• An den Theatern Chemnitz haben die Proben für die Oper "Rummelplatz" nach dem gleichnamigen Roman von Werner Bräunig begonnen.
  • Den Text für das Musiktheater hat die preisgekrönte Autorin Jenny Erpenbeck geschrieben.
  • Während sich einige Aspekte der Geschichte gut für eine Oper eignen, mussten viele Szenen auch gestrichen oder verändert werden.

Am 20. September soll der DDR-Roman "Rummelplatz" als Oper Premiere in Chemnitz feiern. Nun haben die Proben begonnen. Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck ("Heimsuchung", "Gehen, ging, gegangen", "Kairos") hat das Libretto für das posthum erschienene Werk von Werner Bräunig verfasst. "Von der ersten Seite an habe ich das Buch geliebt", sagte die Bestsellerautorin dem MDR.

Jenny Erpenbeck ist mit ihrer Literatur international erfolgreich. Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Matteo Nardone

Über den Roman "Rummelplatz" (Zum Ausklappen)

Der Autor Werner Bräunig verfasste zwischen 1959 und 1966 das Manuskript zu seinem Roman "Rummelplatz" über die ersten Jahre der DDR zwischen 1949 und 1953. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf dem Arbeitsalltag der Mitarbeitenden des Bergbaubetriebs Wismut. Der Aufstand des 17. Juni 1953 bildet das Ende des Buches.

Der Roman wurde wegen Diskussionen um Zensur nicht veröffentlicht und blieb zu Bräunigs Lebzeiten unvollendet. 1976 starb Werner Bräunig. 2007 erschien "Rummelplatz" zum ersten Mal, erntete positive Kritiken und war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Wie aus einem Buch eine Oper wird

Erpenbeck hat Opernregie studiert und gibt im Gespräch mit dem MDR zu, dass sie zunächst skeptisch gewesen sei, ob sich das 768 Seiten starke Buch in ein Opern-Libretto umwandeln ließe. Die literarische Qualität habe sie aber überzeugt: "Ich habe das Buch aufgeschlagen und habe die erste Seite gelesen und war ganz weg."

In der Opernfassung konzentriere sich Bräunigs Geschichte auf vier Hauptpersonen, erklärt Erpenbeck. Zudem sei der Teil der Erzählung weggelassen worden, der im Westen spielt. Alles fokussiere sich auf die Geschehnisse bei der Wismut.

Das Unternehmen Wismut baute im Auftrag der Sowjetunion Uran ab.Bildrechte: picture alliance / Paul Glaser/dpa-Zentralbild/ZB | Paul Glaser

Dabei gehe es darum, "dass die Leute sich auch selber wiedererkennen in dem Stück und ihrer Geschichte". Durch Bräunigs persönliche Erfahrungen bei der Wismut fühle sich dieser Teil der Geschichte näher und lebendiger an, beschreibt Erpenbeck die Gründe für die Schwerpunktsetzung.

Von der ersten Seite an habe ich das Buch geliebt.

Jenny Erpenbeck, Autorin

Originale Kompositionen von Ludger Vollmer

Während Jenny Erpenbeck das Libretto für die Opernversion von "Rummelplatz" verfasst hat, war Ludger Vollmer für die Kompositionen verantwortlich. Im Gespräch mit dem MDR hebt Erpenbeck hervor, sie teile das Anliegen des Komponisten, jüngere Menschen wieder mehr in die Oper zu bringen: "Oper ist eine wunderbare Kunstform", so Erpenbeck.

Der Komponist Ludger Vollmer hat die Oper "Rummelplatz" komponiert. Bildrechte: IMAGO / Thomas Müller

Viele Aspekte aus Bräunigs Werk würden sehr gut für die Oper funktionieren, beschreibt Erpenbeck: "Ich fand bei Bräunig wirklich großartig, dass er diese ganz verschiedenen Menschen überhaupt zusammenbringt in einem Buch, auch in ihrer Zuneigung zueinander, trotz der Verschiedenheiten."

Diese verschiedenen Stimmen ließen sich insbesondere in der Oper gut miteinander verbinden, indem sie in einem Quartett oder Sextett als ein Musikstück zusammenklingen. "Das ist natürlich auch das große Potenzial von Oper", resümiert Erpenbeck.

In Bräunigs Roman treffen im riesigen Uranbergbau-Betrieb der Wismut Kriegsheimkehrer auf Glücksucher, deutsche Bergleute auf Idealisten. Hier ein Foto aus einem Pausenraum der Bergleute.Bildrechte: picture alliance / Archiv Sächsische Zeitung | Hans-Dieter Opitz

Blick von heute ins Gestern

Einige Szenen aus Bräunigs Roman mussten für die Opernfassung angepasst werden. Eine politische Diskussion über die Atombombe zwischen den Figuren habe sie beispielsweise in einen Garten verlegt, so Erpenbeck: "Und da sitzen plötzlich junge Leute in einem schönen Garten am Wochenende und besprechen diese ganz schweren Dinge, die ihnen auch Angst machen."

Eine Bedrohung, die auch heute wieder aktuell sei, argumentiert Erpenbeck: Aus dem abgebauten Uran der Wismut waren sowjetische Atomwaffen hergestellt worden. All dies müsse direkt in den Dialogen zwischen den Figuren besprochen werden, in der Oper gebe es keine Erklärungen oder Fußnoten, erläutert die Autorin.

"Ich gehe davon aus, dass es auf gar keinen Fall langweilig wird", resümiert Erpenbeck.

Quellen: MDR SACHSEN (Andreas Berger)
Redaktionelle Bearbeitung: hro

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