• Der international renommierte Regisseur und Künstler Robert Wilsen ist mit 83 Jahren gestorben.
  • Wilson inszenierte auch in Mitteldeutschland, etwa beim Kunstfest Weimar, wo er mehrfach zu Gast war.
  • In Dresden setzt er noch 2023 den Schauspieler Christian Friedel als "Dorian" in Szene.

Die Theaterwelt trauert um Robert Wilson, den vielfach preisgekrönten Theater- und Opern- Regisseur. Der gebürtige Texaner starb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in Water Mill, im US-Staat New York. Wilson galt als einer der bedeutendsten Repräsentanten des internationalen Gegenwartstheaters, nicht nur als Regisseur, sondern auch als Bühnenbildner, Architekt und Designer.

Schon 2012 war Robert Wilson zu Gast beim Kunstfest Weimar – Proben zu einer Gruppen-Installation zu Liszts Oratorium "Via Crucis".Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Robert Wilsons Welttheater

Seinen internationalen Durchbruch hatte Wilson 1970 mit der siebenstündigen Silent Opera "Deafman Glance". Berühmtheit erlangten auch seine fünfstündige Inszenierung der Oper "Einstein on the Beach" gemeinsam mit Philip Glass und das Musical "The Black Rider" – nach Carl Maria von Webers "Freischütz" – am Hamburger Thalia-Theater, mit der Musik von Tom Waits. Weitere künstlerische Kollaborationen verbanden ihn mit Heiner Müller (bereits zu DDR-Zeiten), William S. Burroughs, Allen Ginsberg, Herbert Grönemeyer und Marina Abramović.

Man könnte sagen, er war der Steve Jobs des Theaters, ein Welttheater-Mann, eine eigene Marke.

Matthias SchmidtMDR Theaterkritiker

MDR-Theaterkritiker Matthias Schmidt nannte Wilson bei MDR KULTUR den "Steve Jobs des Theaters". Als ein "Welttheater-Mann" habe er eine unverwechselbare Bühnenwelt, "eine eigene Marke" geschaffen: "Es sind Bilder wie Gemälde, schwebende Menschen, Menschen ohne Kopf, Spiele mit Schatten, Spiele mit Musik." Wilson hat Spuren weltweit hinterlassen, auch in Mitteldeutschland, wo er mehrfach inszenierte.

Robert Wilson: ein "geistiges Kind Weimars"

Der künstlerische Leiter des Kunstfest Weimar Rolf C. Hemke bezeichnete Wilson als einen Jahrhundertkünstler: "Er war ein bahnbrechender Zeitgenosse, und davon gibt es nicht so viele." 2023 inszenierte Robert Wilson beim Kunstfest Weimar eine "performative Installation" nach Alfred Jarrys Antikriegsfarce "König Ubu" – nach einer Vorlage des katalanischen Surrealisten Joan Miró.

"Ubu" eröffnete 2023 das Kunstfest Weimar – Untertitel: "Performative Installation von Robert Wilson nach Alfred Jarrys legendärer Antikriegs-Farce"Bildrechte: Luca Rocchi

Was Wilson nach Weimar verschlagen hatte, sei das Bauhaus gewesen, so Hemke: "Er kam aus der Tradition von Moholy-Nagy und des Bauhauses, und diese Kollaboration zu 'König Ubu' ist auf seinen expliziten Wunsch zustande gekommen, weil er nach Weimar zurückwollte an die Wiege des Bauhauses, und daher war er natürlich ein geistiges Kind Weimars, wenn man so will."

Das Stück selbst beschrieb MDR-Theater-Kritiker Stefan Petraschewsky nach der Premiere als eine biblische Schöpfungsgeschichte, in welcher der Mensch in immer neue Versuchungen gerät: "Am Anfang geht es noch um Essen und Trinken, dann kommen andere Gelüste dazu: Macht und Reichtum, und am Ende Krieg, der alles zerstört." Ästhetisch habe sich Wilson bereits als "altersmilder Großkünstler" gezeigt: "ein glattgeschliffener, kulinarischer Abend, der gegen den kantigen und aneckenden Original-Ubu steht."

Detailversessenheit: Wilson inszenierte Christian Friedel in Dresden

Für Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden, ist der Tod von Robert Wilson ein "ungeheurer Verlust. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir eine seiner letzten Arbeiten in Dresden mit dem herausragenden Christian Friedel haben zeigen können.“

Christian Friedel als Dorian Grey in Dresden.Bildrechte: Lucie Jansch

Mit "Dorian" hatte Wilson 2023 nach Motiven von Oskar Wilde ein Solo für den Schauspieler Christian Friedel konzipiert, das auch in Düsseldorf und Kaunas zu sehen war. Kritiker Matthias Schmidt war hinter der Bühne Zeuge, wie sich Friedel in einen "kongenialen Wilson-Spieler" verwandelte: "Die haben gefühlt Stunden an einer einzigen Bewegung der Hand von Christian Friedel geprobt."

Seine Farben werden für immer leuchten.

Christian FriedelSchauspieler

Christian Friedel selbst bezeichnete Wilson als Genie: "ein Künstler, der so viele Menschen inspirierte. Ich habe es geliebt, eine ganz eigene Farbe in einem atemberaubenden Gemälde zu sein. Seine Farben werden für immer leuchten."

Leipzig: Choreografie mit Stühlen

Wilsons Aktivitäten reichten aber über den Bereich Theater und Oper weit hinaus. Noch im letzten Jahr gestaltete er die Ausstellung "Der Stuhl und Du" im Leipziger Grassi-Museum, für die er auch Musik komponiert hat.

Das Leipziger Grassi-Museum widmete sich in der Ausstellung "A Chair and You" dem Stuhl als Design-Ikone und Kunstobjekt – inszeniert von Robert Wilson.Bildrechte: Lucie Jansch

Auf die Frage, warum er als Theatermann eine Ausstellung choreografiert habe, sagte er dem MDR: "Für mich ist es alles das Gleiche. Es ist eine Zeit-Raum-Konstruktion. Wenn ich zeichne oder Male, wenn ich eine Oper oder ein Schauspiel inszeniere, geht es darum, Entscheidungen zu fällen. Und die Essenz daraus ist dann Choreaografie."

Quelle: MDR KULTUR (Carsten Tesch, Stefan Petraschewsky, Matthias Schmidt), MDR KLASSIK, DPA, Staatsschauspiel Dresden, Kunstfest Weimar, redaktionelle Bearbeitung: lm

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke