Jetzt nur noch zu sechst - G7-Gipfel ohne Trump
US-Präsident Trump hat den G7-Gipfel in Kanada verlassen. Er wäre gern länger geblieben, sagte er, aber er müsse sich um den Krieg im Nahen Osten kümmern. Das Gipfeltreffen wird dadurch gehörig durcheinandergebracht.
Wie weiter im Nahen Osten? Eigentlich standen die sieben gerade beim Familienfoto, es war der vorletzte Programmpunkt des Tages im Mountain-Ressort in Kananaskis, als plötzlich alles anders war.
Erste Eilmeldungen: US-Präsident Donald Trump bricht vorzeitig vom G7-Gipfel auf und fliegt zurück nach Washington: "Ich muss zurück. Sie sehen ja, was ich sehe", ruft Trump den Journalisten zu. "Ich muss zurück, so schnell wie möglich."
"Ich würde so gerne bis morgen bleiben"
Der Krieg im Nahen Osten, der den G7-Gipfel ohnehin überschattete, sorgt jetzt dafür, dass der wichtigste Akteur auch bei diesem Thema nach Familienfoto und Abendessen bereits nach einem Gipfeltag abreist.
"Ich würde so gern bis morgen bleiben, aber Sie alle verstehen das hier. Es passieren gerade große Dinge", sagt Trump. Große Dinge - "big stuff" heißt das im Trump-Sprech.
"Maximalen Druck zu erhöhen auf den Iran", Marion Schmickler, ARD New York, zur vorzeitigen Abreise Trumps vom G7-Gipfel
17.06.2025 06:00 UhrTrump ruft Teheraner zu Evakuierung auf
Kurz davor hatte Trump alle Einwohner Teherans auf seiner Plattform Truth Social aufgerufen, die Stadt zu verlassen. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth kündigte parallel dazu die Verlegung weiterer "militärischer Fähigkeiten" in die Region an.
Der G7-Gipfel wird Zeuge einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Dabei hatte am Morgen alles so harmonisch begonnen: Bergkulisse, Wasser rauscht und der kanadische Gastgeber Mark Carney wartet auf den deutschen Kanzler.
"Eure Exzellenz, Friedrich Merz"
Da ahnte noch niemand, dass die Sache dank Trump wieder eine andere Wendung nehmen würde: "Eure Exzellenz, Friedrich Merz", kündigt eine Sprecherin den Kanzler an. Schöne Bilder, Händeschütteln. Carney weiß, mit diesem Merz ist gut Gipfel machen.
Mit Trump ist die Sache komplizierter, wie sich am Abend zeigen wird. "Herzlichen Glückwunsch nachträglich", sagt Carney bei der Begrüßung von Trump. Der war schon zwei Tage vorher 79 geworden. "Bisschen spät", erwidert Trump lapidar. So ist er.
Auf Schmusekurs mit dem US-Präsidenten
Und dann gibt es die Trump-Show. Er habe ja immer gesagt, es sei ein Fehler gewesen, Russland aus den G8 auszuschließen. Ex-US-Präsident Barack Obama und eine "Person namens Trudeau" hätten das damals getan. Carney steht daneben und widerspricht nicht. Justin Trudeau, sein Vorgänger als kanadischer Premier, war 2014 noch gar nicht im Amt. Es scheint egal zu sein.
Die Aktion Schmusekurs läuft: Auch zu Beginn der ersten Arbeitssitzung. Nostalgie sei keine Strategie, sagt Carney, Wandel sei wichtig. "Einige, Sie zum Beispiel, Herr Präsident, haben das früh erkannt und mutig gehandelt."
Trump hört derlei Dinge in der Regel gern. Ist er jetzt eingehegt? Es sah so aus. Bis es anders kam.
"Wichtige Angelegenheiten im Nahen Osten"
Um 17:30 Uhr Ortszeit die Nachricht: Trump reist vorzeitig zurück. Seine Sprecherin sagt, er müsse sich um "wichtige Angelegenheiten im Nahen Osten" kümmern. Israel braucht die USA, nicht die G7. "Und Iran wird nicht gewinnen. Sehen sie doch", sagt Trump, als er mit dem Briten Keir Starmer zusammensteht.
Die Iraner sollten verhandeln, bevor es zu spät sei. Starmer steht daneben, redet trotzdem tapfer weiter von Deeskalation: "Es besteht Konsens, dass wir deeskalieren müssen."
Der französische Präsident Emanuel Macron bietet Trump seine Hilfe für eine Nahost-Initiative an. Als die Nachricht von Trumps vorzeitigem Aufbruch die Runde macht, redet er gerade von Gipfelharmonie. Er weiß noch von nichts von Trumps vorzeitiger Abreise.
Trump braucht die anderen nicht. Die klare Ansage von ihm zum Iran: Es werde einen Deal geben. "Der Iran wäre dumm, nicht zu unterzuschreiben", hatte er gesagt.
Überraschenderweise einigen sich die Staats- und Regierungschefs - mit Trump - doch noch auf eine Erklärung zum Konflikt zwischen Israel und dem Iran. In dem von Gastgeber Kanada veröffentlichten Text wird der Iran als "die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors" bezeichnet und Israels Recht auf Selbstverteidigung betont.
Trumps Abreise bringt den Gipfel durcheinander
Die vorzeitige Abreise, sie bringt den gesamten Gipfel durcheinander. "Wir kommen hier zusammen an einem Wendepunkt der Geschichte", hatte Carney am Morgen noch gesagt.
Da ahnte er noch nicht, dass der Krieg im Nahen Osten und der US-Präsident die von Kanada so sorgsam vorbereitete Gipfelplanung zum dem machte, was sie am Ende war: ein Plan, der nicht aufging. Carney äußerte trotzdem Verständnis: "Ich danke Präsident Trump, dass er hier war."
Selenskyj wollte eigentlich mit Trump reden
Heute nun ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Gast. Der wollte mit Trump eigentlich über die Ukraine beraten. Der Inder Narendra Modi war im Landeanflug auf Kanada, als die Nachricht von Trumps Abreise bekannt wurde.
Die Weltlage ist nun wieder eine andere. Der Nahe Osten fordert auch den US-Präsidenten.
Der Zollstreit, selbst der Krieg in der Ukraine - an diesem Tag scheint alles andere an die zweite Stelle zu rücken.
Georg Schwarte, ARD Berlin, zzt. Banff, Kanada, tagesschau, 17.06.2025 06:11 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke