Erneut Kämpfe in syrischer Provinz Suwaida
Die Spannungen zwischen Drusen und Beduinen im Süden Syriens schlagen erneut in Gewalt um. Sicherheitskräfte der Regierung sind in der Region in Bereitschaft. Israel, Schutzmacht der Drusen, will das offenbar tolerieren - zumindest vorübergehend.
In der syrischen Provinz Suwaida kommt es nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Augenzeugen erneut zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Mitglieder von Beduinenstämmen und drusische Milizen stießen demnach in der Nähe der Ortschaft Walra im nordwestlichen Umland der Provinzhauptstadt, die ebenfalls Suwaida heißt, zusammen.
Zuvor sollen beduinische Verbände Häuser von Drusen in Walra und der benachbarten Ortschaft Al-Masraa in Brand gesteckt haben. Korrespondenten der internationalen Nachrichtenagentur AFP hörten Schusswechsel, unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.
Auch das UN-Menschenrechtsbüro meldete allerdings erneute Zusammenstöße zwischen lokalen Bevölkerungsgruppen. Dabei werde gezielt versucht, mit Falschinformationen zu weiterer Gewalt anzustiften, sagte eine Sprecherin des UN-Büros in Genf.
Truppen beziehen erneut Stellung
Die Auseinandersetzungen hatten am vergangenen Sonntag begonnen. Als Truppen der syrischen Regierung in die Stadt Suwaida einrückten, um dort die Kontrolle zu übernehmen, eskalierte die Gewalt. Israel, das sich als Schutzmacht der Drusen versteht, griff in den Konflikt ein, bombardierte unter anderem Regierungsgebäude in Damaskus und verlangte den Abzug der syrischen Regierungstruppen aus der Drusen-Region. Israel will seit dem Sturz des Assad-Regimes keine militärischen Kräfte im Süden des Landes dulden, der an Israel grenzt
Die syrischen Regierungstruppen zogen sich daraufhin zurück. Allerdings warf die syrische Regierung den drusischen Kämpfern später vor, gegen eine vereinbarte Waffenruhe verstoßen zu haben. Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung bezogen erneut Stellung an den Rändern der Provinzhauptstadt, um wieder nach Suwaida einzurücken. Nach Angaben aus Damaskus sollen die Regierungstruppen lokale Konfliktparteien auseinanderhalten.
Israel toleriert Regierungstruppen offenbar - vorübergehend
Dieses Mal will Israel dieses Vorgehen offenbar vorübergehend tolerieren. Zumindest hieß es in Medienberichten, man sei bereit, die Präsenz von Sicherheitskräften der syrischen Regierung für einen Zeitraum von 48 Stunden in der Provinz Suweida zu dulden.
Nach tagelangen Kämpfen mit Hunderten Toten habe man zugestimmt, dass Truppen des Innenministeriums in diesem Zeitraum in Suwaida operieren, sagte ein namentlich nicht genannter israelischer Offizieller zu mehreren israelischen Medien.
Berichte über Hinrichtungen
Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden durch die Kämpfe seit Sonntag fast 600 Menschen getötet. Das UN-Menschenrechtsbüro spricht von glaubhaften Berichten über Menschenrechtsverletzungen. "Dazu gehören Hinrichtungen im Schnellverfahren und willkürliche Tötungen, Entführungen, Zerstörung von Privateigentum und Plünderungen von Häusern" teilte das Büro mit.
In den Berichten würden als Täter "Mitglieder der Sicherheitskräfte und Personen, die mit den Übergangsbehörden in Verbindung stehen, sowie andere bewaffnete Elemente aus dem Gebiet, einschließlich Drusen und Beduinen" genannt. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte ein Ende des Blutvergießens und der Gewalt. Er betonte, der Schutz aller Menschen müsse "oberste Priorität" haben.
Krankenhäuser überfordert
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind die Krankenhäuser in der Provinz durch die Vielzahl an Verletzten überfordert. Ein Lagerhaus des syrischen Roten Halbmonds mit Hilfsmaterial sei durch Beschuss beschädigt worden, hieß es.
Israels Außenminister Gideon Saar kündigte an, dass sein Land den Drusen in Syrien humanitäre Hilfe in Form von Lebensmittelpaketen und medizinischer Versorgung in Höhe von umgerechnet mehr als 500.000 Euro leisten werde.
Appell europäischer Regierungen
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul rief die syrische Regierung dazu auf, eine friedliche Nachkriegsgesellschaft mit der Integration aller Bevölkerungsgruppen anzustreben. Man habe gerade mit dem syrischen Außenminister gesprochen, sagt Wadephul nach einem Treffen mit seinem französischen Kollegen Jean-Paul Barrot. Die ganze Situation sei besorgniserregend. "Diese syrische Übergangsregierung hat dann unsere Unterstützung, wenn sie sich für einen integrativen Kurs einsetzt", sagt Wadephul.
Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR) sitzt in Großbritannien und will Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentieren. Sie bezeichnet sich als unabhängig. Die Informationen der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke