Historischen Schuhen im Museum in Weißenfels droht Verfall
- Die neue Ausstellung im Schuhmuseum Weißenfels zeigt neben Arbeiten des Designers Kobi Levi auch Schuhe aus der eigenen Sammlung, die über 300 Jahre alt sind.
- Einige Stücke im Depot sind in einem deutlich schlechteren Zustand als erwartet, stellte sich in Vorbereitung der Schau heraus.
- Häuser in ganz Sachsen-Anhalt haben Probleme mit dem Erhalt ihrer Sammlungen.
Im Schuhmuseum im Weißenfelser Schloss öffnete am Sonntag eine Sonderausstellung. 85 Paar Schuhe und über 200 weitere Exponate sind dort zu sehen.

Dazu gehören Arbeiten des international renommierten Designers Kobi Levi: bunt und geformt als Alltagsgegenstände wie Teekanne oder Xylofon.
Genau so prachtvoll und skurril ist das Schuhwerk der eigenen historischen Sammlung, das ebenfalls gezeigt wird. Kurz vor Eröffnung der Schau wurde jedoch bekannt, das die Weißenfelser Sammlung bedroht ist: Während viele Exponate die aktuelle Ausstellung bereichern, vergammeln andere im Depot – das bestätigt ein Gutachten. Demnach ist die Depotsituation in dem historischen Gebäude ungeeignet, um wertvolle Kulturgüter aufzubewahren.

Böses Erwachen im Schuhmuseum Weißenfels
Man wisse schon lange, dass die sachgerechte Lagerung von Kulturgütern in einem historischen Gebäude wie dem Schloss schwierig sei, sagt Kuratorin Isabell Radecke-Aurin. Das Ausmaß der Schäden habe man aber erst in Vorbereitung der Schau erkannt. Einige Stücke seien unwiderbringlich zerstört und müssten entsorgt werden, "weil das konservatorisch zu bedenklich war oder einfach keinen Sinn gemacht hätte, einen zerstörten Schuh zu zeigen."

Probleme mit Depot und Erhalt der historischen Sammlung
Das Schuhdepot in Weißenfels beherberge auf mehreren hundert Quadratmeter gut 15.000 Objekte, davon 8.000 Paar Schuhe, erklärt Radecke-Aurin. Die seien als Gebrauchsgegenstände aus konservatorischer Sicht eine weitere Herausforderung. Gewisse Bestandteile, besonders Polyurethan, seien tickende Zeitbomben.
Die Räumlichkeiten sind eigentlich suboptimal.
Um eine belastbare Bestandsaufnahme des Depots zu erhalten, wurde durch die Stadt ein externer Gutachter bestellt. Dafür wurde Weißenfels finanziell durch das Land Sachsen-Anhalt unterstützt.

Oberbürgermeister Martin Papke fasst das unheilvolle Fazit zusammen: "Die Räumlichkeiten sind eigentlich suboptimal", deshalb müsse beispielsweise eine klimatische Unterbringung nachgeholt werden. Außerdem müsse man sich in den kommenden Jahren mit der Digitalisierung des Bestands und dem Befall von Ungeziefer auseinandersetzen.
Es ist ein Schatz, den es in die Zukunft zu bringen gilt.
Kritische Zustände in ganz Sachsen-Anhalt
Marc Holly, von der Beratungsstelle Bestandserhaltung Sachsen Anhalt, warnt, damit nicht zu lange zu warten. Im Auftrag des Landes berät er die rund 200 Museen in Fragen zu Sicherheit und Depots. Probleme in diesem Bereich seien flächendeckend. In ganz Sachsen-Anhalt gäbe es zu große Sammlungen, übervolle Depots und zu wenig Personal.
In Weißenfels war er selbst noch nicht vor Ort. Weil in dem externen Gutachten aber die Rede von "aktivem Schädlingsbefall" ist, scheint für ihn die Situation als besonders dramatisch. "Weil dort in kürzester Zeit ein großer Schaden angerichtet wird." Mit jedem Monat und Jahr, in dem man das Problem nicht angehe, wachse die Zahl der Insekten oder des Schimmels. Mit der Zeit entstehe dadurch ein unwiederbringlicher Schaden.

Das wolle man in Weißenfels verhindern, betont Oberbürgermeister Papke. Zwar sei das Depot nur eines von vielen Projekten, die in der Stadt anstehen, dass man sich um den Schutz der Kulturgegenstände kümmern müsse, sei aber klar: "Es ist ein Schatz, den es in die Zukunft zu bringen gilt."
Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer), Schuhmuseum Weißenfels; redaktionelle Bearbeitung: az, tmk, ks
Weitere Informationen zur Ausstellung
"everlasting – timeless footwear"
17. August 2025 bis 31. Mai 2026
Museum Schloss Neu-Augustusburg
Zeitzer Straße 4
06667 Weißenfels
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr
montags geschlossen
Eintritt
Museum und Schlosskirche: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
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