren aus dem Trump-Universum Gespräche führte.

Interessiert, ja bewundernd, liess er sich vom rechten Aktivisten Charlie Kirk erklären, wie die Trump-Bewegung junge Menschen erreicht. Und Newsom stimmte seinem Gegenüber zu, etwa als es darum ging, Transfrauen die Teilnahme am Frauensport zu verbieten.

Trumps Widersacher

Newsom schien sich kalkuliert in die Mitte zu bewegen. Doch dann schickte Trump das Militär nach Los Angeles. Das scheint Gavin Newsoms politische Richtungssuche beendet zu haben, wenigstens für den Moment. Er scheint sich wieder als Anführer des Widerstands in Stellung zu bringen – und er hielt eine Fernsehansprache. Trumps Angriff auf Kalifornien sei nur der Anfang, andere Bundesstaaten würden folgen. Und: «Die Demokratie wird vor unseren Augen angegriffen.» Die Rede schien sich ans ganze Land zu richten.

Legende: Newsom während der Ansprache am 12. Juni 2025. Keystone/EPA/JOHN G. MABANGLO

Und tatsächlich könnte diese Krise für Newsom zur Chance werden, quasi zur Startrampe für eine Präsidentschaftskandidatur. Er wäre als Kandidat aber angreifbar: Seine Gegner würden ihn als Westküsten-Linken bezeichnen, als ehemaligen Gouverneur eines Bundesstaats mit vielen Problemen, eines Bundesstaates, der Chaoten und illegale Einwanderer beschütze.

Die Zeit bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 ist zudem eine Ewigkeit in der US-Politik. Und doch könnte das Timing passen: Gouverneur Newsom scheidet 2027 aus seinem Amt.

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