Angriffe auf Atomanlagen - und Wohngebäude
Während die diplomatischen Bemühungen stocken, setzen Israel und der Iran ihre Angriffe fort. Die israelische Luftwaffe nahm eine Atom-Einrichtung in Isfahan ins Visier. Der Iran feuerte wieder Raketen auf zivile Ziele.
Israel und der Iran haben ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt. Die israelische Luftwaffe bombardierte unter anderem eine Atom-Einrichtung in der Stadt Isfahan. Es habe sich um eine Fabrik für den Bau von Uran-Zentrifugen gehandelt, teilte das israelische Militär mit. Bei den Angriffen auf "zwei Produktionsstätten für Zentrifugen" in Isfahan sei "ein schwerer Schlag gegen die Kapazitäten des Iran für die Produktion von Zentrifugen" ausgeführt worden.
Nach Angaben iranischer Staatsmedien traten bei dem Angriff keine schädlichen Stoffe aus. Israel hatte die Anlage in Isfahan schon einmal zu Beginn seines Krieges gegen den Iran vor mehr als einer Woche angegriffen. Der Schaden sei nun vergrößert worden, so das israelische Militär.

Später griff Israel nach eigenen Angaben auch "militärische Infrastruktur" im Südwesten des Iran an. Iranische Medien berichteten über "heftige Explosionen" im Südwesten in der Stadt Ahwas in der Provinz Chusistan, der wichtigsten ölproduzierenden Region des Landes an der Grenze zum Irak.
Auch iranische Angriffe auf Israel
Der Iran feuerte seinerseits fünf Raketen auf Israel, wie ein israelischer Militärvertreter mitteilte. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom meldete einen Drohnenangriff auf ein Wohngebäude in der Region Bet Schean im Nordosten des Landes. Es habe keine Verletzten gegeben.
Israel bestätigte auch einen iranischen Raketenangriff auf das renommierte Weizmann-Forschungsinstitut nahe Tel Aviv. Demnach schlug die Rakete "direkt" in einem Gebäude des Weizmann-Instituts für Krebsforschung in Rechovot südlich der Küstenmetropole ein. Ein weiteres, noch nicht in Betrieb genommenes Gebäude sei ebenfalls zerstört worden.
Ranghohe Militärführer getötet
Das israelische Militär nahm auch erneut Mitglieder der militärischen Führung des Irans ins Visier. Nach Angaben von Verteidigungsminister Israel Katz wurde ein Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden in einer Wohnung in der Stadt Ghom getötet. Es handele sich dabei um den Anführer des Palästina-Korps der Auslandseinheit der Elitestreitmacht des Irans, Said Isadi, hieß es in einer Mitteilung von Katz. Er habe die Terrormiliz Hamas vor dem Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 finanziert und bewaffnet. "Der lange Arm Israels wird alle seine Feinde erreichen", sagte Katz.
Der Armee zufolge wurden auch der Leiter der Einheit 190 der Al-Kuds-Brigaden, Behnam Schahrijari, sowie der Leiter der Drohneneinheit der Iranischen Revolutionsgarden, Aminpur Dschudaki, getötet.
Iran: US-Eingreifen wäre "sehr gefährlich"
Die diplomatischen Bemühungen um eine Beendigung des Krieges treteb unterdessen weiter auf der Stelle. Irans Außenminister Abbas Araghtschi erneuerte in Istanbul die bereits mehrfach geäußerte Warnung seines Landes, ein Eingreifen der USA in den Krieg wäre "sehr gefährlich". In der türkischen Metropole tagt die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC).
Zuvor hatte sich Araghtschi am Freitag in Genf mit seinen europäischen Amtskollegen Johann Wadephul, Jean-Noël Barrot (Frankreich) und David Lammy (Großbritannien) sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas getroffen. Im Anschluss teilten sie aber lediglich mit, man wolle im Gespräch bleiben.
US-Präsident Donald Trump machte deutlich, den Bemühungen der Europäer wenig Bedeutung beizumessen. "Der Iran will nicht mit Europa sprechen. Sie wollen mit uns sprechen. Europa kann dabei nicht helfen", sagte er auf die Frage eines Journalisten, ob die Gespräche der Europäer hilfreich gewesen seien. Trump will diplomatischen Bemühungen eigenen Angaben vom Donnerstag zufolge noch bis zu zwei Wochen Zeit geben, bevor er eine Entscheidung über eine mögliche Kriegsbeteiligung trifft.
Moderate Kräfte wollen Einlenken Chameneis
Unterdessen wollen moderate Politiker im Iran den Obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei offenbar dazu bewegen, der US-Forderung nach einem Stopp der Urananreicherung nachzugeben. In einem Brief sprachen sich führende Vertreter der Reformbewegung für ein Einlenken auf, um die Zukunft der Islamischen Republik zu sichern und den Frieden wiederherzustellen. Initiiert wurde der Vorstoß laut der Nachrichtenagentur dpa unter anderem von Ex-Präsident Mohammed Chatami und dem früheren Außenminister Mohammed-Dschawad Sarif. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass Chamenei seine Haltung ändert.
Die Politiker des Reformlagers im Iran befürworten Verhandlungen mit dem Westen. Sarif hatte bereits vor zehn Jahren das Wiener Atomabkommen für den Iran mitverhandelt, das US-Präsident Trump 2018 einseitig aufkündigte. Die Anhänger der Reformbewegung setzen auf den Erhalt des Status quo der Islamischen Republik und streben Veränderungen innerhalb des bestehenden politischen Systems an. Ihre konservativen Rivalen, die sogenannten Fundamentalisten oder Hardliner, bilden das zweite große Lager
Julio Segador, ARD Tel Aviv, tagesschau, 21.06.2025 11:31 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke