• Vor dem Hintergrund einer drohenden Hungerkrise im Gazastreifen erreichen erstmals seit Monaten Hilfslieferungen im grossen Stil das abgeriegelte und umkämpfte Küstengebiet.
  • Eine Kolonne von rund 100 Lastwagen mit Gütern für die notleidende Bevölkerung fuhr über den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom in den Gazastreifen, wie Quellen im Palästinensergebiet bestätigen.

Wenige Stunden zuvor hatte das israelische Militär angekündigt, bis auf Widerruf jeden Tag von 10 bis 20 Uhr Ortszeit eine selbst erklärte humanitäre Feuerpause in Teilen des Gazastreifens einzuhalten.

Legende: Rund 100 LKW Hilfsgütern passierten die Grenze zum Gazastreifen. Keystone/Stringer

Die Pause gelte in den Gebieten, in denen die Armee nicht operiere: Al-Mawasi im Südwesten des abgeriegelten Küstenstreifens, in Deir al-Balah im Zentrum sowie in der Stadt Gaza im Norden.

Ferner würden von 06 bis 23 Uhr Ortszeit Korridore eingerichtet, um die sichere Durchfahrt von Konvois der UNO und anderer Hilfsorganisationen zu ermöglichen, die Lebensmittel und Medikamente an die Bevölkerung im gesamten Gazastreifen liefern und verteilen, teilt die Armee weiter mit.

Abwurf von Hilfsgütern im Morgengrauen

Die israelische Armee begann in der Nacht zum Sonntag auch mit dem Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft. Es seien sieben Paletten mit Hilfsgütern wie Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven abgeworfen worden, die von internationalen Organisationen bereitgestellt worden seien, teilte das Militär in der Nacht mit.

Legende: Die israelische Armee führte mehrere Flüge mit Abwürfen von Hilfsgütern über dem Küstenstreifen. REUTERS/Dawoud Abu Alkas

Bereits im vergangenen Jahr hatten Jordanien, Deutschland und andere Länder einige Wochen lang Hilfsgüter abgeworfen. Helfer halten die Methode jedoch wegen der relativ geringen Mengen für ineffektiv, etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten. Ausserdem könnten Menschen am Boden durch die Paletten verletzt werden.

Eine Entsalzungsanlage zur Aufbereitung von Trinkwasser im Gazastreifen sei ebenfalls wieder an das israelische Stromnetz angeschlossen worden, teilte die Armee mit. Die eingeleiteten Massnahmen zielten darauf ab, die humanitäre Hilfe dort zu verbessern «und die falsche Behauptung zu widerlegen, dass der Gazastreifen absichtlich ausgehungert wird», erklärte das Militär auf Telegram.

Der UNO-Nothilfekoordinator Tom Fletcher begrüsste die Ankündigung des israelischen Militärs. «Mit unseren Teams vor Ort werden wir alles tun, was wir können, um in diesem Zeitfenster so viele hungrige Menschen wie möglich zu erreichen», schrieb er auf der Plattform X.

WHO warnt vor Hungerkrise

Mit der Öffnung humanitärer Korridore und mit den befristeten Einstellungen der Kampfhandlungen reagierte Israel auf weltweit wachsende Kritik auf seine Kriegsführung im Palästinensergebiet. Seit der Beendigung einer Waffenruhe durch Israel im März sind nur noch wenige Hilfsgüter dorthin gelangt.

Die Welt­gesundheits­orga­nisation WHO warnte zuletzt vor einer tödlichen Hungerkrise unter den rund zwei Millionen Bewohnern des Gazastreifens. Israel bestreitet die Gefahr einer tödlichen Hungerkrise und spricht stattdessen von einer «Kampagne» der islamistischen Hamas. Den UNO-Organisationen warf Israel zuletzt immer wieder vor, die Hilfe im Gazastreifen nicht verteilen zu wollen.

Nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums starben bereits mehr als 100 Menschen an Unterernährung, 80 Prozent von ihnen Kinder.

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