Digitale Angebote boomen – soziale Kontakte nehmen ab
Inhalt des Artikels:
- Medienkonsum "on demand" wird zur neuen Normalität
- Sport und Bewegung werden immer beliebter
- Digitale Gewinner: Musik, Gaming und Online-Shopping
- Lesen bleibt weiterhin beliebt
- Weniger Zeit für Freunde und Familie
Die Deutschen nutzen in ihrer Freizeit zunehmend digitale Medien. Die Langzeitstudie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen zeigt: Streamingdienste, soziale Medien und digitale Freizeitangebote dominieren, während klassische soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten weiter zurückgehen.
Medienkonsum "on demand" wird zur neuen Normalität
Fast alle Befragten nutzen das Internet (98%), sehen fern (83%) oder hören Musik (83%). Besonders deutlich ist der Wandel bei Social Media und Streamingdiensten: Die Nutzung sozialer Netzwerke hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt (von 34% auf 72%), Streamingdienste nutzen 58%, YouTube 53% und Podcasts oder Hörbücher 25%. Gleichzeitig verlieren traditionelle Medien wie gedruckte Zeitungen, Radio oder lineares Fernsehen spürbar an Reichweite. "Der Medienkonsum entwickelt sich vom linearen, programmgesteuerten Modell zu einem personalisierten On-Demand-System" erklärt Studienleiter Prof. Dr. Ulrich Reinhardt. "Orts- und zeitunabhängig wird konsumiert, was gerade gefällt."
Sport und Bewegung werden immer beliebter
Parallel zum digitalen Freizeitboom wird Bewegung für viele zum festen Bestandteil des Alltags. Über die Hälfte der Deutschen treibt mindestens einmal pro Woche Sport – ein Rekordwert. Joggen, Schwimmen und Training zu Hause gewinnen an Popularität. Besonders bei Jüngeren boomen Fitnessstudios. Auch der klassische Spaziergang wird immer beliebter: 59% gehen mindestens einmal pro Woche spazieren – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2010 (43%).
Digitale Gewinner: Musik, Gaming und Online-Shopping
Drei Freizeitbeschäftigungen legen im Langzeitvergleich seit 2010 besonders stark zu: Musik hören (von 40% auf 83%), Videospiele spielen (von 9% auf 34%) und Online-Shopping (von 35% auf 76%). "Die Triebfedern sind Bequemlichkeit, Individualisierung und ständige Verfügbarkeit", erklärt Reinhardt. Der digitale Konsum sei "passgenau auf den Einzelnen zugeschnitten und erfordert weder Planung noch Ortswechsel."
Lesen bleibt weiterhin beliebt
Trotz des Siegeszugs audiovisueller Medien bleibt das Buch weiterhin nahezu gleichbleibend beliebt. Rund ein Drittel der Bevölkerung liest regelmäßig. Hintergrund ist der Studie zufolge eine konstante Kernleserschaft. Diese habe meist einen hohen Bildungsabschluss, sei kulturinteressiert und dem Medium Buch verbunden. Im digitalen Zeitalter seien Bücher zudem ein ruhiger Gegenpol zum ansonsten schnellen Medienkonsum.
Weniger Zeit für Freunde und Familie
Ein Rückgang ist hingegen bei sozialen Interaktionen zu beobachten. Treffen mit Freunden (von 24% auf 20%), Nachbarn (von 47% auf 33%) oder innerhalb der Familie finden seltener statt als noch vor 15 Jahren. So haben sich etwa wöchentliche Treffen zwischen Großeltern und Enkelkindern halbiert (von 22% auf 11%), auch wird weniger Zeit mit dem Partner verbracht (von 72% auf 64%), gemeinsames Spielen mit Kindern findet ebenfalls seltener statt (von 35% auf 28%). Öffentliche und organisierte Formen der Geselligkeit wie Kneipenbesuche, Stammtische oder Discoabende verlieren ebenfalls an Bedeutung.
"Die Zukunft der Freizeit wird davon abhängen, ob es gelingt, digitale Möglichkeiten zu nutzen, ohne dabei die fundamentale menschliche Dimension des Miteinanders zu verlieren", sagt Reinhardt abschließend zu den Ergebnissen der Studie. Echte Lebensqualität entstehe nicht im Digitalen, "sondern in der Balance zwischen virtueller Bequemlichkeit und realer Begegnung".
MDR(mbe)
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