Die Erwartungen waren gering, am Ende des Treffens zwischen der EU-Spitze und der chinesischen Führung stehen vor allem gegenseitige Vorwürfe. Kommissionspräsidentin von der Leyen forderte eine Neuausrichtung der Beziehungen.

Die gegenseitigen Handelsbeziehungen zwischen der EU und China sind angespannt - das machten auch die Äußerungen der EU-Vertreter sowie der chinesischen Führung bei ihrem Gipfeltreffen in Peking deutlich. Beide Seiten warfen sich Handelsrestriktionen vor.

Chinas Präsident Xi Jinping forderte von der EU, auf Differenzen "angemessen" zu reagieren und kritisierte europäische Maßnahmen gegen chinesische Waren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte ihrerseits eine grundlegende Neuausrichtung der Handelsbeziehungen zu China. "Wir haben einen Wendepunkt erreicht", sagte sie in Anspielung auf die Sorge, dass China zunehmend Überkapazitäten auf den europäischen Markt drückt.

Handelsdefizit von mehr als 300 Milliarden Euro

Die Erwartungen an den nur noch eintägigen Gipfel, dem ersten seit Dezember 2023, waren schon im Vorfeld gering. Ein Grund dafür sind die Zollauseinandersetzungen, die US-Präsident Donald Trump mit weiten Teilen der Welt vom Zaun gebrochen hat. Je nachdem, wie diese ausgehen, befürchten die EU und China auch Auswirkungen auf ihren bilateralen Handel. Von der Leyen verwies aber auch darauf, dass es schon im vergangenen Jahr ein Handelsdefizit der EU mit China von 305,8 Milliarden Euro gab, Tendenz steigend.

"Versteinerte Mienen", Philipp Abresch, ARD Peking, zum EU-China-Gipfel

tagesschau24, 24.07.2025 16:00 Uhr

Bereits in den vergangenen Wochen hatte die Kommissionspräsidentin ihre Rhetorik gegenüber China verschärft und vor Überkapazitäten auf den Weltmärkten sowie Restriktionen bei der Ausfuhr seltener Erden gewarnt, die für die Produktion von Hightech-Produkten wichtig sind. Die Ausfuhr dieser Metalle aus China in die EU stieg im Juni im Vergleich zu Mai um 245 Prozent - liegt aber immer noch 35 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat.

Peking drängt auf europäischen Marktzugang

Peking wiederum möchte weiter Marktzugang in Europa behalten sowie Zugang zu europäischen Technologien haben. Auch klagt China, dass die EU Einfuhrzölle auf in China gebaute E-Autos erhoben hat. Das kritisieren auch Teile der deutschen Autoindustrie, die in China fertigen lässt. Handelsbeschränkung hat die EU auch gegen medizintechnische Geräte aus China erlassen.

"Die aktuellen Herausforderungen für Europa kommen nicht von China", betonte Xi nun bei seinem Treffen mit von der Leyen und EU-Ratspräsidenten Antonio Costa laut staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua. Er forderte die EU auf, "an offener Zusammenarbeit festzuhalten". Die Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit könne nicht durch den Bau von Mauern und Festungen erreicht werden, fügte Xi hinzu. "Entkopplung und das Durchbrechen von (Liefer-)Ketten führen nur zur Isolation."

Konfliktpunkt Ukraine-Krieg

Ein weiterer Streitpunkt neben den Handelsbeziehungen ist Chinas Position im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. EU-Ratspräsident Antonio Costa forderte von der Volksrepublik, ihren Einfluss auf Russlands Präsident Wladimir Putin zu nutzen, um zu einer Beendigung des Krieges beizutragen.

Kurz vor dem Gipfel bestrafte Brüssel auch chinesische Firmen im 18. Sanktionspaket gegen Russland. Peking steht fest an Moskaus Seite. Nach Angaben von EU-Beamten liefern die Chinesen etwa 80 Prozent jener Güter, die Russland zivil oder militärisch nutzen kann. Zugleich gibt sich die Volksrepublik in dem Konflikt nach außen hin neutral und betont, sich für Friedensverhandlungen und eine politische Lösung einzusetzen.

Dabei sorgte Chinas Außenminister Wang Yi bei seinem Besuch in Brüssel im Juni erst für Aufregung. Im Gespräch mit der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas erklärte er laut Medienberichten, Peking wolle nicht, dass Russland den Krieg verliere, denn sonst könnten die USA ihren Fokus vollends auf China richten.

Anlass des Treffens von der EU-Spitze mit Chinas Führung das 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Seiten.

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