• Beim Kunstfest Weimar wurde am Mittwochabend eine Neuinterpretation von Goethes Faust uraufgeführt
  • Das Stück verwandelt Tech-Milliardär Elon Musk in einen modernen Faust.
  • Gazastreifen, Ukrainekrieg oder Postkolonialismus – die Inszenierung ist mit politischen Kommentaren gespickt.

Am Mittwoch ist zur Eröffnung des Kunstfestes Weimar mit "Faust X" eine neue Interpretation des Goethe-Stoffs erstmals aufgeführt worden. 250 Jahre nach der Ankunft des berühmten Dichters im Weimar versetzt der südafrikanische Regisseur Brett Bailey den klassischen Stoff in das 21. Jahrhundert.

Elon Musk wird zum Faust des 21. Jahrhunderts

Das Stück zieht Vergleiche zwischen der Figur des Fausts und modernen Tech-Milliardären. Der moderne Faust, so beschreibt es das Kunstfest Weimar auf seiner Website, "führt Kriegsspiele an den Rändern der EU. Er entwirft ehrgeizige Pläne zur technologischen Expansion, um die Natur, die Gesellschaft und – wie ein Tech-Oligarch – ferne Planeten zu beherrschen." Der Antrieb seines Handelns, sei die Gier nach Macht.

Es bleibt aber nicht bei Anspielungen auf den reichsten Mann des Planeten, Elon Musk. Beim Kunstfest Weimar wird man konkret und lässt einen Schauspieler mit Musk-Konterfei die Bühne betreten. Im schwarzen Anzug und mit einer Kettensäge bewaffnet führt er die Welt "ab in Krieg und Katastrophe", beschreibt MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky, der die Premiere von "Faust X" gesehen hat, die Szene.

Es sind sehr starke Theaterbilder, die dem Publikum sehr virtuos, sehr anrührend vorgestellt werden.

Stefan Petraschewsky, MDR KULTUR-Theaterredakteur

Politische Kommentare von Gaza bis Ukraine

Das Stück ist gespickt mit politischen Seitenhieben. Es werde auf Donald Trumps Pläne angespielt, den Gazastreifen in eine "Riviera des Nahen Ostens" zu verwandeln. An anderer Stelle gehe es um den Ukrainekrieg, erläutert Stefan Petraschewsky: "Zu Tschaikowskys Blumenwalzer aus dem 'Nußknacker' lassen die Schauspieler eine kleine Drohne fliegen. Ein zynischer Kommentar, diese Ballettszene!"

Das Bühnenbild von "Faust X" greift in einigen Szenen auch afrikanische und arabische Elemente auf.Bildrechte: Candy Welz

Bei tragenden Handlungssträngen wie Mephistos und Fausts Wirken am Kaiserhof oder dessen Familiengeschichte sind zudem Andeutungen auf die Machtverhältnisse zwischen dem globalen Norden und Süden allgegenwärtig. So werde eine Szene "wie ein Comic als kurze postkoloniale Geschichte Afrikas erzählt", so der Theaterkritiker. Die Geschichte um Faust, Helena und ihren Sohn Euphorion wiederum erinnere an Voodoo-Rituale, "weil Puppen, Federn, Eier hier eine Rolle spielen."

Maskentheater mit Musik von Mozart und Tschaikowsky

Die Inszenierung kombiniert die Handlung aus beiden Faust-Teilen, konzentriert sich aber auf den Inhalt des zweiten Bandes. Auf die Bühne bringen das acht Schauspielerinnen und Schauspieler, die mit "archaisch wirkenden Masken" und "oft statisch komponiert, mit wenigen, zeichenhaften Requisiten" spielen, beschreibt es Stefan Petraschewsky.

Dem wenig pompösen Bühnenbild stehe "eine sehr fette, fast opernhafte Soundspur" gegenüber: "Da war Mozart, Tschaikowsky und Henry Purcell mit Wunschkonzert-Titeln zu hören. Sprich: europäische Musik und hier und da auch ein paar afrikanische, arabische Klänge, aber sehr sparsam", so der Theaterkritiker weiter bei MDR KULTUR.

Mit Space X zum Mars

Während in der Endszene Faust als alter Mann auf der Bühne seine letzten Worte spricht, bauen Arbeiter eine Raketenstartrampe auf. Elon Musk – diesmal als Puppe – steigt hinein und fliegt zum nächsten Planeten, "weil es hier auf der Erde mit seinen Ideen nicht geklappt hat" so abschließend Stefan Petraschewsky.

Die Inszenierung thematisiert auch die postkolonialen Beziehungen zwischen dem globalen Norden und Süden. Bildrechte: Candy Welz

Weitere Informationen zu "Faust X"

"Faust X"
Schauspiel nach Goethe von Brett Bailey und "Third World Bunfight"

Spielstätte Redoute
Ettersburger Straße 61 | 99427 Weimar

Premiere am 20.08.2025

weitere Termine:
21.08.2025, 20.30 Uhr
22.08.2025, 18.00 Uhr
22.08.2025, 15.00 Uhr

Quelle: MDR KULTUR (Stefan Petraschewsky), Redaktionelle Bearbeitung: tis

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