"In diesem Sinne gehört uns die ganze Ukraine"
Auf dem St. Petersburger Wirtschaftsforum bekräftige Putin Russlands Maximalforderungen im Krieg gegen die Ukraine. Befragt zu den Kämpfen zwischen Israel und dem Iran fordert er Diplomatie.
Eine lange und inhaltsschwere Rede Putins hatte Kremlsprecher Peskow vorab angekündigt - lang wurde sie auch: Der russische Präsident sprach eine Stunde, hielt dann aber doch nur einen weiteren Vortrag zur soliden Wirtschaftslage und den Möglichkeiten und Herausforderungen der russischen Wirtschaft.
Erst später, in einer Frage-und-Antwort-Runde vor den Gästen des St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums ging Putin auf die wirklich drängenden Fragen zu Krieg und Frieden ein: Im Kern ohne Neuigkeit, aber martialisch wie selten, was den Krieg gegen die Ukrainer angeht.
Putin besteht auf Gebietsansprüche
Auf die Frage, wie weit die russischen Truppen noch vorrücken würden, erwiderte Putin: "Es ist kein Sprichwort, kein Gleichnis, sondern eine alte Regel: Wo der Fuß eines russischen Soldaten hintritt, das gehört uns."
Dabei sprach der russische Präsident der Ukraine, nur halb im Scherz, gleich noch die Eigenständigkeit ab: "Ich habe schon mehrmals gesagt, dass ich das russische und das ukrainische Volk als ein Volk betrachte. In diesem Sinne gehört uns die ganze Ukraine."
Auch den Vormarsch russischer Truppen im Nordosten der Ukraine fand Putin ganz selbstverständlich. In der Region Sumy seien sie mittlerweile zwischen zehn und zwölf Kilometern vorgerückt. "Weiter entfernt liegt die Stadt Sumy, das regionale Zentrum", so Putin. "Wir haben nicht vor, Sumy einzunehmen. Grundsätzlich schließe ich das aber nicht aus."
"Wir streben keine Kapitulation an"
Die Menschen in der Ukraine dürften vor allem einen Satz Putins als blanken Zynismus empfinden: "Wir streben keine Kapitulation der Ukraine an, sondern wir bestehen darauf, dass die Realitäten anerkannt werden, die sich auf dem Boden entwickelt haben."
Sprich, doch eine Art Kapitulation - Putin beharrt weiter völlig kompromisslos darauf, dass die Ukraine neben der Krim auch die vier Gebiete im Osten abtritt, die Russland im mehr als drei Jahre andauernden Krieg teilweise besetzt hat. Natürlich weiß Putin, dass kein ukrainischer Präsident eigenes Staatsgebiet einfach so überschreiben kann.
Die aggressiven Worte Richtung Ukraine kamen vom selben Politiker, der im Gespräch mehrfach betonte, die Sicherheit eines Landes könne nicht auf Kosten der Sicherheit eines anderen Landes gewährleistet werden. Aber natürlich, Schuld sind die anderen: der Westen, die NATO. Russlands Interessen seien bedroht gewesen, darum der Krieg. Ein Krieg, der offiziell nie erklärt wurde; in Russland ist weiter von einer "militärischen Spezialoperation" die Rede.
Russischer Präsident rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine bei Wirtschaftsforum in St. Petersburg
Ina Ruck, ARD Moskau, tagesthemen, 20.06.2025 21:45 UhrRusslands Arbeiten an iranischem AKW gehen weiter
Gefragt wurde Putin auch zum Israel-Iran-Krieg. Er fordere ein Ende der Angriffe und Verhandlungen. Wegen des Atomkraftwerks in Buschehr, dessen ersten Reaktor Russland um zwei weitere Blöcke erweitert, sei er im Kontakt mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu und US-Präsident Donald Trump.
"Basierend auf unserem Verständnis, dass Iran Atomenergie friedlich nutzen darf und wir absolut im Rahmen internationaler Normen handeln, fordern wir die Sicherheit unserer Mitarbeiter", so Putin. Premierminister Netanjahu habe dem zugestimmt und Präsident Trump ebenfalls versprochen, Russlands "legitime Forderungen" zu unterstützen.
Trotz der komplexen Lage würde die Arbeit am iranischen AKW fortgesetzt. Die rund 600 russischen Mitarbeiter würden nicht evakuiert, erklärte der russische Präsident. Und wurde dann nochmal etwas martialischer: Wer behaupte, Russland sei ein unzuverlässiger Verbündeter des Iran, der sei ganz einfach ein Provokateur.
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