• Südzucker hat einen sogenannten Klimaschutzvertrag vom Bund erhalten. Die Energiewende wird mit mehr als 227 Millionen Euro gefördert.
  • Drei Bausteine sollen dem Unternehmen den Weg zur baldigen Klimaneutralität ebnen.
  • Nachhaltigkeits-Experte Michael Böcher sieht die Südzucker AG in Sachsen-Anhalt in einer Vorreiterrolle.

Das gerahmte Bild an der Wand des Besprechungsraumes der Südzucker AG in Zeitz erzählt von der Vergangenheit. Es zeigt, wie Kohle in Behältern an Seilwinden vor 175 Jahren in die Zuckerfabrik transportiert wurde. In der Gegenwart transportieren täglich bis zu 30 LKW die Kohle in die Fabrik. Doch damit soll bald Schluss sein.

Denn am anderen Ende des Raumes projiziert ein Beamer die Zukunft an die Wand: eine Präsentation, die zeigt, wie die Zuckerfabrik klimaneutral werden will. "Unser großes Ziel ist es, Zucker CO2-neutral zu produzieren", sagt Michael Gomoll, als Projektleiter Wärmepumpe an der Energiewende in der Zuckerfabrik beteiligt.

Weg von Kohle und Erdgas, hin zu alternativen Energien – so will sich eines der größten Unternehmen Sachsen-Anhalts für die Zukunft aufstellen. Und das soll auch dank erheblicher Förderungen gelingen.

Mehr als 227 Millionen Euro Förderung

Das entscheidende Papier hängt unscheinbar über einem Drucker im Flur an der Wand: der Fördermittelbescheid über mehr als 227 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. 15 Unternehmen durften sich bundesweit im vergangenen Jahr über sogenannte Klimaschutzverträge freuen. Damit unterstützt die Bundesregierung die Transformation der Industrie, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Der Fördermittelbescheid der Bundesregierung hängt in den Räumen der Südzucker AG in Zeitz an der Wand.Bildrechte: MDR/Daniel George

Ausgezahlt wird die Fördersumme auch an Südzucker in Teilbeträgen – immer dann, wenn ein Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität erreicht ist. Ohne die Förderung wäre die Energiewende kaum denkbar gewesen. Denn: "Aus den jetzigen politischen Rahmenbedingungen wäre es nicht sinnvoll, dann eine derartig große Investition zu tätigen", sagt Frank Kiesewetter, Werkleiter der Zuckerfabrik. "Man müsste in eine sehr große Vorleistung treten, die man als Unternehmen nicht unbedingt bewerkstelligen kann."

Drei Bausteine auf dem Weg zur Klimaneutralität

Durch den Klimaschutzvertrag kann Südzucker die Energiewende allerdings bewerkstelligen. Der Förderzeitraum beträgt 15 Jahre. Drei Säulen gibt es für Südzucker auf dem Weg zur Klimaneutralität: Zum einen wird eine Biogasanlage am Stadtrand von Zeitz auf einer Fläche von mehr als zehn Hektar gebaut. Geplante Fertigstellung: Ende 2026. Allein der Bau der Biogasanlage kostet das Unternehmen etwa 75 Millionen Euro.

"Der Brennstoff der Zuckerfabrik soll durch das Biomethan, das hier hergestellt wird, versorgt werden", erklärt Michael Gomoll. "Das Ziel ist es, wirklich ausschließlich Biomethan zu benutzen und kein Erdgas mehr."

Auf den Dächern der Zuckerfabrik: Noch spielt Kohle hier eine wesentliche Rolle. Doch das soll sich bald ändern.Bildrechte: MDR/Daniel George

Zweiter Schritt: Wärmepumpen. Sie sollen in die bestehende Zuckerproduktion integriert werden. "In 2027 werden wir ein Gebäude für die Wärmepumpen errichten", blickt Gomoll voraus. "Diese Wärmepumpen werden den Prozess des Zuckerhauses mit Dampf versorgen."

Und das dritte Vorhaben: der Kalkofen. Er ist für die Zuckerfabrik wichtig, weil er Kalkmilch herstellt. Die wird wiederum für die Reinigung des Zuckersaftes gebraucht. "2031 werden wir den bestehenden Kalkofen komplett neu bauen", erklärt Gomoll. "Wir wollen den Kalkofen ebenfalls mit Biomethan versorgen als Brennstoff und nicht mehr – wie aktuell noch – mit Koks arbeiten."

"Wirtschaftlicher Aspekt im Vordergrund"

Ursprünglich sollte auch grüner Wasserstoff eine Rolle spielen. Aber: "Dazu benötigt man gewisse Vorbedingungen", erklärt Michael Gomoll. "Konkret eine Rohrleitung mit Wasserstoff zu den Verbrauchern." Diese Infrastruktur würde es aktuell in der Region nicht geben. Also: "Um mittelfristig Änderungen zu erreichen", sagt der Projektleiter, "können wir nicht auf den Wasserstoff warten."

Bis zu 300.000 Tonnen Zucker stellt Südzucker pro Jahr in Zeitz aus Zuckerrüben und Rübendicksaft her. Bereits ab 2031 soll das klimaneutral passieren. Bis dahin sollen jedes Jahr 150.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Denn: "Wir sehen das als große Chance, gerade im Rahmen des Klimaschutzvertrages, dass wir hier einen Wert schaffen, der uns gegenüber unseren Wettbewerbern in eine Vorteilsposition bringt", sagt Werksleiter Frank Kiesewetter. Und: "Wir wollen CO2-neutral produzieren und uns somit zukunftsfähig aufstellen und unsere Produkte nachhaltig am Markt platzieren. Der wirtschaftliche Aspekt steht natürlich im Vordergrund. Wir wollen Zucker verkaufen und damit wirtschaftlich sein, jedoch im Marktumfeld ein Alleinstellungsmerkmal erzielen durch diese CO2-Neutralität."

Was ein Experte über Südzucker sagt

Auch Michael Böcher weiß, dass Südzucker als Beispiel für die Energiewende im Land dient. Der Professor im Bereich Nachhaltigkeit von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sagt: "Die Südzucker AG hat definitiv eine gewisse Vorreiterrolle." Überhaupt sei Zeitz ein hervorragendes Beispiel dafür, was in der Energiewende gerade passiere, so Böcher. "Die Südzucker AG produziert sehr energieintensiv und wird durch den Energieverbrauch und den dabei entstehenden CO2-Emissionen mit höheren CO2-Preisen konfrontiert. Deshalb hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, weniger energieintensiv zu produzieren und auch CO2-Emissionen zu vermeiden."

Bildrechte: Michael Böcher/Universität Magdeburg

Das macht das Unternehmen nicht nur aus seinem Nachhaltigkeitsengagement heraus, vielmehr geht es darum, bei mittel- und langfristig steigenden Produktionskosten durch höhere CO2-Preise weiter Gewinne zu erzielen und Kosten zu senken.

Michael Böcher, Professor im Bereich Nachhaltigkeit

Wichtig zu erwähnen sei laut Böcher: "Das macht das Unternehmen nicht nur aus seinem Nachhaltigkeitsengagement heraus, vielmehr geht es darum, bei mittel- und langfristig steigenden Produktionskosten durch höhere CO2-Preise weiter Gewinne zu erzielen und Kosten zu senken. Als Nebeneffekt dient das natürlich auch einem positiven Image. Bedingt sind diese klimaschutzbezogenen Aktivitäten unter anderem durch die herrschende Klimapolitik der EU und des Bundes." Südzucker reagiere auf die klimapolitischen Vorgaben in der Europäischen Union und auch in Deutschland durch das Bundesklimaschutzgesetz, so Böcher.

Arbeitsplätze gesichert, neue sollen entstehen

Etwa 200 Mitarbeiter sind allein in der Zuckerfabrik der Südzucker AG in Zeitz beschäftigt. "Jeder Arbeitsplatz hat einen Effekt von zehn weiteren Arbeitsplätzen in der Region", sagt Projektleiter Michael Gomoll. Dadurch sei Südzucker ein sehr großes wirtschaftliches Standbein für die Region.

Eine Frage, die sich bei all den Änderungen der Energiewende stellt: Wie geht es mit dem Personal weiter? "Die Belegschaft ist schon motiviert, die neuen Anlagen zu nutzen", sagt Michael Gomoll. Denn: Teil des Klimaschutzvertrages ist auch das Bekenntnis, dass die Arbeitsplätze in den kommenden Jahren gesichert sind. Und nicht nur das: Sogar zehn zusätzliche sollen im Zuge der Energiewende bei Südzucker entstehen.

MDR (Daniel George)

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