Nach den ersten israelischen Angriffen auf den Iran am Freitag hatten Sorgen vor einer Beeinträchtigung der Ölversorgung an den Rohstoffmärkten den Ölpreis in die Höhe getrieben. Befürchtet wurde auch eine Blockade der an der iranischen Küste gelegenen Schifffahrtsstrasse von Hormus, die von vielen Ölfrachtern für Exporte aus dem Nahen Osten genutzt wird. Erklärungen von SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff zu den möglichen Szenarien.

Warum ist die Meerenge von Hormus so wichtig?

Die Meerenge von Hormus ist für den Welthandel von herausragender Bedeutung, weil rund ein Fünftel des global konsumierten Öls über diese Wasserstrasse läuft. Sie verbindet den Persischen Golf im Westen mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean im Osten. Der Grossteil der Transporte betrifft saudisches Öl, aber auch die anderen Anrainerstaaten sind auf diese Handelsroute angewiesen: der Irak, Kuwait, die Emirate, Qatar und natürlich der Iran selbst. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass mehr als 80 Prozent dieses Öls Richtung Asien gehen, vor allem nach China. Auch sehr viel Flüssigerdgas fliesst durch die Strasse von Hormus, ebenfalls ein Fünftel der global gehandelten Menge.

Wie wahrscheinlich ist eine Blockade der Meerenge durch den Iran?

Die Blockade der Strasse von Hormus ist für das iranische Regime so etwas wie die letzte Trumpfkarte. Diese gibt man in der Regel nicht so ohne weiteres her. Hinzu kommt, dass man mit einer Blockade vor allem Asien treffen würde. Doch China ist – auch wegen der westlichen Sanktionen – Irans wichtigster Handelspartner. Teheran würde also einen wichtigen Verbündeten verprellen. Und weil China seinen Ölbedarf dann anderweitig decken müsste, würde natürlich der globale Ölpreis nach oben gehen. Das würde zwar auch den Westen treffen, aber eben auch China. Ob der Iran das riskiert, erscheint vielen Analysten fraglich. Allerdings ist die Lage aktuell gerade extrem bedrohlich für Teheran, so kommt die Trumpfkarte womöglich doch ins Spiel.

Wie ist der aktuelle Stand bei den Ölpreisen?

Der Ölpreis lag zu Wochenbeginn bei knapp 75 Dollar für ein Barrel der Rohölsorte Brent. Nach dem Militärschlag Israels gegen den Iran am Freitag war der Preis um etwa sieben Prozent angestiegen und danach relativ stabil geblieben. Analysten rechnen angesichts der anhaltenden und unsicheren kriegerischen Lage mit weiteren, zumindest vorübergehenden Erhöhungen. Allerdings ist der aktuelle Preis noch weit von den über 100 Dollar entfernt, den man kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine bezahlen musste. Generell ist die Preissituation also noch nicht so dramatisch. Das hat auch damit zu tun, dass vor allem Saudi-Arabien zuletzt seine Fördermenge erhöht hat. Damit ist zurzeit gerade noch vergleichsweise viel Öl auf dem Markt.

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