Seilpartnerin von Laura Dahlmeier spricht über den Unfall am Laila Peak in Pakistan
- Seilpartnerin von Laura Dahlmeier spricht über den tödlichen Unfall.
- Dahlmeier konnte auf 5.700 Metern Höhe nicht mehr gerettet werden.
- Suche nach Leichnam abgebrochen – um Retter nicht zu gefährden.
- Die Ex-Biathletin war Berg- und Skiführerin und bei der Bergwacht.
Nach Angaben ihres Managements hat Laura Dahlmeier für den Fall eines tödlichen Unglücks verfügt, am Berg zu bleiben. Von pakistanischer Seite hieß es, man wolle ihren Wunsch respektieren. Ein Sprecher der Provinzregierung sagte dem MDR: "Uns wurde gesagt, dass es ihr Wunsch war" und es werde geprüft, "ob wir ihren Körper dort belassen können".
Seilpartnerin Marina Krauss spricht
In der Gebirgsstadt Skardu, 80 Kilometer entfernt von dem Berg, auf dem Laura Dahlmeier starb, sprach jetzt ihre Kletterpartnerin Marina Krauss über das Unglück. Demnach waren die beiden schon umgekehrt und sie weiter unten gewesen, als der Steinschlag kam. Sie habe beobachtet, "wie die Laura von einem riesengroßen Stein getroffen und gegen die Wand geschleudert wurde. Ich habe nach ihr gerufen, und es kam keine Reaktion und sie hat sich nicht mehr bewegt. Mir war klar, wenn sie irgendwie noch eine Chance hat, weil sie ja am Kopf getroffen wurde, dann nur, wenn sofort Hilfe kommt."
Ich möchte mich in den Bergen begraben lassen, das ist mein Traum.
Noch am Montag war ein Hubschrauber an die Unglücksstelle geflogen, bei schlechtem Wetter, und Bergsteiger Jackson Marwell sagte: "Wir sind ein paar Mal um den Berg geflogen. Ich konnte Laura im Schnee entdecken. Es war ziemlich offensichtlich, dass sie nicht mehr lebte."
Dass die Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier tot ist, hatte ihr Management am frühen Mittwochnachmittag mitgeteilt. Noch wenige Stunden zuvor war ein Rettungseinsatz zu Fuß angelaufen. Laut Behörden in Pakistan versuchten zwei Teams aus vier erfahrenen Bergsteigern und zwei Trägern, zur Unfallstelle am 6.096 Meter hohen Laila Peak im Karakorum-Gebirge zu kommen.
Die Bergung des Leichnams sei unter den schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar, hieß es dann aber von ihrem Management. Auch eine Bergung per Hubschrauber sei deshalb nicht möglich gewesen. Ohnehin aber, war bald darauf bekannt geworden, war das auch nicht ihr Wunsch.
Dahlmeier wollte keine Retter in Gefahr bringen
"Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen", teilte das Management mit. "Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten", das zu respektieren.
Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen.
"Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen", teilte die Familie mit, verbunden mit Dank an die Retter. "Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert. Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben."
Klettern am Laila Peak in Pakistan
"Das sind große Brocken, die in hunderte Teilstücke auseinanderspringen. Dann kommt 50, 100, 200 Meter tiefer ein Steinhagel hinunter, dem kann man oft nicht ausweichen", schilderte Bergsteiger-Legende Reinhold Messner der Nachrichtenagentur dpa die von Alpinisten gefürchtete Gefahr. Gerade in schwierigen Routen und in den steilen Wänden könne man dann nicht etwa davonlaufen, weil man ja durch das Seil am Berg befestigt sei.
Dahlmeier und ihre Partnerin waren laut Management allein mit leichter Ausrüstung unterwegs. Ihre unverletzte Seilpartnerin habe sofort einen Notruf abgesetzt. Auch versuchte sie länger, die Verunglückte zu bergen. Das sei aber in dem schweren Gelände und wegen des anhaltenden Steinschlags unmöglich gewesen. Darum habe sich in der Nacht für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg entschieden.
Laila Peak: Berühmte "Speerspitze"
Der Laila Peak ist ein schöner, aber auch gefährlicher Berg, seine Flanke ist sehr steil und wegen der Höhe von mehr als 6.000 Metern auch vereist. MDR-Outdoor-Redakteur Thorsten Kutschke wies bei MDR AKTUELL darauf hin, wie anspruchsvoll der Berg für Alpinisten sei. Er sei steiler als das Matterhorn und sehr exponiert. Zudem liege er weit weg von zu dieser Jahreszeit höher frequentierten Expeditionsrouten, "was möglicherweise erschwert, dass schnell Hilfe herbeigeholt werden kann".

Der Laila Peak liegt in einer sehr abgelegenen Region im Grenzgebiet Pakistans zu Indien, ganz in der Nähe des politisch umkämpften Kashmir-Gebiets. Das sei für die Rettungsaktion ein Problem gewesen, sagte Sebastian Nachbar, selbst Bergretter und Bergredakteur beim Bayrischen Rundfunk. Zudem sei es äußerst kompliziert, in dem eisdurchsetzten und sehr steilen Gelände des Laila Peaks Menschen abzusetzen. "Hinzu kommt der Steinschlag, der ja den Unfall ausgelöst hat. Das betrifft natürlich auch die Rettungskräfte", sagt Sebastian Nachbar.

Erfahrene Bergführerin und TV-Expertin
Sebastian Nachbar und Thorsten Kutschke bestätigten beide, dass Laura Dahlmeier als staatlich geprüfte Bergführerin und ehrenamtliche Bergretterin die nötige Qualifikation und Fähigkeiten für eine solche Expedition besaß.
"Sie hat in den Jahren seit dem Ende ihrer Biathlon-Karriere immer wieder anspruchsvolle Expeditionen zu den anspruchsvollen Bergen der Welt gemacht", sagte Nachbar, "man kann davon ausgehen, dass sie weiß, was sie tut." Steinschlag sei aber in diesem Jahr eine große Gefahr, weil der Sommer im Karakorum-Gebirge besonders heiß und trocken sei.
Die zweimalige Olympiasiegerin und siebenfache Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier hatte im Mai 2019 im Alter von nur 25 Jahren ihre Karriere als Leistungssportlerin beendet und sich dem Bergsport gewidmet, selbst als Bergführerin und als Bergretterin. Neben ihren Berg- und Klettertouren war Laura Dahlmeier zuletzt auch als TV-Expertin aktiv.
dpa/AFP/sid/MDR (kos,ksc,dni,ayk)
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