RSV-Impfung zeigt Wirkung bei Säuglingen
- Zahl der RSV-Fälle bei Säuglingen halbiert
- In Sachsen und Thüringen noch stärkerer Rückgang der Erkrankungen
- Stiko empfiehlt Antikörper-Wirkstoff Nirsevimab
- BVKJ: Änderung in der Logistik könnte RSV-Impfrate deutlich erhöhen
Die Zahl der Säuglinge, die am Erkältungsvirus RSV erkrankt sind, hat sich innerhalb eines Jahres mehr als halbiert. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden im vergangenen Winter pro 100.000 Babys etwa 1.000 Erkrankungen gemeldet. Im Vorjahreszeitraum seien es knapp 2.300 Fälle gewesen. Es kamen auch nur etwa halb so viele Babys ins Krankenhaus. Bei älteren Kindern und Erwachsenen war das nicht der Fall. Ein Grund für den Rückgang ist laut RKI die Immunisierung.
Zwar schwankten die RSV-Zahlen von Saison zu Saison, doch ein Rückgang nur in der neuerdings geschützten Altersgruppe sei nach RKI-Einschätzung wahrscheinlich kein Zufall. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt seit Juni 2024 einen Antikörper-Wirkstoff zum Schutz vor RSV für alle Neugeborenen und Säuglinge – denn gerade diese haben ein höheres Risiko schwer an RSV zu erkranken.
Zahl der Erkrankungen in Sachsen und Thüringen mehr als halbiert
Die Fallzahlen für die mitteldeutschen Länder haben sich ähnlich entwickelt und teils mehr als halbiert. In Thüringen sind in der Saison 2023/2024 über 549 Erkrankungen pro 100.000 Kindern unter einem Jahr erfasst worden, im vergangenen Winter nur noch 179. In Sachsen haben sich die erfassten Erkrankungen ebenfalls mehr als halbiert von 1.220 auf 455 und in Sachsen-Anhalt ging es von 733 auf 362 runter.
Deutschlandweit sind RSV-Infektionen seit 2023 meldepflichtig, in Sachsen bereits seit 2002. Informationen zur Krankenhauseinweisung lagen bundesweit für zwei Drittel der RSV-Fälle bei Säuglingen vor.
Stiko empfiehlt Antikörper-Wirkstoff Nirsevimab
Bei dem von der Stiko empfohlenem Antikörper-Wirkstoff handelt es sich um eine einmalige Injektion des Antikörpers Nirsevimab und um eine sogenannte passive Immunisierung: Verabreicht werden bereits gebildete Antikörper, diese werden also nicht aktiv vom eigenen Immunsystem produziert. Diese soll alle Säuglinge vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison erhalten, beziehungsweise direkt nach der Geburt, wenn diese in die RSV-Saison fällt.
Im vergangenen Winter hatte es ein hohe Nachfrage der Eltern in den Kinderarztpraxen nach der RSV-Impfung gegeben. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) warnte damals vor einem Engpass.
Wird ausreichend Impfstoff vorhanden sein?
In diesem Jahr ist mit dem Impfungen noch nicht begonnen worden. Daher sei es schwierig Aussagen zur Lieferbarkeit zu treffen. "Nach Herstellerangaben kein Problem, so hieß es aber auch in der letzten Saison", erklärt die BVKJ-Bundessprecher, Tanja Brunnert. "Damals hatte sich das nicht bewahrheitet."
Die Sprecherin sieht noch ein anderes grundlegendes Problem: In den meisten Bundesländern könnten die Impfstoffe gegen RSV nicht auf Sprechstundenbedarf bestellt werden. Eltern müssten das Rezept selbst in der Apotheke einlösen und den Impfstoff entweder in die Praxis liefern lassen oder zum Termin mitbringen. "Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass dies oft nicht sehr gut funktioniert."
BVKJ: Änderung in der Logistik könnte RSV-Impfrate deutlich erhöhen
Andererseits berge auch die Bestellung auf Sprechstundenbedarf ein Risiko für die Praxen, so Brunnert. "Wir haften als Praxisinhaber*innen für den Inhalt unserer Impfstoffkühlschränke. Der Impfstoff gegen RSV ist teuer, das Risiko damit größer."
Aus Sicht der BVKJ-Sprecherin würde es die Logistik vereinfachen, wenn die Impfstoffe über den Sprechstundenbedarf bestellt werden könnten und die Krankenkassen die Haftung für die Impfstoffe in den Kühlschränken übernehmen. "Diese sind ja auch die Inhaberinnen der Impfstoffe. Dies würde die Durchimpfungsraten sicherlich deutlich erhöhen können."
RSV kann bei Säuglingen Lungenentzündungen verursachen
Jährlich erkranken zahlreiche Kinder an RSV. Die Krankheit verursacht bei Kindern wie Erwachsenen Infektionen der Atemwege. Grundsätzlich kann man in jedem Alter daran erkranken und sich wiederholt infizieren. Gerade bei Säuglingen kann der Erreger Bronchitis und Lungenentzündungen verursachen. Bei schwerem Verlauf kann laut RKI eine Beatmung nötig sein. Tödliche Verläufe sind möglich, in Deutschland aber sehr selten.
MDR (dpa/mpö)
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