Inhalt des Artikels:

  • Fünf Millionen Menschen in Deutschland betroffen
  • Abgrenzung von Allergie und Akne
  • Dann schießt das Blut ins Gesicht: Auslöser
  • 13 rezeptpflichtige Mittel gegen Rosacea bei Stiftung Warentest
  • Auch Lasertherapie kann helfen

Fünf Millionen Menschen in Deutschland betroffen

Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden dem "Deutschen Ärzteblatt" zufolge unter Rosacea (französisch "Couperose"), einer entzündlichen Hauterkrankung im Gesicht. Nur jeder Zehnte sucht jedoch nur Hilfe bei einem Arzt.

Es handelt sich um eine erblich bedingte, chronische Erkrankung der Talgdrüsen. Junge Menschen bleiben davon meist verschont. Die Erkrankung beginnt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und verstärkt sich dann im höheren Alter. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Eine Rosacea zeigt sich durch gerötete Gesichtspartien. Bei Männern äußert sie sich oft als knotige Verdickung der Nase. Rosacea wird daher häufig mit einer "Säufernase" verwechselt.

Was genau aber ist bei der Haut Betroffener anders? Die Hautärztin Dr. Marion Baege hat drei Punkte bei "MDR um 4" aufgezählt: Die Gefäße im Gesicht der Betroffenen reagieren viel stärker auf Reize als bei anderen. Die Hautoberfläche selber ist weniger belastbar etwa bei Chemikalien in Pflegepräparaten. Und die Hautkeimbesiedlung im Gesicht ist durcheinander geraten. "Wir haben überproportional viele Demodex-Milben, das sind kleine Bakterien, die in den Haarwurzeln sitzen und die triggern diese Entzündung", sagt sie. "Die müssen wir mit medizinischen Maßnahmen bekämpfen".

Eine Rosacea zeigt sich durch auffällig gerötete Gesichtspartien. Sie wird auch Rosazea und Rosatia genannt.Bildrechte: Colourbox.de / Alessandro Grandini

Gesichtsröte entwickelt sich in drei Phasen

Rosacea tritt in Phasen unterschiedlicher Intensität auf. Als erstes spüren die Betroffenen ein Wärmegefühl, während sich ihre Gesichtshaut deutlich sichtbar rötet. Bei vielen Erkrankten bilden sich in der zweiten Phase zusätzlich Knötchen (Papeln) und Eiterbläschen (Pusteln), nicht nur auf der Nase, sondern auch auf der Stirn, den Wangen, am Kinn und um den Mund herum. Rosacea kann man nicht verstecken. Darum schämen sich viele Betroffene. Manche wagen sich nicht ungeschminkt aus dem Haus oder meiden sogar die Öffentlichkeit.

Wieso sich die Erkrankung derart verschlimmern kann, zeigt sich unter dem Mikroskop: Die Oberfläche der Gesichtshaut weist Risse auf, Spalten und sogar tiefe Krater. Derart zerstört ist die Haut ohne Schutz. In die offenen Poren dringen winzig kleine Haarbalgmilben ein und lösen Entzündungen aus. Auch Pilze und Bakterien können sich ansiedeln. Wird Rosazea nicht behandelt, tritt sie ins dritte Stadium ein. Jetzt sieht man deutliche Schwellungen, die Haut eitert, die Nase verformt sich, sie "erblüht" geradezu zu einer Knolle.

Männer, die unter Rosacea leiden, bekommen oft eine rote Knollennase.Bildrechte: Colourbox.de/Alessandro Grandini

Abgrenzung von Allergie und Akne

"Die Rötung ist aber nur ein Symptom", so Marion Baege. Anzeichen für eine Rosacea könne auch eine spannende Haut sein. "So dass die Patienten sagen, sie fühlen sich nicht mehr wohl in ihrer Haut. Es brennt, es spannt, es krabbelt. Diese Symptome werden oftmals am Anfang mit einer Allergie auf bestimmte Pflegepräparate verwechselt", erklärt Marion Baege. Dies müsse zunächst mit einem Allergietest ausgeschlossen werden.

Bei Pusteln müsse geschaut werden, ob auch eine Akne dahinter liegen könnte. Das ließe sich recht schnell klären. "Bei einer Akne haben wir fettige Haut. Das ist bekannt. Das haben wir bei der Rosacea nicht. Die Haut ist empfindlich und trocken", erklärt die Hautärztin.

Dann schießt das Blut ins Gesicht: Auslöser

Ausgelöst wird die Rosacea meist durch sehr unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Faktoren: zum Beispiel Sonnenlicht, ein Saunabesuch, aber auch Kälte im Winter, scharf gewürztes Essen, kosmetische Produkte und sogar Sport oder Stress.

Also alles, was den Blutkreislauf in den Kapillargefäßen der Gesichtshaut anregt, was sie erweitert und zum Platzen bringen kann. Insofern zählt auch Alkohol zu den Auslösern oder er verstärkt die Symptome, wenn sie bereits da sind.

"Deswegen ist das so ein komplexes Krankheitsbild, was schwierig ist, auch mit einer Creme zu behandeln. Die Patienten brauchen ein bisschen Geduld", so Marion Baege. Heilbar ist die Rosacea nicht. "Wir können nur die Symptome lindern und den Patienten alltagstauglich machen, indem wir ihm verschiedene Therapiemöglichkeiten anbieten und auch Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil geben", sagt sie.

Hausmittel, die für Linderung sorgen können

Es gibt kein Medikament gegen Rosacea, auch keine Impfung, nur rezeptpflichtige Cremes und Gele. Als Hausmittel werden Entzündungshemmer wie Kamillenblütentee, Aloe Vera oder kalter grüner Tee empfohlen, die, als Kompressen aufgelegt, die Haut beruhigen.

Generell gilt: Weniger ist mehr. Überpflegen Sie die ohnehin strapazierte Haut nicht. Lauwarmes Wasser zur Reinigung genügt. Verzichten Sie auf fetthaltige Cremes.

Ernährungstipps bei Rosazea   

Experten raten zu einer entzündungshemmenden Ernährung: Kein Industriezucker, kein Weizen, kein Schweinefleisch, keine Kuhmilch. Einigen Betroffenen hilft Intervallfasten, um die Leber zu entgiften und das Immunsystem zu stärken. Heiße Getränke besser meiden. Viel frisches Gemüse, zuckerarmes Obst, Vollkornprodukte, gute Öle, Nüsse und Fisch sollten auf dem Teller landen.

13 rezeptpflichtige Mittel gegen Rosacea bei Stiftung Warentest

Die Stiftung Warentest hat im vergangenen Jahr 13 rezeptpflichtige Mittel bewertet, darunter Cremes und Gele sowie Antibiotika als Tabletten und Kapseln zum Einnehmen. Als geeignet stuften die Tester die Wirkstoffe Azelainsäure, Ivermectin und Metronida ein. Antibiotika mit den Wirkstoffen Doxycyclin und Minocyclin kommen in Frage, wenn die Cremes nicht helfen.

Am besten wirkt laut Stiftung Warentest das Gel "Skinoren 15 %" mit Azelainsäure. Laut Test verschwinden bei Verwendung dieses Produkt die Rosazea-Symptome teilweise komplett. "Etwas hautverträglicher" sind die Produkte "Metrogalen", "Metrogel" und "Rosiced" mit dem Wirkstoff Metronidazol. "Geringfügig besser" wirkt allerdings der Ivermectin - der steckt in der Creme "Soolantra". "Soolantra" und das "Metrogel" enthalten allerdings Parabene. Wer allergisch reagiert, sollte diese Mittel meiden.

Antibiotika sind keine Dauerlösung, sagt Stiftung Warentest. Es mangele noch an Wirksamkeitsstudien. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich Resistenzen bilden, wenn die Tabletten über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Doxycyclin und Minocyclin seien daher nur "mit Einschränkungen geeignet".

Auch Lasertherapie kann helfen

Im Kampf gegen die empfindlichen und sich stark rötenden Äderchen kann auch eine Lasertherapie sinnvoll sein. "Der Laser verödet die weit gestellten Gefäße der Rosacea, verklebt sie quasi. Und wenn ein Gefäß verklebt ist, kann kein Blut mehr durchfließen. Insofern ist es nicht mehr sichtbar", erklärt Prof. Jan-Christoph Simon, Leiter der Klinik für Dermatologie am Uniklinikum Leipzig, die Wirkungsweise. Ob die Kosten für die Behandlung übernommen werden, hängt von der Krankenkasse ab.

MDR (cbr)

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