Für Bundeskanzler Merz ist es ein "historischer Tag": Deutschland und Großbritannien haben einen gemeinsamen Freundschaftsvertrag geschlossen. Der verspricht mehr Handel, mehr Austausch - und vor allem mehr Sicherheit.

Im Victoria und Albert Museum in London haben Bundeskanzler Friedrich Merz und der britische Premierminister Keir Starmer einen sogenannten Freundschaftsvertrag für ihre Länder unterzeichnet. 27 Seiten, welche die deutsch-britische Partnerschaft nicht nur untermauern, sondern auch erweitern sollen.

So wird als Ziel des Vertrags formuliert, beide Länder würden "von dem Wunsch geleitet, angesichts grundlegender Veränderungen des geopolitischen Umfelds ihre Kräfte zu bündeln, um ihren Bürgerinnen und Bürgern sowie ihren offenen, demokratischen Gesellschaften eine von Wohlstand, Sicherheit und Nachhaltigkeit geprägte Zukunft zu bieten".

Starmer lobt Vertrag als "ersten seiner Art"

Merz sprach von einem "historischen Tag" für die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien. Ein solcher Vertrag sei seinen Worten zufolge überfällig gewesen. "Wir wollen enger zusammenarbeiten, insbesondere nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union", betonte der CDU-Politiker. Und diese Zusammenarbeit solle sich auf verschiedene Bereiche erstrecken - Außen- und Innenpolitik, Wirtschaft, Technologie und auch Migrationspolitik. Die konkreten Pläne für die künftig engere Kooperation wurden in einem eigenen Aktionsplan zusammengefasst.

Auch Starmer lobte den Vertrag als den "ersten seiner Art". Er werde "Großbritannien und Deutschland näher zusammenbringen als je zuvor".

Auch mit Frankreich sucht London den Schulterschluss

Ein kurzer Rückblick: Zum Jahreswechsel 2020/2021 trat der von den Briten mehrheitlich gewollte sogenannte Brexit in Kraft. Seit dem Austritt aus der EU versucht Großbritannien die Bindungen zu EU-Mitgliedern durch bilaterale Abkommen zu stärken.

Deutschland ist dabei einer der wichtigsten, aber nicht der einzige Partner, mit dem die britische Regierung einen engeren Schulterschluss sucht. Dazu zählt vor allem auch Frankreich - neben Großbritannien die einzige Nuklearmacht in Europa. Allein seit Monatsbeginn vereinbarten London und Paris, sich in Verteidigungsfragen und beim Punkt nukleare Abschreckung enger miteinander abstimmen zu wollen. Auch beim Thema Migration rücken beide Länder zusammen und einigten sich zuletzt auf eine Art Tauschsystem, in der Hoffnung, die Migration über den Ärmelkanal einzudämmen.

Vertrag verspricht Sicherheit

Der Wunsch nach einer engeren deutsch-britischen Zusammenarbeit ist durchaus beidseitig. Wiederholt hatte Merz bereits die Bedeutung von Großbritannien als strategischen Partner betont. Und die britische Regierung hatte bereits kurz nach Amtsantritt von Starmer den Wunsch nach einer intensiveren Kooperation verdeutlicht. Nicht umsonst reiste im Juli des vergangenen Jahres der damals neu ins Amt des britischen Außenministers gekommene David Lammy als erstes nach Berlin - zu Gespächen mit der damaligen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock

Neben wirtschaftliche Vorteilen verspricht der geschlossene Freundschaftsvertrag vor allem eines: Sicherheit. Im Hinblick auf eine durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine deutlich gewordene mögliche russische Bedrohung. So wurde im Vertrag auch das "tiefe Bekenntnis zur gegenseitigen Verteidigung" festgeschrieben, mitsamt der Zusage, dass sich beide Länder "im Fall eines bewaffneten Angriffs auf die andere Vertragspartei" gegenseitig beistehen - "auch durch militärische Mittel".

Und auch gegen den Unsicherheitsfaktor Donald Trump versprechen sich Deutschland und Großbritannien durch das Zusammenrücken als Handelspartner mehr Stabilität. Da ist die Zollpolitik des US-Präsidenten, die Sorgen schürt und die beständige Frage, wie sehr die NATO-Verbündeten noch auf die USA als Bündnispartner zählen können.

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