"Keine reflexartigen Verbote"
In einem offenen Brief warnen Organisationen aus dem Bildungsbereich vor pauschalen Handyverboten an Schulen. Kinder und Jugendliche würden damit entmündigt. Auch über die Social-Media-Nutzung wird weiter diskutiert.
Sollen Smartphones an Schulen verboten werden? Über diese Frage wird seit längerer Zeit diskutiert. Einige Bundesländer haben schon ein Handyverbot beschlossen. Auch Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) ist offen dafür. Organisationen aus dem Bildungsbereich sprechen sich jetzt aber gegen solche pauschalen Regelungen aus.
In einem offenen Brief heißt es: "Wir brauchen pädagogisch begleitete Erfahrungsräume, keine reflexartigen Verbote." So würde keine Medienkompetenz geschaffen und das Problem ins Private verschoben. Unterstützt wird der offene Brief vom Bundeselternrat, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, dem Deutschen Kinderhilfswerk sowie dem Zentrum für digitalen Fortschritt D64.
"Pauschale Verbote entmündigen Kinder und Jugendliche"
Der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Kai Hanke, sagt: "Pauschale Verbote entmündigen Kinder und Jugendliche und stehen in krassem Widerspruch zu ihrem in der UN-Kinderrechtskonvention garantierten Recht auf digitale Teilhabe sowie den Aufbau von Medienkompetenz."
Für die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur betonte ihr Co-Vorsitzender Rüdiger Fries, Medienkompetenz entstehe nicht durch Weglegen der Smartphones, sondern durch reflektierte Begleitung und pädagogisch-didaktische Gestaltung.
Erst im Juni hatte das Landesparlament des Saarlandes die Nutzung privater Smartphones und Smartwatches in den ersten vier Jahrgangsstufen der Grund- und Förderschulen verboten. In Nordrhein-Westfalen sollen alle Schulen bis zum Herbst altersgerechte Regeln für die Handynutzung aufstellen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sollen das die Schulen selbst regeln.
Unterstützung für Social-Media-Verbot
Doch nicht nur über die generelle Handy-Nutzung wird diskutiert. Auch die Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen in Sozialen Medien sind im Fokus. Familienministerin Prien hat eine Expertenkommission angekündigt. Die soll prüfen, ab welchem Alter die Nutzung von Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok erlaubt werden sollte. Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), hat sich schon für strikte Altersgrenzen ausgesprochen.
Die Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendpsychiater befürwortete das. Vorstandsmitglied Eva Möhler sagte der Rheinischen Post: Ein Social-Media-Verbot für Unter-13-Jährige sei "sehr zu befürworten". Viele Eltern berichteten, mit ihren Kindern wegen der Mediennutzung im Dauerstreit zu sein. "Da könnte es für Eltern eine große Entlastung sein, sich klar auf gesetzliche Regelungen, wie es sie ja auch für Alkohol und Zigaretten gibt, beziehen zu können."
Doch es gibt auch Widerspruch. Der kommt unter anderem vom Kinderschutzbund. Das Argument: Pauschale Regelungen würden Jugendliche unvorbereitet in die Erwachsenenwelt entlassen.
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