Von der Eskalation zur Waffenruhe
Nach dem Eingreifen der USA drohte der Krieg zwischen Israel und dem Iran zu eskalieren. Stattdessen setzte US-Präsident Trump auf eine überraschende Waffenruhe - nach anfänglichen Verstößen scheint diese nun zu halten.
Wie wichtig US-Präsident Donald Trump die von ihm verkündete Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und dem Iran ist, zeigte sich, als diese zu platzen drohte. "They don't know what the fuck they're doing", fluchte Trump in Reaktion auf erneute Angriffe beider Seiten. "Diese Typen müssen sich beruhigen." Iran und Israel hätten "so lange und so hart gekämpft haben, dass sie nicht wissen, was zum Teufel sie da tun", sagte der US-Präsident vor seinem Abflug zum NATO-Gipfel in Den Haag.
Scharfe verbale Attacken des US-Präsidenten gegen Teheran sind nicht ungewöhnlich. Solch deutliche Kritik am engen US-Verbündeten Israel zeigt hingegen, wie viel für Trump auf dem Spiel steht: Mit seiner Ankündigung der Waffenruhe in der Nacht zum Dienstag wollte Trump das "Ende des Krieges" einläuten - zu einem Zeitpunkt, der dem US-Präsidenten sehr zugute käme.
Waffenruhe und gegenseitige Vorwürfe
Zwei Nächte zuvor hatte Trump einen massiven Militärschlag mit den größten bunkerbrechenden Bomben der Welt gegen iranische Atomanlagen angeordnet. Mit dem Eintritt der USA drohte der Krieg zwischen Israel und dem Iran weiter zu eskalieren. Zunächst schienen sich diese Befürchtungen zu bewahrheiten, als der Iran am Montagabend als Vergeltung die größte US-Militärbasis in der Region in Katar mit Raketen angriff.
Doch tatsächlich war der Angriff der erste Schritt in Richtung Entspannung. Denn laut Trump hatte der Iran die US-Regierung vor dem Angriff gewarnt. Es habe keine Verletzten oder Toten gegeben, erklärte Trump und dankte dem Iran für die Vorwarnung. Ähnlich hatte Teheran auch 2020 auf die von Trump angeordnete Tötung des iranischen Top-Generals Kassem Soleimani reagiert. Wie damals erlaubte der eher symbolische Angriff der iranischen Regierung, das Gesicht zu wahren.
Rückkehr zu Verhandlungen?
Trump deutete den Moment als Chance und setzte auf ein Ende der Kampfhandlungen. Am Dienstagmorgen teilte er mit, die Waffenruhe sei in Kraft getreten. Auch der Iran und Israel stimmten zu. Doch nur wenige Stunden später warfen sich beide Seiten Verstöße vor. Israel beschuldigte den Iran, erneut Raketen auf das Land abgefeuert zu haben. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz ordnete einen Gegenschlag an.
"Werft diese Bomben nicht ab. Wenn ihr das tut, ist das ein schwerer Verstoß", schrieb Trump daraufhin auf seiner Plattform Truth Social. Es folgte ein Telefongespräch mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, in dem Trump "außergewöhnlich entschieden und direkt" klar gemacht habe, was nun passieren müsse, hieß es aus US-Regierungskreisen.
Die israelische Luftwaffe griff nach übereinstimmenden Angaben dennoch ein Ziel nördlich der iranischen Hauptstadt an. Auf weitere Angriffe werde man aber verzichten, teilte Netanjahus Büro mit. Kurz darauf hieß es auch aus Teheran, man werde sich an die Waffenruhe halten. Der iranische Präsident, Massud Peseschkian, brachte laut iranischen Staatsmedien sogar eine Rückkehr an den Verhandlungstisch ins Gespräch.
Waffenruhe im Interesse der Kriegsparteien?
Ob die Feuerpause jedoch zu einer dauerhaften Beendigung des Krieges führen wird, ist ungewiss. Klar ist hingegen, dass die Waffenruhe den Kriegsparteien einen Ausweg zu einem günstigen Zeitpunkt bietet - aus unterschiedlichen Gründen: Der Iran war dem militärisch stark überlegenen Israel zuletzt fast schutzlos ausgeliefert. Trotzdem erklärte die iranische Regierung sich laut Medienberichten zum "Sieger" des Konflikts. Sollten die Kämpfe nicht erneut aufflammen, dürfte ein Regimewechsel in Teheran - wie ihn manche Stimmen in Israel und den USA immer wieder ins Spiel brachten - unwahrscheinlich sein.
Auch Israel sieht sich nach den massiven Angriffen auf militärische und staatliche Ziele im Iran als Sieger. Der israelische Präsident Izchak Herzog bezeichnete die Offensive als großen Erfolg. "Wir haben die iranische nukleare Bedrohung für einen bedeutenden Zeitraum beseitigt", sagte er.
Präsident Trump wiederholte ebenfalls seine Behauptung, die Anreicherungsanlagen des Iran seien "vollständig zerstört" worden. "Der Iran wird seine Atomanlagen niemals wieder aufbauen", schrieb er auf Truth Social. NATO-Generalsekretär Mark Rutte lobte Trump für dessen Befehl für die Angriffe. "Das war wirklich außergewöhnlich und etwas, das sich sonst niemand getraut hat. Es macht uns alle sicherer", erklärte Rutte.
Eine erfolgreiche Waffenruhe könnte es dem Republikaner außerdem ermöglichen, eine Debatte über die US-Beteiligung im eigenen Lager zu beenden. Trump war mit dem Wahlkampfversprechen angetreten, die USA aus Kriegen herauszuhalten. Aus einem Flügel seiner Unterstützer gab es deshalb Kritik an den von ihm angeordneten Angriffen. Andere forderten hingegen eine Ausweitung der Angriffe und einen Regimewechsel im Iran.
Verbleib von angereichertem Uran unklar
Die ungelöste Frage ist weiterhin, wie weit der Krieg das iranische Atomprogramm zurückgeworfen hat. Der Iran besitzt laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA unter anderem mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent. Dessen Verbleib ist unbekannt. Nach Angaben von Diplomaten könnten damit mehrere Atombomben hergestellt werden, falls das Material noch weiter auf 90 Prozent angereichert würde, was als relativ kleiner Schritt gilt.
Teheran beharrt darauf, keine Atomwaffen bauen zu wollen, sondern nur ein ziviles Programm zu verfolgen. Dafür aber wird kein hochangereichertes Uran gebraucht. Der Iran hat bereits angekündigt, man wolle den Produktionsprozess in den Atomanlagen ohne Unterbrechung fortsetzen.
Wie schnell das möglich sein könnte, hängt vom Ausmaß der Zerstörung der Atomanlagen ab. Diese ist laut Experten unklar. Israel scheint seine Kriegsziele mit Blick auf das Atomprogramm jedenfalls als erfüllt anzusehen. Aus israelischen Sicherheitskreisen hieß es, die massiven Luftangriffe hätten das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen.
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