G7 gespalten gegenüber Russland
In Kanada hat der G7-Gipfel begonnen. Zu Beginn erklärt US-Präsident Trump, es sei ein Fehler gewesen, Russland aus der Gruppe auszuschließen. Auch bei anderen Themen zeigt sich das Bündnis gespalten.
Zu Beginn des G7-Gipfels in Kanada präsentieren sich US-Präsident Donald Trump und seine europäischen Verbündeten gespalten in ihrer Haltung zu Russland. Während Trump noch vor der ersten Arbeitssitzung den Ausschluss Russlands aus der Gruppe führender Wirtschaftsmächte als "großen Fehler" bedauerte, drängten die Europäer auf härtere Sanktionen, um die Kriegsmaschinerie von Präsident Wladimir Putin zu stoppen.
"Trump bei Laune halten"
"Klar ist: Alles dreht sich hier um Donald Trump", berichtet ARD-Korrespondentin Gudrun Engel aus Kananaski. Es gehe darum, den US Präsidenten möglichst bei Laune zu halten und ihn nicht zu reizen. "Und so bleiben einige Falschaussagen von ihm, etwa zur Ursache des Ukraine-Kriegs, vollkommen unwidersprochen."
Die anderen Staats und Regierungschefs machten höflich gute Miene zur US-Inszenierung, denn sie wüssten, dass der US-Präsident eine Schlüsselfigur ist, so Engels. "Sie brauchen die Schutzmacht Amerika, wenn es um die Unterstützung der Ukraine oder auch jetzt um die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Iran geht".
Gudrun Engel, ARD Washington, zzt. Kananaski, zu Themen und Atmosphäre auf dem G7 Gipfel
tagesschau, 16.06.2025 20:00 Uhr"Es gäbe jetzt keinen Krieg, wenn Russland dabei wäre"
Trump erklärte bei einem Treffen mit dem kanadischen Premierminister Mark Carney weiter: "Ich glaube, es gäbe jetzt keinen Krieg, wenn Russland dabei wäre." Es mache die Sache deutlich schwieriger, dass Putin nicht mehr mit am Tisch sitze.
Putin sei sehr beleidigt gewesen, als er aus der Runde verbannt worden sei, sagte Trump weiter. "So wie ich es wäre, so wie Sie es wären, so wie es jeder wäre." Der Kremlchef spreche deshalb mit niemandem außer mit ihm.
Aufnahme Chinas "keine schlechte Idee"
Trump hatte den Ausschluss Russlands in der Vergangenheit bereits vielfach als Fehler bezeichnet und zeitweise für eine Wiederaufnahme des Landes in die Runde geworben. Davon nahm er zuletzt aber Abstand. Auf Nachfrage eines Reporters, ob China als eine der größten Volkswirtschaften der Welt in die Runde aufgenommen werden sollte, entgegnete Trump, dies sei "keine schlechte Idee".
Bisher war es so, dass die G7 als Wertegemeinschaft der großen Demokratien westlicher Prägung gerade aus der Abgrenzung zu Autokratien wie China und Russland ihre Daseinsberechtigung ableitete.
Putin als Vermittler in Nahost umstritten
Trump machte seine Sympathien für Putin auch noch auf andere Weise deutlich. In einem Interview des Fernsehsenders ABC äußerte er, dass er sich Putin als Vermittler im Krieg zwischen Israel und dem Iran vorstellen kann: "Ich wäre offen dafür."
Bundeskanzler Friedrich Merz, für den der Gipfel im kanadischen Kananaskis die erste große Bewährungsprobe bei einem internationalen Treffen ist, hielt dagegen. "Ich sehe persönlich nicht, dass der russische Staatspräsident in diesem Konflikt eine vermittelnde Rolle spielen könnte", sagte er.
Putin solle stattdessen seinen Krieg gegen die Ukraine stoppen. "Wenn Putin diesen Krieg beendet, dann hat er an dem Schauplatz der Welt, der uns zurzeit mit am meisten beschwert, das Notwendige und das Richtige getan. Ich würde das sehr begrüßen", so Merz.
Merz' Ziele für den Gipfel
Merz war eigentlich zuversichtlich in den Gipfel gegangen und hatte vor seinem Abflug gesagt, dass er trotz aller Differenzen auf ein Signal der Einigkeit hoffe. Noch vor der ersten Arbeitssitzung zur Lage der Weltwirtschaft traf er Trump für 20 Minuten, um Gemeinsamkeiten auszuloten. Es war das zweite direkte Gespräch der beiden innerhalb von zwei Wochen nach Merz' Antrittsbesuch in Washington.

Friedrich Merz und Charlotte Merz kommen zum Gipfeltreffen der G7 in der Pomeroy Kananaskis Mountain Lodge in Kananaskis an.
Die Ziele des Kanzlers für den Gipfel sind eine gemeinsame Position zur Eskalation im Nahen Osten, härtere Sanktionen gegen Russland und Fortschritte im Zollstreit. Darin ist er sich mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und dem britischen Premierminister Keir Starmer sowie den EU-Spitzen weitgehend einig.
Eine der wichtigsten Nagelproben für die G7-Mitglieder dürfte werden, ob sie zur Eskalation im Nahen Osten eine gemeinsame Position finden. Merz sagte, die Europäer strebten eine gemeinsame Erklärung zu dem Thema an, in der vor allem betont werden solle, dass der Iran unter keinen Umständen in den Besitz von atomwaffenfähigem Material kommen darf. "Wir werden das Selbstverteidigungsrecht des Staates Israel betonen und wir werden uns auch über möglicherweise weitere Schritte unterhalten, wie man zu einer diplomatischen Lösung kommen kann."
Offenbar keine gemeinsame Abschlusserklärung
Doch auch hier liegen die USA quer zu den anderen Partnern: Trump will nach Medienberichten keine gemeinsame Erklärung der G7-Staaten zum Krieg zwischen Israel und Iran unterzeichnen. Er bezeichnete das Regime in Teheran aber als gesprächsbereit.
Zudem hofft der Kanzler auf eine Annäherung im Zollstreit mit den USA. Das Thema steht jedoch später auf der Agenda.
Selenskyj als Gast geladen
Morgen wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als Gast bei dem Gipfel erwartet. Dort will er sich auch mit Trump alleine treffen. Schon vorab forderte er die G7-Runde auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. Die EU hat dabei mit einem 18. Sanktionspaket bereits vorgelegt. Merz hofft darauf, dass Trump nachzieht. "Ich würde mir sehr wünschen, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika dem anschließen und auch auf ihrer Seite entsprechende Sanktionen verhängen", sagte er.
Die EU-Initiative zielt darauf ab, den Druck auf Russland weiter zu erhöhen, um das Land zu Verhandlungen über ein Ende des Krieges gegen die Ukraine zu bewegen. Die geplanten Sanktionen sollen dabei insbesondere den russischen Energie- und Bankensektor treffen. Geplant ist etwa eine Senkung des Preisdeckels für den Verkauf von russischem Öl in Länder wie Indien oder China von derzeit 60 auf 45 US-Dollar pro Barrel. Der Preisdeckel war von der G7-Gruppe bereits 2022 eingeführt worden und sieht Sanktionen gegen Akteure vor, die am Export von russischem Öl zu höheren Preisen beteiligt sind.
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