Aus für Eltern-Kind-Kuren? Mütterverbände empört
- Die gesetzlichen Krankenkassen nehmen weniger Geld ein als sie ausgeben. Sie wollen alle Leistungen hinterfragen.
- Mütterverbände üben scharfe Kritik an dem Vorschlag, bei Mutter-Kind-Kuren zu sparen.
- Die Kosten von Eltern-Kind-Kuren werden nicht konkret statistisch erfasst.
Eine Eltern-Kind-Kur können gesetzlich Krankenversicherte einmal alle vier Jahre beantragen. Mütter oder Väter fahren dann mit ihren Kindern in eine Kureinrichtung. Das soll familiäre Belastungen, Erschöpfung oder gesundheitliche Probleme mildern oder ihnen vorbeugen.
Diese Leistungen für Eltern und Kinder kosten Geld. Und da will Kassenärztechef Andreas Gassen ansetzen: Alle Leistungen im Katalog der Gesetzlichen Krankenversicherungen müssten hinterfragt werden. Und Dinge, die nichts direkt mit der Versorgung von Kranken zu tun hätten, könnten und müssten gestrichen werden. Also zum Beispiel Mutter-Kind-Kuren.
GKV verweist auf Einnahmen-Ausgaben-Schere
Dass die Gesetzlichen Krankenkassen ins Minus arbeiten, ist kein Geheimnis. Der Chef des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen, Oliver Blatt, sagte dazu im Deutschlandfunk: "Die laufenden Kosten der Krankenkassen steigen um knapp acht Prozent und die Einnahmen aber leider nur um 5,6 Prozent. Wir haben also eine Schere zwischen den Einnahmen und den Ausgaben."
Blatt sieht "strukturell im Moment ein Riesenproblem auf der Ausgabenseite". Den Rotstift anzusetzen, hält der Verband der Krankenkassen aber nicht für den richtigen Weg. Er antwortet auf MDR-Anfrage: "Wir glauben nicht, dass wir die Diskussion um die notwendigen Reformen mit Leistungskürzungen […] beginnen sollten."
Mütterverbände: Vorschlag ist "unglaublich" und "unterirdisch"
Eltern-Kind-Kuren zur Debatte zu stellen, findet Raymonde Will vom Mütterzentrum e.V. in Leipzig unverständlich: "Sowas überhaupt Vorschlag zu nennen, finde ich schon eine unglaubliche Unglaublichkeit. Ich fasse das manchmal gar nicht, wie oft der Sparblick in Richtung derer geht, die am schwächsten sind."
Dann treffe es wieder jene, "die am meisten Unterstützung brauchen". Diese Kuren böten Eltern und Kindern die "Chance, einmal durchatmen zu können und eine Rundumbetreuung zu genießen und sich dabei ein bisschen zu erholen."
Ich fasse das manchmal gar nicht, wie oft der Sparblick in Richtung derer geht, die am schwächsten sind.
Mütter: Kuren sind kein "Extraurlaub"
Auch Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter reagiert fassungslos auf die Überlegung zur Abschaffung der Eltern-Kind-Kuren. Man habe Verständnis für die angespannte Haushaltslage und das gespart werden müsse. Doch sie kritisiert: "Aber ausgerechnet wieder bei Müttern, bei Vätern, Kindern, also bei Familien sparen zu wollen, ist einfach unterirdisch."
Spachtholz weist darauf hin, dass auch nicht automatisch jede beantragte Kur genehmigt werde. Eine Kur gebe es "erst dann, wenn tatsächlich Anzeichen für eine Überlastung festgestellt wurden". Die Kassenleistung werde erst erbracht, wenn Eltern am Limit seien und aus gesundheitlichen Gründen "nicht mehr funktionieren". Ohne Hilfe wirke "sich das natürlich zusätzlich auf unsere Kinder aus und auf unser privates Umfeld, auf unser familiäres Umfeld, auf unser Arbeitsumfeld. Das hat ja dann enorme Folgekosten, die sich erhöhen und multiplizieren".
Keine konkreten Zahlen zu Kur-Kosten
Zahlen, was die Eltern-Kind-Kuren im Einzelnen kosten, gibt es nicht. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen hat ausgerechnet, dass für Vorsorge und Rehabilitation – zu der auch die Eltern-Kind-Kuren gehören – im vergangenen Jahr insgesamt 4,63 Milliarden Euro ausgegeben wurden.
Zum Vergleich: Ärztliche Behandlungen haben mehr als 50 Milliarden Euro gekostet, Arzneimittel sogar mehr als 55 Milliarden Euro.
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