Wegen der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel unter Druck. Jetzt hat die Armee offenbar erste Hilfslieferungen aus der Luft abgeworfen. Zudem soll es Kampfpausen geben, um die Güter zu verteilen.

Israel hat nach Angaben eines Militärsprechers Hilfslieferungen aus der Luft für die notleidenden Menschen im Gazastreifen aufgenommen. Sie umfassen den Angaben zufolge Paletten mit Hilfsgütern wie Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven.

Palästinensische Quellen bestätigten der Nachrichtenagentur Reuters, im Norden des Gazastreifens sei mit dem Abwurf von Hilfsgütern begonnen worden. Bei dem ersten Abwurf soll es sich um sieben Paletten gehandelt haben.

Korridore für Hilfskonvois geplant

Zudem will die israelische Armee sogenannte humanitäre Korridore für UN-Hilfskonvois einrichten und Kampfpausen einlegen. Die Armee kündigte an, ab heute werde sie "jeden Tag bis auf weiteres" von 10.00 bis 20.00 Uhr Ortszeit eine "taktische Pause der militärischen Aktivitäten für humanitäre Zwecke" einlegen. Die Pause gelte in den Gebieten, in denen die Armee nicht operiere: Al-Mawasi im Südwesten des abgeriegelten Küstenstreifens, in Deir al-Balah im Zentrum und in der Stadt Gaza im Norden. Dies sei mit den UN und mit internationalen Organisationen abgestimmt worden.

Von 06.00 bis 23.00 Uhr Ortszeit sollen zudem Korridore eingerichtet, um die sichere Durchfahrt von Hilfskonvois zu ermöglichen. Die Zeltstadt in Al-Mawasi hatte Israel schon zuvor als sicheren Rückzugsraum für Zivilisten definiert. Allerdings gab es auch dort israelische Angriffe mit vielen Toten. In Deir al-Balah befindet sich das zentrale Warenlager der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Gazastreifen. Es wurde laut WHO kürzlich beschädigt, als das Militär dort erstmals mit Bodentruppen einrückte.

Das Militär teilte zudem mit, eine Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser im Gazastreifen sei wieder an das israelische Stromnetz angeschlossen worden. Dadurch sei eine tägliche Wasserproduktion von 20.000 Kubikmetern möglich.

Hilfe über Luftweg gilt als ineffektiv

Die Lieferung über den Luftweg gilt Helfern zufolge als die teuerste und ineffektivste Form humanitärer Hilfslieferungen - auch, weil es dabei meist um relativ geringe Mengen geht. Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser, die größtenteils dringend auf Hilfe angewiesen sind.

Trotz heftiger internationaler Kritik lässt Israel aktuell nur sehr wenig Hilfe in den abgeriegelten Küstenstreifen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch vor einer tödlichen Hungerkrise im Gazastreifen gewarnt. Auch zahlreiche andere Hilfsorganisationen warnen davor.

Anders als die Vereinten Nationen gibt die israelische Armee an, es gebe keine Hungersnot in Gaza. "Die israelischen Streitkräfte betonen, dass es in Gaza keine Hungersnot gibt; dies ist eine falsche Kampagne der Hamas", so die Armee in einem Post auf X. Belege für diese Aussage gab das Militär nicht.

Auch von einer Waffenruhe sprach die Armee explizit nicht. "Die Kampfhandlungen haben nicht aufgehört", teilten die Streitkräfte mit. "Wir werden weiterhin in Gaza operieren, um alle Geiseln freizulassen und die Hamas sowohl über als auch unter der Erde zu besiegen."

Vereinigte Arabische Emirate kündigen Hilfe an

Die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten an, "umgehend" den Abwurf von Hilfspaketen wieder aufzunehmen. "Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat ein kritisches und beispielloses Ausmaß erreicht", erklärte der Außenminister der Emirate, Scheich Abdullah bin Sayed Al Nahjan, auf X. "Wir werden sicherstellen, dass wichtige Hilfe die Bedürftigen erreicht, ob auf dem Land-, Luft- oder Seeweg", erklärte er. "Der Abwurf von Hilfslieferungen beginnt erneut, umgehend."

Israel war in den vergangenen Tagen wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen zunehmend unter Druck geraten. Mehr als hundert Hilfsorganisationen hatten vor einem "massenhaften Verhungern" in dem Palästinensergebiet gewarnt, darunter Ärzte ohne Grenzen (MSF), Save the Children und Oxfam.

Die Organisationen forderten sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe, die Öffnung aller Grenzübergänge und den ungehinderten Fluss von Hilfsgütern durch von den UN kontrollierte Strukturen.

Die israelische Regierung wirft der Hamas vor, die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen zu behindern, die humanitären Lieferungen selbst zu plündern und Nahrungsmittel zu überhöhten Preisen zu verkaufen. Die Hamas wiederum wirft der israelischen Armee vor, in der Nähe von Verteilzentren regelmäßig auf Hilfesuchende zu schießen. Israel bestreitet diesen Vorwurf.

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