Kunstfest Weimar versetzt Goethes "Faust" in rechtsextreme Zeiten
- Beim Kunstfest Weimar feiert am Montag eine weitere Faust-Inszenierung Premiere.
- "Von allen Geistern" spielt in einer Zeit, in der Rechtsextreme regieren.
- Das Stück will Zuschauerinnen und Zuschauer anregen, sich selbst die Gretchenfrage zu stellen.
Mit "Von allen Geistern" bringt das Kunstfest Weimar am Montag eine weitere Faust-Inszenierung auf die Bühne. Das Auftragswerk aus der Feder von Theresia Walser holt den Stoff in eine Zeit, in der Rechtsextreme erneut die Macht übernommen haben.
Faust in Zeiten einer rechtsextremen Regierung
Im Fokus steht dabei ein Lehrerehepaar: Geschichtslehrerin Ella und ihr Mann Tim, der gerade Schulleiter geworden ist. Ella und Tim sind seit 30 Jahren ein Paar und stellen fest, wie die neue politische Situation beginnt, interessenbedingt einen Keil zwischen sie zu treiben.

Tim sei Schulleiter geworden und wolle das auch bleiben, erklärt Dramatikerin Theresia Walser, andererseits wolle er in den Widerstand. "Er hat seine Redlichkeit! Er sagt: Nein, wir werden keine Flaggen aufhängen! An einem Goethe-Gymnasium tut man das nicht. Man kann das nicht zusammenbringen. Eine Weltflagge denke ich mir, könnte man hinhängen, wenn es sowas gäbe."
Man ist Schulleiter geworden, das will man eigentlich bleiben, andererseits will man in den Widerstand.
Diesen innerlichen Kampf Tims und Ellas macht Theresia Walser auf der Studiobühne des Deutschen Nationaltheaters Weimar sichtbar: Während das Paar die jährliche Abschlussfeier der Schule vorbereitet, liefert es sich, gespielt von Judith Rosmair und Steve Karier, einen Schlagabtausch – und mit ihm zwei Kollegen, die ebenfalls von den Schauspielern von Tim und Ella dargestellt werden.

Schauspieler tauschen Rolle und Geschlecht
Regisseur Torsten Fischer verspricht ein unterhaltsames Spiel mit Rollen und Geschlechtern. Es sei sehr apart und lustig, dass der Schulleiter dann auch noch die Alkoholikerin Paula, die Mathe und Kunst unterrichtet, spiele. "Und die sexuell unterbeschäftigte Ehefrau Ella auch noch den ein bisschen angeschwulten Nazi-Turnlehrer."
Manchmal bleibt einem das Lachen dann auch im Halse stecken.
Vor den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer geht es hin und her zwischen Ella und Tim, die nicht nur ihre Rollen und Geschlechter wechseln, sondern immer wieder auch Meinungen vertreten, die sie gerade noch bekämpft haben.

Ob es sich bei Fred und Paula um ihre Alter-Egos handelt, werde im Stück nicht ganz so deutlich, sagt Schauspieler Steve Karier – und das sei genau richtig so, schließlich handele es sich bei dem Stück um tiefgehende Clownerie. "Man sieht, wie die sich verwandeln und in die nächste Rolle einsteigen. Zerfleischung und Farce liegen da ganz nah beieinander." Das sei schön und selten zugleich, auch wenn einem manchmal das Lachen im Halse stecken bleibe.
Goethe-Adaption soll zum Nachdenken anregen
Und genau darum geht es Theresia Walser, der Tochter des Schriftstellers Martin Walser, die schon mehrfach Produktionen zum Kunstfest Weimar beigesteuert hat. Mit "Von allen Geistern" wollen sie und ihr Team nicht nur unterhalten, sondern auch aufklären und an das Publikum appellieren, doch einmal tief in sich selbst hineinzuhorchen und sich zu fragen: Wie würde ich mich eigentlich verhalten in einer solchen Situation?
Weitere Informationen zum Stück
"Von allen Geistern"
Studiobühne des DNT Weimar
Theaterplatz 2 | 99423 Weimar
Premiere: 25. August, 20 Uhr
weitere Termine:
26. August, 18 Uhr
29. August, 20 Uhr
Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), Kunstfest Weimar; redaktionelle Bearbeitung: tmk
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