• Der ADAC bestätigt, dass Touchscreens die Fahrer ablenken, vor allem wenn es verzweigte Untermenüs gibt.
  • VW räumte ein, dass der Fokus auf Touchbildschirme ein Fehler gewesen sei.
  • Ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie erklärt, dass die Nachfrage die Ausstattung der Autos bestimmt.

Die Ablenkungsgefahr in modernen Autos, sie ist tatsächlich groß, da geben Experten unserem Hörer grundsätzlich recht. Größer als vor Jahrzehnten, als Autos quasi nur mit Lenkrad, Tacho und ein paar Knöpfen und Reglern für Radio und Heizung ausgestattet waren.

Und die konnte man meist sogar bedienen, ohne den Blick von der Straße abzuwenden, erklärt der Verkehrspsychologe Professor Tibor Petzold von der TU Dresden: "Sobald ich eben hinschauen muss, die Fahraufgabe ist eben eine sehr visuelle. Wenn ich den Blick von der Straße abwenden muss, um irgendwas zu bedienen, dann ist das erstmal nicht gut. Es ist tatsächlich so: Blindbedienung ist besser."

Schwierig sind besonders die Untermenüs

Katharina Lucà vom ADAC stimmt zu. Tests mit Probanden hätten das Ablenkungspotenzial durch Touchscreens bestätigt, vor allem, wenn man sich erst über verzweigte Untermenüs zu einer Funktion navigieren muss. Und gerade weil es so gefährlich ist, ist es auch verboten, als Fahrer zum Beispiel bei 150 Kilometer pro Stunde die Bluetooth-Einstellung am Radio zu suchen, so Katharina Lucà.

"In Paragraf 23 der StVO steht klar, dass nur eine kurze Blickabwendung vom Straßenverkehr sein darf", erklärt Lucà. "Kurz ist natürlich relativ, aber das heißt, wenn sie zum Beispiel die Adresse ins Navigationsgerät eingeben – das ist keine kurze Blickabwendung – da sind Sie länger beschäftigt, so was wäre dann nicht zulässig."

VW will wieder mehr Knöpfe einbauen

Was für das Telefonieren mit dem Handy am Ohr grundsätzlich gilt, das gilt also auch für jedes andere Gerät, das länger ablenkt. Klar, in der Praxis sind Verstöße kaum zu kontrollieren. Doch zurück zum Kern des Anliegens des MDR-Hörers: Sind moderne Autos heute überfrachtet mit Displays?

Da ist etwas dran, meint Verkehrspsychologe Tibor Petzold. Das habe auch die Industrie erkannt. "Es gab vor ein, zwei Jahren auch Meldungen von Volkswagen, die gesagt haben, dieses Setzen auf komplett Touch ist ein Fehler gewesen und wir gehen wieder mehr Richtung Knöpfe."

Es gab vor ein, zwei Jahren auch Meldungen von Volkswagen, die gesagt haben, dieses Setzen auf komplett Touch ist ein Fehler gewesen.

Tibor Petzold, Verkehrspsychologe

Er glaube, das sei in Teilen auch eine Reaktion auf Tesla gewesen, die mit den "Riesen-Tablets" in der Mittelkonsole angefangen hätten. "Das sieht natürlich erstmal modern aus, aber man stellt dann eben später fest, dass das aus Bedienersicht nicht die optimale Lösung ist."

Ist weniger im Auto vielleicht mehr?

Kann die Industrie noch einen Schritt weiter gehen? Warum stellt die Industrie keine Autos für ältere Leute her, mit dem Notwendigsten an Funktionen und einfachster Bedienung? Simon Schütz vom Verband der Automobilindustrie meint: Zumindest auf dem europäischen Markt fehle die Nachfrage.

"Die Autohersteller bedienen ja letztlich das, was gefragt wird. Und wenn es jetzt die Nachfrage gibt, das man das zurück fährt, dann wird auch das seinen Platz finden. Wahrscheinlich wird es nicht der große Trend werden, eher eine Nische."

Anders auf dem wichtigen chinesischen Markt: Dort geht der aktuelle Trend nicht zu weniger, sondern zu immer mehr Technik. Mittlerweile werden in China sogar Autos mit Karaoke-Funktion hergestellt.

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