Auch wenn US-Präsident Trump versucht, den Fall Epstein loszuwerden: Der Druck auf seine Regierung wächst, die gesamten Akten über den Sexualstraftäter und sein Netzwerk herauszugeben. Auch Trumps Name taucht in neuen Unterlagen auf.

Hinter den Kulissen ist US-Präsident Donald Trump angeblich außer sich. Es sei das erste Mal, dass er das Weiße Haus wie gelähmt erlebe, zitiert das Magazin Politico eine dem Weißen Haus nahestehende Person, der Anonymität zugesichert wurde. Der Umgang der Regierung mit den Epstein-Dokumenten hat selbst die treuesten MAGA-Anhänger in Aufruhr versetzt.

In der letzten Kabinettsitzung fragte Trump die anwesenden Reporter: "Reden Sie immer noch über Epstein? Das ist unglaublich!" Das war vor zwei Wochen. Und Amerika redet immer noch darüber: Politiker, Journalisten, Bürger.

Gerade erst haben das Wall Street Journal und die New York Times berichtet, dass Justizministerin Pam Bondi Trump im Mai darüber informiert habe, dass sein Name in bisher noch nicht veröffentlichten Epstein-Akten auftauche. Unklar ist aber, in welchem Zusammenhang. Trumps Name tauchte auch in schon freigegebenen Dokumenten zur Epstein-Affäre auf. Ein Fehlverhalten wurde ihm aber nicht vorgeworfen.

Auch Trumps Anhänger unzufrieden

Die Amerikaner sind unzufrieden mit dem Umgang der Regierung mit dem Epstein-Fall, das zeigen Umfragen. Eine erst am Dienstag vom Economist veröffentlichte Befragung ergab, dass 56 Prozent der Befragten den Umgang des Präsidenten mit der Epstein-Untersuchung missbilligen. Nur 22 Prozent finden den Umgang richtig. Andere Umfragen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Die große Mehrheit der Amerikaner - 89 Prozent der Demokraten und 73 Prozent der Republikaner - ist laut der Umfrage der Meinung, die Regierung sollte alle Epstein-Dokumente veröffentlichen. Genau das hatte Trump im Wahlkampf versprochen. Nachdem sein Justizministerium einen Rückzieher gemacht hat, sind viele Trump-Fans frustriert, fühlen sich betrogen - auch republikanische Politiker, Demokraten sowieso.

"Was verbergen sie vor dem amerikanischen Volk?"

Der demokratische Minderheitensprecher im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, erklärte: "Donald Trump und die republikanischen Abgeordneten haben die Macht, die Epstein-Akten heute zu veröffentlichen. Sie weigern sich, es zu tun. Was verbergen sie vor dem amerikanischen Volk?"

Jeffries reagierte auf einen ungewöhnlichen Schritt des Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, dem Republikaner Mike Johnson. Er hatte das Repräsentantenhaus kurzerhand in eine verfrühte Sommerpause geschickt. Damit verhinderte Johnson eine Abstimmung über die Freigabe der Epstein-Dokumente. Eine Initiative, die nicht nur von Demokraten, sondern auch von Republikanern unterstützt wird und vermutlich eine Mehrheit erhalten hätte.

Trumps Taktik: Mit allen Mitteln ablenken

Donald Trump setzt unterdessen auf Ablenkung. Sei es mit seiner Forderung, das Football-Team Washington Commanders solle seinen alten Namen "Redskins" wieder annehmen - sonst werde er den geplanten Stadionbau nicht unterstützen. Oder mit der Veröffentlichung der Martin-Luther-King-Akten - just zum Zeitpunkt der Diskussion um Epstein. Oder mit einem von Trump veröffentlichtem KI-generierten Video, in dem Ex-Präsident Barack Obama im Oval Office festgenommen wird.

Trotz aller Ablenkungsbemühungen verschwindet das Thema Epstein nicht. Die sonst so Trump-loyale Abgeordnete Marjorie Taylor Greene prophezeit: "Wenn es keine Gerechtigkeit und keine Rechenschaftspflicht gibt, werden die Leute es satt haben."

Auch die rechte Influencerin Laura Loomer, der ein großer Einfluss auf Trump nachgesagt wird, forderte den Präsidenten auf, Justizministerin Bondi zu feuern, weil sie "die Basis belogen" habe. Bondi hatte vor einigen Wochen noch von einer Liste prominenter "Kunden" Epsteins gesprochen. Anfang des Monats bestritt das Justizministerium die Existenz einer solchen Liste. Der Verschwörungserzähler Alex Jones unkte, als nächstes werde das Justizministerium behaupten, eigentlich habe auch Jeffrey Epstein nie existiert.

Richterin lehnt Herausgabe von Akten ab

Offensichtlich aufgrund des Drucks von allen Seiten wies Trump Justizministerin und Generalstaatsanwältin Bondi in der vergangenen Woche an, die Veröffentlichung von Unterlagen zur Anklage gegen Epstein aus dem Jahr 2018 zu erwirken. Dabei geht es um Protokolle der sogenannten Grand Jury, also Geschworenen, die darüber entscheiden, ob Anklage erhoben wird oder nicht.

Eine Richterin in Florida hat die Herausgabe nun abgelehnt, mit der Begründung, die nötigen Voraussetzungen seien nicht erfüllt. Über einen ähnlichen Antrag auf Freigabe von Akten in New York ist noch nicht entschieden.

Wen will Trump schützen?

Trump präsentiert sich gerne als politischer Outsider, der "den Sumpf in Washington" trockenlegen will und gegen Korruption und Vetternwirtschaft vorgeht. Er hat Transparenz versprochen. Umso enttäuschter sind nun seine Anhänger.

Denn auf die Frage, warum Trump die Epstein-Akten nicht veröffentlichen will, erhalten sie keine Antwort. Will Trump seine Milliardärs-Freunde aus der High Society schützen oder gar sich selbst? In sozialen Medien wird wild spekuliert.

Im Moment sieht es nicht danach aus, als würde die Wut schnell verrauchen. Da dürfte auch die vorgezogene Sommerpause der Abgeordneten nicht helfen. Viele von ihnen werden sich in ihren Wahlkreisen unangenehmen Fragen ihrer Wähler stellen lassen müssen.

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