Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einer Hungerkrise im Gazastreifen. Israel bestreitet, dass es eine Hungersnot gibt - und macht die Hamas und die UN für Probleme bei Lebensmittellieferungen verantwortlich.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt im Gazastreifen vor einer tödlichen Hungerkrise. "Die 2,1 Millionen Menschen, die im Kriegsgebiet Gaza gefangen sind, sehen sich neben Bomben und Kugeln mit einem weiteren Killer konfrontiert: dem Hungertod", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

"Wir erleben täglich einen Anstieg der Todesfälle aufgrund von Unterernährung." Seit Mitte Juli seien die Zentren überfüllt, die Kinder mit akuter Unterernährung aufnehmen. Sie hätten nicht genügend Spezialnahrung, um sie notdürftig zu versorgen. Seit Anfang des Jahres seien mindestens 21 Kindern unter fünf Jahren durch Mangelernährung gestorben. Diese Fälle habe die WHO selbst dokumentiert.

Zu wenig Hilfslieferungen und Gewalt

Viele Anwohner des Gazastreifens erzählen, dass sie von nur einer Mahlzeit am Tag lebten. Lebensmittel auf den Märkten seien völlig überteuert. Es gebe dort auch kaum mehr etwas zu kaufen. Die Menschen sind deshalb auf Hilfslieferungen angewiesen, von denen es aus ihrer Sicht viel zu wenige gibt.

Christian Katzer, Geschäftsführer Ärzte ohne Grenzen, zur humanitären Lage im Gazastreifen

tagesschau24, 23.07.2025 18:00 Uhr

Anwohner berichten zudem von Gewalt und Chaos bei der Ausgabe von Hilfspaketen. Wenn Hilfe komme, verbreite sich die Nachricht per Mundpropaganda oder über die sozialen Medien. Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros sind bereits mehr als 1.000 Menschen umgekommen, als sie versuchten, an Lebensmittel zu kommen. 766 seien nahe den umstrittenen Verteilzentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden, andere in der Nähe von Hilfskonvois, die oft von Verzweifelten gestürmt werden, sagte Sprecher Thameen Al-Kheetan. 

Kriterien für Hungersnot schwer zu verifizieren

Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) lebt inzwischen ein Viertel der Bevölkerung "unter hungernotähnlichen Bedingungen". Für die Erklärung einer Hungersnot haben die Vereinten Nationen feste Richtlinien. Sie wird erklärt, wenn mindestens zwei von 10.000 Menschen täglich durch Nahrungsmangel sterben, wenn mindestens 20 Prozent der Haushalte extremen Nahrungsmangel haben und wenn mindestens 30 Prozent der Kinder an akuter Unterernährung leiden. Im Gazastreifen ist angesichts der anhaltenden israelischen Angriffe und der ständigen Vertreibungen der Bevölkerung allein die Prüfung dieser Kriterien schwierig, so die UN.

Israel bestreitet Hungersnot und beschuldigt Hamas

Die Times of Israel zitierte jüngst einen ranghohen israelischen Sicherheitsbeamten, wonach das Militär keine Hungersnot in Gaza festgestellt habe. Er sagte dem Bericht zufolge aber, dass es Maßnahmen brauche, um die humanitäre Lage dort zu stabilisieren.

Im Gazastreifen gebe es zwar Hunger, sagte ein israelischer Regierungssprecher. Daran sei aber nicht Israel schuld. Die Hamas versuche, die Verteilung von Hilfsgütern an die Bevölkerung zu verhindern, kapere Hilfstransporte und verkaufe sie zu horrenden Preisen an Händler weiter und bezahle davon ihre Kämpfer. Ein weiteres Problem sei dem israelischen Regierungssprecher zufolge, dass die UN Lastwagen, die bereits im Gazastreifen seien, nicht abholten und zu den Menschen brächten.

UN widersprechen Darstellung

Die UN weisen dies zurück. Vielmehr erhielten sie selten Erlaubnis zur Einreise von Hilfstransportern. Von Mitte Mai bis Mitte Juli seien mehr als 1.600 Lastwagen mit UN-Hilfsgütern genehmigt worden und hätten verteilt werden können. Das seien nicht einmal 30 Lastwagen pro Tag. Um die grundlegenden Bedürfnisse zu decken, sind laut dem UN-Nothilfebüro (OCHA) aber mehr als 600 bis 650 pro Tag nötig.

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